Als Arminen-Fan ist einem auch nicht zu helfen. Selbst nach der 4:0-Niederlage im Relegationshinspiel gegen Wehen Wiesbaden schöpften viele von uns im heimischen Stadion wieder Hoffnung, als Fabian Klos in der 4. Minute das Ding ins Tor zimmerte. Hoffnung auf ein großes Fußball-Wunder, die spätestens in der Nachspielzeit der ersten Hälfte zunichte gemacht wurde. Der Rest ist Geschichte und Arminia startet Anfang August in der 3. Liga in eine neue Saison. Mit neuen Spielern, neuem Trainer und einem neuen Sport-Geschäftsführer.

Alles auf Anfang? Nein nicht alles. Die Fans – hoffentlich die meisten – sind noch da und der Spieler, der den Club der Ostwestfalen in der jüngeren Geschichte des 1905 gegründeten Clubs wie kein Zweiter verkörpert, hat gerade seinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert. Ganz klar, mit einem Abstieg will sich Fabian Klos nicht verabschieden. Der 35-Jährige will es noch mal wissen. Zu den aus Arminia-Sicht wenigen Highlights der Saison gehört sicherlich, dass der von den Anhänger*innen als „Fußball-Gott“ titulierte Stürmer den bisherigen Rekordhalter Wolfgang Kneib (408 Pflichtspiele für Arminia Bielefeld) mit seinen 420 Einsätzen überholte. Im DSC-Trikot erzielte er 171 Tore. Mit Fabian Klos bleibt nicht nur der Kapitän und mutmaßlich älteste Spieler an Bord, sondern mit Henrik Koch wurde bereits der vermutlich jüngste Spieler im Kader verpflichtet. Der DSC verlängerte den Vertrag mit dem Akademinia-Spieler, der im April mit Arminias U17 den Gewinn der Deutschen Meisterschaft feierte und mit 17 Toren zum Torschützenkönig der U17-Bundesliga West wurde. Der Youngster gab beim Relegations-Rückspiel sein Profidebüt – mit 16 Jahren, neun Monaten und 20 Tagen der jüngste jemals eingesetzte Spieler der DSC-Historie.

Ein Treffer gegen Dresden: Fabian Klos jubelt.

Für die Innenverteidigung wurde der 21-jährige Louis Oppie verpflichtet, der für die zweite Mannschaft von Hannover 96 in der vergangenen Saison 34 Einsätze in der Regionalliga Nord absolvierte. Erfahrung in der 2. und 3. Liga kann Sam Schreck vorweisen, der vom FC Erzgebirge Aue wechselt und dort im zentralen Mittelfeld agierte.

Das wird ein arbeitsreicher Sommer für Michael Mutzel, den neuen Sport-Geschäftsführer, bis der Kader für die Saison 2023/24 steht. Und eine große Aufgabe für den Cheftrainer Mitch Kniat, aus den vielversprechenden Spielern das Optimum herauszuholen und aus den Individuen eine Mannschaft zu formen, die die vielbeschworenen Arminia-Grundtugenden – stur, hartnäckig, kämpferisch – tatsächlich bei jedem Spiel über 90 Minuten plus x auf den Rasen bringt.

Vielleicht macht ein Blick auf die jüngere Historie Mut: 2009 aus der Bundesliga abgestiegen, fand sich Arminia bereits 2011 in der 3. Liga wieder. Zwei Spieler hatten einen gültigen Vertrag, als der seinerzeit neue sportliche Leiter Samir Arabi sein Amt antrat. Er verpflichtete u. a. Fabian Klos und im Kader fanden sich Spieler wie Diego Demme, Sebastian Hille, Tom Schütz, Manuel Hornig und einer, der in diesem Jahr am Gewinn der Champions League mit Manchester City beteiligt war: Stefan Ortega Moreno. Und so wird es auch irgendwann wieder aufwärts gehen – und irgendwann vermutlich auch wieder runter. Aber das kennen wir ja schon. ✔

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