Bielefeld ist weltoffen

Für manche beginnt das Semester nicht in Bielefeld, sondern im Ausland. Karin Kruse betreut Studierende, die es in die Welt zieht. Während Dr. Katja Simons in New York mit Campus OW die Internationalisierung der Studien-, Wissenschafts- und Wirtschaftsregion in Nordamerika fördert. International vernetzt und weltweit engagiert bauen beide Brücken und knüpfen – so wie die Studierenden selbst – Verbindungen. Weltweit.

NEW YORK, NEW YORK

Campus OWL

Sie ist in New York zuhause. Seit 17 Jahren ist der Big Apple ihre berufliche und private Heimat. Wie fest sie dabei mit Bielefeld und der Region verbunden ist, spiegelt ihre Aufgabe als Geschäftsführerin von Campus OWL. Dr. Katja Simons ist das Gesicht des Verbindungsbüros, das im German House gegenüber den Vereinten Nationen sitzt und im Februar offiziell eröffnet wurde.

Wie erleben Sie die Stadt, in der Sie Ihren Lebensmittelpunkt haben und arbeiten?

New York City ist eine fantastische, weltoffene Stadt, in der man sich schnell zu Hause fühlt. Es leben und arbeiten Menschen aus den verschiedensten Kulturen und Ländern hier auf engem Raum zusammen. New Yorker sind bekannt für ihre Energie, ihr Tempo und ihre Kreativität. Es ist natürlich auch eine Stadt der Gegensätze und für viele ist das Leben hier sehr hart – die Stadt ist segregiert, die Mieten steigen unaufhörlich, die Obdachlosigkeit wächst. Die Glitzermetropole hat ihre Schattenseiten. Unser Büro befindet sich im German House gegenüber den Vereinten Nationen auf der 1st Avenue in Manhattan, hier haben unter anderem das Generalkonsulat und die Ständige Vertretung Deutschlands bei den Vereinten Nationen ihren Sitz. New York bietet ein starkes Netzwerk an unterschiedlichen Einrichtungen, was unsere Arbeit befördert.

Was reizt Sie an Ihrer neuen Aufgabe?

Campus OWL ist ein Verbindungsbüro der fünf staatlichen Hochschulen in Ostwestfalen-Lippe: Universität Bielefeld, Universität Paderborn, Fachhochschule Bielefeld, Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe und Hochschule für Musik Detmold. Diese Mischung macht die Arbeit spannend. Auch das geballte Potenzial der fünf Hochschulen und der Region bietet viele Anknüpfungspunkte für die Verbindungsarbeit. Wir bauen unterschiedliche Brücken zwischen den Standorten und knüpfen Verbindungen.

Was gehört zu Ihren Arbeitsschwerpunkten?

Das OWL Verbindungsbüro bewirbt Studien- und Forschungsmöglichkeiten und fördert die Zusammenarbeit mit nordamerikanischen Partnerinstitutionen. Es dient als Serviceeinrichtung und Anlaufstelle für Studierende, Wissenschaftler*innen, Gründer*innen und Verwaltungsmitarbeiter*innen aus den OWL Hochschulen und aus Nordamerika, die sich über die Angebote informieren möchten oder sich für eine Kooperation interessieren.

Ziel ist es die Marketingaktivitäten für die Studien-, Wissenschafts- und Wirtschaftsregion weiter auszubauen. Wie erklären Sie Ihren Geprächspartner*innen die Region OWL?

In der Tat gelingt das Marketing mit der Nennung bekannter Marken und Player, die aus der Region stammen, um damit Aufmerksamkeit zu erzeugen. Des Weiteren nenne ich auch gezielt Forschungsschwerpunkte, die besonders stark sind, wie die intelligenten technischen Systeme, kognitive Interaktionstechnologie, Anwendungen der Künstlichen Intelligenz, nachhaltiges Bauingenieurwesen oder musikalische Akustik. Interessant für Nordamerika ist auch die enge Kooperation der Hochschulen mit Partnern in der Industrie und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten wie die praxisintegrierten oder dualen Studiengänge und dadurch resultierende gute Integration der Absolvent*innen auf dem Arbeitsmarkt.

