Zielsicher eingeloggt

Bis heute war ich ein ahnungsloser Muggel. Zumindest aus Sicht der Geocache-Community. Doch das soll sich ändern. Ich wechsle die Seiten. Auch ich möchte versteckte Schätze in unbekanntem Gelände aufspüren, statt unwissend im Grünen spazieren zu gehen oder nichtsahnend in der Stadt eine Runde zu drehen. Schließlich warten allein in Bielefeld und Umgebung 1.892 Caches darauf, gesucht und gefunden zu werden. Und ganz klar: Beim Finden der Caches möchte ich auf keinen Fall entdeckt werden.

Einfach losgehen is nich. Bevor ich zu meinem ersten Geocache aufbrechen kann, muss ich mich registrieren. Also zücke ich schon mal mein Smartphone. Der Account samt Nutzernamen ist schnell auf einer der gängigsten Geocaching-Plattformen (geocaching.com oder opencaching.de) eingerichtet. Die Welt des Geocachen liegt mir jetzt zu Füßen. Und eine Community, die kontinuierlich wächst und sich gegenseitig mit Tipps unterstützt – natürlich ohne zu spoilern.

Die einzelnen Caches sind – damit Anfängern wie mir nicht gleich der Wind aus den Segeln genommen wird – in verschiedene Kategorien eingestuft. Von einfach bis schwer. Am einfachsten – und gleichzeitig am häufigsten vertreten – sind „Traditionals“. Sie bestehen aus nur einer Station und lassen sich anhand von Koordinaten finden. Manchmal werden auch mehrere Traditionals miteinander verknüpft, so dass man sie quasi „hintereinander“ lösen kann. Im Gegensatz dazu sind bei den sogenannten „Multis“ die Koordinaten des Verstecks unbekannt. Man muss sich diese erst durch das Aufspüren verschiedener Stationen selber erarbeiten. Noch härter wird’s dann bei einem Rätseloder Mystery-Cache. Um die Finalkoordinaten zu erhalten, warten Sudokus, verschlüsselte Texte oder mathematische Fragestellungen als Herausforderung. Ich geh lieber – ganz Anfänger – auf Nummer sicher und wähle zum Einstieg einen Traditional.

Mein Smartphone – alternativ geht auch ein GPS-Gerät – lege ich für den heutigen Gang durch den Wald nicht mehr aus der Hand. Die Koordinaten – mit deren Hilfe ich den Cache suche – lasse ich mir per App auf dem Handy anzeigen oder markiere sie als Wegpunkte auf Google Maps. Meine Anspannung steigt je näher ich dem Ziel komme. Etwas unschlüssig verlasse ich den Weg und suche. Und bin erfolgreich. Am Fuße einer dicken Buche entdecke ich ein Döschen – gut verborgen – zwischen den Wurzeln. Ein verstohlener Blick nach rechts und links, erst dann greife ich nach dem kleinen wasserdicht verschlossenen Behälter. Eine eher unscheinbare Röhre, in der das Logbuch steckt, in das ich mich mit meinem Nutzernamen und Datum eintrage. Nachdem ich den Fund auch auf der Geocaching-Plattform eingeloggt habe – und dafür mit einem Smiley belohnt werde – geht’s weiter zum nächsten Cache, der auf der Strecke liegt. Finderlohn macht glücklich. Auch mich. Das wissen wohl auch diejenigen, die die Caches legen und ihnen nicht nur zu ihren Namen verhelfen, sondern manchmal auch kleine Goodies hinterlegen. Darf man diese mitnehmen, ist es Ehrensache ein anderes Geschenk zu hinterlassen. Ich gehe auch ohne Präsent motiviert weiter.

Fürs Erste bin ich glücklich, den Cache überhaupt entdeckt zu haben. Übrigens: Wer den Cache erstellt, ordnet ihm auch eine Schwierigkeitsstufe – auch mit Blick aufs Terrain – zu. Das ist bei meiner rund eineinhalbstündigen Tour einfach: Immer dem Wanderweg folgen. Darüber dürften erfahrenere Geocacher müde lächeln. Neben kleineren Magneten, die für viele bereits zum Standard gehören, machen sich einige nämlich mit UV-Lampe oder Kletterausrüstung auf den Weg. Entweder, weil es ein Nachtcache ist oder der Cache in den Wipfeln eines Baumes auf seine Finder wartet. Wer sich also für einen Cache entscheidet, sollte sich genau über den Schwierigkeitsgrad informieren. Wie beliebt ein Cache ist, lässt sich dagegen ganz einfach auf den Geocaching-Plattformen nachlesen. In Bielefeld gehören zu den Favoriten zum Beispiel „Das Muggel Dreieck“, „Die drei ??? Zentrale“, „Bergbau in Bielefeld – Gibt’s doch gar nicht“, „Teuto-Tour – Fernsehturm, Tierpark & Co.“ oder „Alma & Max“. Auch Astrid Lindgren hat im östlichen Teutoburger Wald anscheinend ein Zuhause gefunden und lädt zur Suche nach Prusselliese, Herrn Nilsson, Annika, Tommy und Kapitän Langstrumpf ein. Wie lange ein Cache bereits existiert, lässt sich natürlich auch nachvollziehen. Am 17. November 2001 – also vor fast 20 Jahren – wurde der erste in Bielefeld gelegt. „First_OWL“ ist ein Multicache, an den ich mich noch nicht heranwage. Aber bald.