GLÜCKSGEFÜHL

Tanzen soll Glücksgefühle auslösen. Ich bin mir da nicht so sicher.
Schrittreihenfolgen waren noch nie meine Stärke. Und mit lateinamerikanischen Tänzen, wie Salsa, Kizomba, Reggaeton oder Bachata – letzterer kommt ursprünglich aus der Dominikanischen Republik, entstand dort in den 1960ern und entwickelte sich aus einer Form des kubanischen Boleros – betrete ich ebenfalls absolutes Neuland.

Da geht’s meinen Kolleginnen Pia, Djamila und Julia mit Erfahrungen im Hiphop, Jazz, Zumba oder Modern doch deutlich anders. Und auch die beiden anderen Tänzerinnen, Marita und Anna, sind im positiven Sinne „vorbelastet“. Für uns steht heute jedenfalls eine Bachata-Stunde auf dem Programm. Kerstin Bodensiek-Kleine, die in Kolumbien aufgewachsen ist, zeigt uns, wie es geht. „Der Grundschritt ist leicht zu lernen“, verspricht sie gleich zu Anfang. Doch bevor es mit den ersten Schrittübungen losgeht, gibt es ein kleines Warm-up im Tanzsaal. Kerstin macht vor, wie es geht: Fließende weiche Bewegungen, bei denen erst abwechselnd die Schultern gehoben, gesenkt und dann abwechselnd nach links und rechts geschoben werden. Sieht leichter aus als gedacht, aber alle bekommen es nach kurzer Zeit hin. Einige Male den Brustkorb nach vorn und hinten geschoben und die Hüfte kreisen lassen – auch das funktioniert. „Es muss nicht alles klappen, das wird“, erklärt Kerstin immer wieder und übt mit uns erst einmal ohne Musik den Grundschritt. Den haben wir tatsächlich Ruckzuck verinnerlicht.
Er besteht aus drei Schritten plus einem „Tipp“. Man kann ihn auch vorwärts und rückwärts oder auf der Stelle tanzen, diagonal oder drehend. Auf jeden Fall erinnert er an den klassischen Diskofox, der jedoch mit einem Schritt weniger auskommt. Die Konzentration spiegelt sich in unseren Gesichtern. Für den richtigen Vibe, aber auch Entspannung, sorgt schließlich die Musik. „La Historia“ von DJ Tony Pecino, DJ Husky und Mario Baro füllt den Tanzsaal.
Wie in den meisten Bachata-Songs geht es um Liebe und Beziehungen, um Leidenschaft, Herzschmerz und Sehnsucht. Und das darf sich auch in unseren Bewegungen spiegeln, findet Kerstin, die uns immer wieder motiviert und die Choreografie peu à peu erweitert. Die Schrittfolgen – inklusive Drehungen – ergänzt sie durch geschmeidige Armbewegungen. „Bachata ist durch seine Hüft- und Oberkörperbewegungen ein sinnlicher und sehr weiblicher Tanz, den man allein, aber natürlich gut als Paar tanzen kann“, betont Kerstin, die eins mit der Musik ist, während einige von uns gerade aus dem Tritt kommen.
Und sich eine kleine Dosis Frustration breitmacht. Dann, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt oder wir aus dem Flow kommen. Doch der Spaß überwiegt und zaubert allen ein Lächeln ins Gesicht. Denn auch wir erleben ihn, diesen Glücksmoment, wenn die Choreo am Ende klappt und sich das Gefühl einstellt, den Körper einfach fließen zu lassen.

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