Wie ist das Interesse auf Seiten der dortigen Hochschulen, um die Marke Campus OWL im nordamerikanischen Raum zu platzieren?

Mit der Alberta OWL-Kooperation besteht bereits eine exzellente Partnerschaft mit kanadischen Hochschulen in Edmonton. Im Mittelpunkt der Kooperation stehen eine fächerübergreifende enge Zusammenarbeit in der Forschung sowie der Austausch von Studierenden und Praktikant*innen. Durch multilaterale Beziehungen zwischen allen beteiligten Partnern sollen Stärken beider Regionen ergänzt, kombiniert und ausgebaut werden. Das Interesse der kanadischen Kolleg*innen ist vorhanden, denn diese nehmen die Region Ostwestfalen-Lippe als eine der stärksten und innovativsten Regionen in Deutschland wahr. Es gibt auch viele weitere Partnerschaften der Hochschulen mit kanadischen und US-Hochschulen.

ALWINA TEICHRIB (22)

Tralee, Irland

Studiert im 4. Semester Soziale Arbeit an der FH Bielefeld.

Warum Irland?

Das Technologische Institut Tralee ist eine Partneruni der FH und hat mich mit ihrem Studienangebot „kreative Praxis“ neugierig gemacht. Ich fand diese Anbindung spannend, da ich privat musikalisch und künstlerisch unterwegs bin. Außerdem hatte ich von Irland sofort die so typischen traumhaften Bilder im Kopf: Klippen, grüne Wiesen und Schafe. Das hat sich dann mehr als bestätigt

Warum hast du dich für ein Auslandssemester entschieden?

Ich hatte einfach Lust auf eine Portion Abenteuer und Selbsterkenntnis. Zeit also, um mich selbst zu hinterfragen und zu reflektieren. Zu sehen, wo meine Stärken und Schwächen liegen und daran zu wachsen, wenn man sich auf unbekanntes Terrain begibt. Eine Erfahrung, die ich bereits 2016/17 bei einem Aufenthalt in Tansania mit einer Hilfsorganisation gemacht habe. Ich finde es spannend Gemeinsamkeiten zu entdecken und Unterschiede zuzulassen.

Was hat dir das Auslandssemester gebracht?

Vieles! Zum einen brauchte ich die Punkte nicht mehr fürs Studium und bin daher ganz entspannt in alle Prüfungen gegangen. Aber mein Aufenthalt hat mich darin bestärkt, in welche Richtung meine Bachelor-Arbeit gehen soll. Außerdem habe ich während der vier Monate einen bunten Haufen an Menschen kennengelernt, alles Erasmus-Studierende, mit den unterschiedlichsten Hintergründen. Man lernt voneinander, erfährt Neues, entwickelt Feingefühl und das ist durch nichts zu ersetzen!

Welche Erfahrungen hast du über das Studium hinaus gewonnen?

Wenn man mit möglichst wenigen Erwartungen in ein Auslandssemester einsteigt, kann man neue Sachen leichter nehmen und sich positiv überraschen lassen. Das gilt beispielsweise auch für die WG-Suche. Es gab superviele Absagen und letztendlich doch eine Lösung. Natürlich habe ich auch meine Sprachkenntnisse ausgebaut, aber vor allem gemerkt: Englisch macht Spaß.

Johanna Kunert (25)

Boise, Idaho, USA

Studiert Wirtschaftspsychologie an der FH Bielefeld.

Warum hast du dich für ein Auslandssemester entschieden?

Ich finde es unglaublich spannend, mich weiterzubilden und mich auf eine neue Umgebung einzulassen. Das macht mich weltoffener und flexibler. Dabei war der Entschluss zu studieren für mich nicht selbstverständlich. Ich bin die Erste in meiner Familie, die einen akademischen Abschluss anstrebt. Noch dazu studiere ich ohne Abitur und würde gern andere junge Menschen, mit Ausbildung aber ohne Abitur, zu einem Studium ermutigen.

Warum die USA?

