Selbsthilfegruppen Diabetes

„Nie die Hoffnung aufgeben“, das ist das Motto der Diabetiker Selbsthilfegruppen Bielefeld. Mit der Diagnose Diabetes ist man wahrlich nicht allein. Aktuell sind es etwa 11 Millionen Menschen in Deutschland, davon 8,7 Millionen mit einem Typ-2-Diabetes.

Typ-2-Diabetes gilt als Volkskrankheit und wird von einem Insulinmangel oder einer Resistenz hervorgerufen. Durch eine falsche Ernährung, mangelnde Bewegung und negativen Stress sowie einer genetische Veranlagung kann das Insulin, das den Blutzucker im Körper reguliert, nicht richtig wirken. Dieser Diabetes-Typ geht oft einher mit starkem Übergewicht, Bluthochdruck und Störungen des Fettstoffwechsels. Das Risiko für Herzinfarkt, Herzschwäche, Schlaganfälle, Nierenund Augenschäden sowie Nervenschädigungen ist dadurch beträchtlich erhöht.

Umso wichtiger ist das Wissen um die Erkrankung. „In unseren Selbsthilfegruppen tauschen wir uns zu allen Fragen rund um Diabetes aus“, berichtet Barbara Bollhöfener, die in der Gruppe in Jöllenbeck aktiv ist. Vor 47 Jahren wurde bei ihr ein Typ-1-Diabetes festgestellt – und seitdem muss sie täglich mehrfach Insulin spritzen, denn das körpereigene Abwehrsystem zerstört die insulinproduzierenden Zellen. In der Bauchspeicheldrüse wird bei einem Typ 1 wenig oder gar kein Insulin mehr produziert. „Ich muss mich jeden Tag mit meinem Diabetes beschäftigen, damit es mir gutgeht“, sagt die 74-Jährige, die im Laufe der Zeit auch die vielen technischen Neuerungen im Umgang mit der Erkrankung erlebt hat. Angefangen bei den Glas- über die Plastikeinwegspritzen bis hin zu den heute gebräuchlichen Pens in Form eines dickeren Kugelschreibers.

DIE EINSTELLUNG ENTSCHEIDET

Vor jeder Mahlzeit müssen die Kohlenhydrate berechnet werden – davon hängt die Menge des zu spritzenden Insulins ab – und der Blutzuckerwert muss gecheckt werden. Das ist heute dank moderner Technik deutlich einfacher geworden. Während vor einigen Jahren dafür ein Stich in den Finger nötig war, um anschließend einen Tropfen Blut auf einen Teststreifen zu geben, wird bei Barbara Bollhöfener mit einem Sensor der Wert bestimmt. Dieser wird je nach Produkt am Bauch oder am Oberarm aufgeklebt. Mit ihm ist ein Messfaden verbunden, der mittels einer Setzhilfe unter die Haut in das Unterhautfettgewebe eingeführt wird. Hier misst der Sensor Faden etwa alle 5 Minuten den Zuckergehalt in der Gewebeflüssigkeit. Der große Vorteil ist, dass ein akustisches Signal den Diabetiker bei einer Unterzuckerung warnt. „Meist lässt sich eine Unterzuckerung mit der Einnahme von ein bis zwei Stücken Traubenzucker schnell beheben“, sagt sie. „Aber auch wenn man gut auf sich achtet, Unterzuckerungen lassen sich nicht ganz vermeiden.“

INDIVIDUELLER UMGANG

Neue Techniken oder auch Medikamente sind häufig Gesprächsthemen bei den Selbsthilfetreffen. Besonders für
Menschen, die gerade erst die Diagnose Diabetes erhalten haben, ist die Erkrankung mit vielen Fragezeichen verbunden. „Ich habe den Eindruck, dass in den Krankenhäusern nicht mehr so intensiv geschult wird“, berichtet Barbara Bollhöfener. Dabei ist gerade das Wissen um die Erkrankung so wichtig. Experten schätzen, dass etwa 50 Prozent der Menschen mit Typ-2-Diabetes auch ohne Medikamente gut behandelt werden könnten, wenn sie ihre Ernährung umstellen, abnehmen und sich regelmäßig bewegen würden. „Jeder muss einen individuellen Umgang mit der Erkrankung finden, denn jeder Körper reagiert anders“, betont die 74-Jährige. „Wenn bei dem einen der Blutzuckerspiegel durch Sport sinkt, kann es sein, dass er bei dem anderen ansteigt.“

AM BALL BLEIBEN

Egal, ob Diabetiker des Typs 1 oder 2 – eine engmaschige ärztliche Kontrolle ist wichtig. Im Rahmen des Disease Management Programms wird alle drei Monate u. a. der Langzeitblutzuckerwert genommen, ein kleines Blutbild und ein Ultraschallbild der Organe gemacht sowie eine Doppler-Untersuchungen der Bein- und Hirngefäße vorgenommen. Folgeerkrankungen können die Augen oder auch die Füße betreffen. „Wir laden zu unseren Selbsthilfetreffen auch regelmäßig Referenten ein. Ein Podologe berichtet dann beispielsweise darüber, wie wichtig eine professionelle Versorgung der Füße bei Diabetikern ist“, erzählt Barbara Bollhöfener. Als erste Anzeichen für einen diabetischen Fuß kann es zu trockenen Füßen und einer vermehrten Hornhautbildung kommen. Aus diesem Frühstadium des diabetischen Fußes können im weiteren Verlauf kleine Risse und Wunden entstehen, die unbehandelt chronisch werden können und nicht mehr abheilen. Das Tückische dabei ist, dass Diabetiker diese Verletzungen oft nicht spüren. Generell ist Diabetes eine Erkrankung, die keine Schmerzen bereitet. Erst die Folgeerkrankungen können zu spürbaren Beeinträchtigungen führen und zum Teil fatale Folgen haben. Deshalb erfordert es sehr viel Disziplin, dass sich Betroffene wirklich jeden Tag mit ihrer Erkrankung auseinandersetzen. Kontakt über www.klinikumbielefeld.de/diabetikerselbsthilfegruppen-bielefeld.html