Ich war bereits vor fünf Jahren während eines Austauschjahres in den USA und fand es faszinierend. Durch mein Auslandssemester ist jetzt noch ein ganz neuer Blickwinkel auf die USA möglich. Und: Die Boise State University, eine neue Partnerhochschule der FH Bielefeld, bietet eine große Kursauswahl auch im Bereich Psychologie an. Außerdem gibt es seit meinem letzten Auslandsaufenthalt in der deutsch-amerikanischen und auch transatlantischen Zusammenarbeit einige Veränderungen. Mein Auslandssemester möchte ich deshalb auch konkret nutzen, um deutsche und europäische Verständigung bei meinen amerikanischen Kommilitonen zu fördern. Mit einigen Präsentationen über Deutschland habe ich versucht, Interesse an Auslandssemestern an der FH Bielefeld zu wecken.

Was hat dir das Auslandssemester gebracht?

Ich habe meine Organisationsfähigkeiten ausgebaut und zwar bereits im Vorfeld des Aufenthalts. Parallel zur Prüfungsphase in Deutschland musste ich nämlich mein Auslandssemester planen, mich für Kurse in den USA anmelden, mich um Wohnung und Visum kümmern. Für Letzeres ist ein persönliches Interview in Berlin, Frankfurt oder München ebenso notwendig wie eine umfangreiche Onlinebewerbung. In den USA gab es dann wöchentlich Deadlines für Aufsätze, Präsentationen oder Tests. Trotzdem habe ich es geschafft, regelmäßig Freizeit-Aktivitäten einzuplanen. Ich war klettern, mit dem Mountain Bike unterwegs und mit der Uni im Schnee campen. Eine einmalige Erfahrung und der Kaffee am nächsten Morgen, das Wasser des Sees mussten wir filtern, hat umso besser geschmeckt. Ich habe gelernt die positiven Seiten von Herausforderungen zu sehen.
Darüber hinaus schätze ich das interaktive Lernumfeld in den USA sehr. Professoren geben hier nicht nur Vorlesungen, sondern die Studierenden nehmen an Diskussionen sowie Präsentationen und Gruppenarbeiten teil. Die wöchentlichen Hausaufgaben und Tests haben mir geholfen, die neuen Themen besser zu festigen. Ein weiteres Plus: Die Note ergibt sich aus der Teilnahme am Unterricht, den erbrachten Leistungen während und einem Abschlusstest am Ende des Semesters. In Deutschland gibt es lediglich eine Klausur am Ende des Semesters, gepaart mit viel Freiheit. Das war für mich anfangs ungewohnt, da ich vor dem Studium Vollzeit gearbeitet und einen regelmäßigen Tagesablauf hatte.
Mein Selbstvertrauen ist durch das Auslandssemester gewachsen und hat gezeigt, da ich in drei von vier Kursen als Klassenbeste abgeschlossen habe, dass ein Vollzeitstudium in den USA absolvieren könnte. Ich könnte mir jetzt schon vorstellen den Master in den USA zu Machen. Da hindert mich aktuell noch der finanzielle Aspekt, da ein Studium in den USA sehr teuer ist.

Welche Erfahrungen hast du über das Studium hinaus für dich gewonnen?

Ich habe meine Resilienz und Veränderungsbereitschaft ausgebaut und immer wieder feststellen müssen, welche Kraft von Gewohnheiten ausgehen oder von Menschen, mit denen man sich umgibt.

Studieren im Ausland

ERASMUS ÖFFNET WELTEN

Es hat sie schon oft ins Ausland gezogen. Gleich nach dem Abi ging Karin Kruse fürs Studium an die Sorbonne nach Paris. Nach einem Abstecher in Wien landete sie schließlich an der Uni Bielefeld. Hier arbeitet sie mittlerweile seit 28 Jahren und betreut als Erasmus-Koordinatorin und Leiterin des Team Go Out im International Offi ce diejenigen, die es wie sie in die Ferne zieht.

„Ich habe viele eigenen Erfahrungen gesammelt“, stellt Karin Kruse fest, die natürlich auch für ihre Magisterarbeit wieder einige Kilometer zurücklegte und schließlich 60 Kilometer von Lyon entfernt an einer französischen Schule Daten erhob. Ein Auslandsaufenthalt hat für sie ganz unterschiedliche Facetten. „Das Wichtigste ist, sich gegenseitig kennenzulernen, Schranken zu überwinden, Stereotypen abzubauen und Respekt füreinander zu entwickeln“, so Karin Kruse. „Darüber hinaus kommt man mit vielen persönlichen Netzwerken nach Hause. Und, so ging es mir, ich habe mich wirklich als Europäerin gefühlt.“ In Zeiten, in denen Nationalismus und Antisemitismus stärker werden, ist es ein für sie wesentlicher Aspekt andere Kulturen kennenzulernen und diese als Bereicherung zu erfahren. Auch die Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit ist neben den verbesserten Sprachkenntnissen nach einem Auslandsaufenthalt – egal, ob Studium oder Praktikum – ein Argument, den Schritt zu wagen. „Für Lehramtsstudierende gibt es mit „Lehramt international“ ein Extra-Programm, um ins Ausland zu gehen“, so Karin Kruse. „Gerade mit Blick auf die Heterogenität in Klassen finde ich dies ganz wichtig.“

„Das Wichtigste ist, sich gegenseitig kennenzulernen, Schranken zu überwinden, Stereotypen abzubauen und Respekt füreinander zu entwickeln.“

Karin Kruse

Der Zeitpunkt, um sich konkret mit einem Auslandsaufenthalt zu beschäftigen, variiert. Wer im Ausland mit Erasmus studieren möchte, sollte sich ein Jahr im Voraus kümmern. Als Stipendiat für die USA braucht es nochmal etwa drei Monate mehr. Ein Praktikumsplatz ist dagegen schon mit sechs Monaten Vorbereitungszeit zu realisieren. „Auch dafür lassen sich Stipendien beantragen“, weiß Karin Kruse. Für alle, die erste Auslands-Erfahrungen sammeln möchten, bieten sich auch Sprachkurse oder auch Studienreisen an, die Dozenten im Rahmen ihrer Seminare organisieren. „Es gibt also vielfältige Möglichkeiten der Realisierung“, betont die erfahrene Erasmus-Koordinatorin.

Rund 20 Prozent der Studierenden entscheiden sich übrigens für einen Auslandsaufenthalt. 50 Prozent haben kein Interesse, die restlichen 30 Prozent sind unentschieden. „Viele von ihnen glauben, ein solcher Aufenthalt sei zu teuer oder sie verlören Zeit“, erklärt Karin Kruse. „Das stimmt so nicht. Zum einen gibt es Fördermöglichkeiten wie das Auslands-BAföG, aber auch ein Semester mehr zu machen, ist eine Option.“ Ganz oben auf der Wunschliste stehen Aufenthalte in englischsprachigen Ländern wie Großbritannien, Irland, Australien und den USA. Eine Alternativ sind aber auch Länder, in denen man an Partnerunis auf Englisch studieren kann, wie beispielsweise in den Niederlanden, in Osteuropa oder Schweden. Dicht gefolgt von spanisch-sprachigen Ländern wie Spanien und Lateinamerika. Gleichauf in der Gunst liegen Frankreich und Italien. „Für einige Studiengänge ist ein Auslandsaufenthalt empfehlenswert, für andere verpflichtend,“, macht Karin Kruse deutlich. „Wer in einem der mittlerweile 11 Studiengänge mit Double Degree studiert, kommt um einen Auslandsaufenthalt allerdings nicht herum.“

Das aktuelle Erasmus+-Programm läuft 2021 nach Ende des Sommersemesters aus. „Ein neues 7-Jahres-Programm ‚Erasmus‘ schließt sich an“, so Karin Kruse. Es enthält drei Neuerungen. Neben mehr Diversität – angesprochen werden sollen mehr Menschen mit Behinderungen und Studierende aus nicht akademischen Haushalten sowie Studierende mit Kind(ern) – soll stärker als bisher an Forschungsprojekte angedockt werden und die digitale Lehre vorangetrieben werden. „Zudem soll das neue Erasmus-Programm mit einem deutlich höheren Budget an den Start gehen“, so Karin Kruse. Über Erasmus international geht Europa in die Welt. Die Uni Bielefeld hat derzeit Erasmus-Partnerhochschulen in Israel, Nepal und Russland; im Erasmus-Programm sind aber auch Kooperationen mit Hochschulen aus afrikanischen, osteuropäischen und asiatischen Ländern möglich.

„Britische Unis sind bis 2021 Teil des laufenden Erasmus+-Programms. Noch nicht geklärt sind die aufenthaltsrechtlichen Bedingungen ab dem 1. Januar 2021“, fügt Karin Kruse mit Blick auf den Brexit zu. „Ob und wie Großbritannien am neuen Erasmus-Programm teilnimmt, ist noch nicht beschlossen.“ Denkbar sind unterschiedliche Szenarien: Norwegen oder Island zahlen für Erasmus Gelder in die EU ein, die Schweiz wiederum nimmt nicht an Erasmus teil, zahlt aber selbst für Incoming Studierende und Dozenten. „Oder sie machen nicht mit, weil es zu teuer ist. Auch das wäre eine Variante“, so Karin Kruse, für die der Brexit eine Katastrophe für die Bildungslandschaft ist.

ERASMUS

Es ist das Flaggschiff der EU für Bildung, Ausbildung und Sport. Seit mehr als dreißig Jahren zählt Erasmus zu den wichtigsten EU-Programmen. Etabliert 1987, um die Mobilität europäischer Studierenden zu erhöhen, die Zusammenarbeit zwischen den europäischen Hochschulen zu stärken und das Zusammenwachsen Europas zu fördern. Das aktuelle Programm, Erasmus+, läuft noch bis Ende dieses Jahres. 2021 geht es mit einer neuen Programmgeneration, gültig für sieben Jahre und ausgestattet mit einem deutlich höheren Budget, weiter.

HENRIK SUNDERMANN (25)

Bologna, Italien

Studiert Soziologie im Master an der Uni Bielefeld.

Was hat dir das Auslandssemester gebracht?

Neben dem doppelten Abschluss am Ende des Studiums kann ich besonders die Kurse in Bologna nennen. Jede Universität legt andere Schwerpunkte und so konnte ich in den dort angebotenen Kursen Einblicke in neue Themengebiete erlangen und meinen fachlichen Horizont erweitern. Neben Grundkenntnissen in Italienisch habe ich vor allem mein Englisch verbessert.

Warum hast du dich für ein Auslandssemester entschieden?

Ironischerweise hatte ich nie vor ins Ausland zu gehen. Auf die Idee gekommen bin ich nach einer Rundmail an alle Studierende meiner Fakultät, in der Werbung dafür gemacht wurde. Mein Gedanke war: warum nicht?

Warum Italien?

Die Uni Bielefeld hat mit mehreren Unis weltweit strategische Partnerschaften. Bologna ist eine davon. Speziell für das Fach Soziologie (und noch einige andere) wird dort ein Doppelmasterprogramm angeboten. Das heißt man studiert ein oder zwei Semester an der Partneruni und bekommt dafür zwei Zeugnisse, in diesem Fall also ein italienisches und ein deutsches.

Welche Erfahrungen hast du über das Studium hinaus gewonnen?

Mein Aufenthalt in Italien hat mich in jeder Hinsicht bereichert. Früher hatte ich weder die Idee für längere Zeit in ein anderes Land zu gehen, noch Interesse an anderen Kulturen – heute bekomme ich nicht mehr genug davon. Auch persönlich entwickelt man sich ungemein weiter. Ich war zum ersten Mal für mehrere Monate von zu Hause weg und von Beginn an auf mich allein gestellt. Auch wenn ich anfangs völlig planlos durch die Stadt gelaufen bin, hat es mir direkt gefallen und ich ärgere mich, dass ich nur sechs Monate und nicht ein ganzes Jahr in Bologna verbracht habe. Und mein persönliches Highlight: Ich habe meine Freundin dort kennengelernt. Sie ist Spanierin und hat dort zur gleichen Zeit ihren Erasmus-Aufenthalt absolviert.

PAULINE EILERT (20)

London, Großbritannien

Studierte B.A. Medienkommunikation & Journalismus
und anschließend B.A. Medienmanagement
an der Fachhochschule des Mittelstands (FHM).

Welche Erfahrungen hast du über das Studium hinaus gewonnen?

Selbstständigkeit, Eigenverantwortung und Kontaktfreudigkeit sind nur einige Dinge, die mich das Praktikum gelehrt hat. Besonders beeindruckend: die Kultur und Lebensweise vor Ort – sowohl im beruflichen als auch im privaten Kontext. Gastfreundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Zufriedenheit werden großgeschrieben. „Oh, it´s so nice!“ – die Engländer versehen nahezu alles mit dem Prädikat „nice“. Das nebelige Wetter, der langweilige Job oder der nervige Nachbar. Auch der Satz „Nice to meet you“ begegnet einem immer wieder. Und es ist tatsächlich so gemeint!

Warum hast du dich für ein Auslandspraktikum entschieden?

Bei uns an der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) bestand die Möglichkeit die Praktikumszeit zu teilen und so zwei verschiedene Praktika zu absolvieren. Diese Chance habe ich zwischen dem 4. und 5. Trimester genutzt und die erste Hälfte in Deutschland (Hamburg) und den zweiten Teil im Ausland (London) verbracht. Sich dem Ausland zu stellen, bedeutete für mich auch gleichzeitig eine Menge Berufs- und Lebenserfahrungen zu sammeln: eine „fremde“ Sprache, ein neues Berufsumfeld, internationale Arbeitskollegen und andere Arbeitsmethoden. Ein Auslandspraktikum hilft nicht nur seine Persönlichkeit zu stärken, sondern auch internationale Kontakte zu knüpfen und sich ein Netzwerk außerhalb von Deutschland aufzubauen.

Warum gerade Großbritannien?

England bietet eine völlig eigene Gesellschaft, besondere Tradition und wunderschöne Landschaften. London als internationale Metropole ist eine Stadt, die mich auch vorher schon fasziniert hat. Zudem ist sie einfach und schnell erreichbar. Dies ist vor allem von Vorteil, wenn man zu Weihnachten oder an Geburtstagen seine Familie in Deutschland besuchen möchte. Da lohnt es sich sogar für ein Wochenende in den Flieger zu steigen. Auch sprachlich stellt London keine große Hürde dar, was für das erste Auslandspraktikum vielversprechend ist.

Was hat dir das Auslandspraktikum fürs Studium gebracht?

Da in meinem Studiengang das Praktikum im Ausland keine Pflicht ist, war ich tatsächlich eine der wenigen, die sich dennoch dafür entschieden hat. Für den weiteren Verlauf meines Studiums hat mir das Praktikum im Ausland nur bedingt weitergeholfen. Da ich keinen internationalen Studiengang gewählt habe, konnte ich die Vorteile nicht ganz so stark nutzen wie beispielsweise Kommilitonen aus internationalen Wirtschaftsstudiengängen. Trotzdem hat das tägliche Sprechen im beruflichen und privaten Kontext meinen Wortschatz extrem erweitert, was sich selbstverständlich auch im Studium bemerkbar gemacht hat. Vor allem in Fächern wie Wirtschaftsenglisch. Im Nachhinein kann ich behaupten, dass das Auslandspraktikum vor allem eine große Chance für mich persönlich war.

Ein paar nackte Fakten gefällig?

110.120 Teilnehmer aus Deutschland nutzten 2018 das europäische Bildungsprogramm Erasmus+.

Über 2.000 deutsche Erasmus+- Projekte erhielten einen Gesamtzuschuss von knapp 200 Mio. Euro.

42.398 junge Menschen sind über Erasmus+ aus Deutschland 2017/18 ins Ausland gegangen.

34.539 Erasmus-Stipendiaten gingen an deutsche Bildungseinrichtungen.