ROBOTERHUND LERNT RICHTIG LAUFEN

Achilles betritt Neuland

Er wiegt zwölf Kilogramm, kann tanzen, Männchen machen und ist mit etwa 12 km/h ganz schön schnell – zumindest für einen Roboter: Der Unitree Go1 EDU ist der neue vierbeinige „Mitbewohner“ der AG „Eingebettete Systeme und Biomechatronik“ an der Fachhochschule (FH) Bielefeld. Das Team rund um Prof. Dr. Axel Schneider, gleichzeitig Prodekan für Forschung, Entwicklung und Transfer am Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik, hat den Roboterhund Achilles getauft.

Ganz wie ein lebendiger Welpe muss Achilles noch eine Menge lernen: laufen zum Beispiel. Denn der Roboter hat zwar feste Gangarten implementiert, aber sobald das Terrain unebener wird oder er auf Hindernisse stößt, wird es schwierig. Eine Herausforderung für die Forschenden, denn Achilles das Laufen neu beizubringen ist keineswegs banal. Vorbild ist dabei die Natur. „Je besser wir verstehen, wie das Laufen bei Tieren funktioniert, desto besser können wir diese Abläufe auf die Konzepte in der Laufrobotik übertragen“, sagt Prof. Schneider. Damit das gelingt, werden die Forschenden unter anderem ein neues Softwareframework entwickeln, das ein stärker unabhängiges Verhalten von einzelnen Beinen erlaubt. Eine der Grundlagen für geschmeidigere, flexiblere und somit anpassungsfähigere Gangarten. Damit haben Prof. Schneider und sein Kollege Dr. Hanno Gerd Meyer viel Erfahrung: Mit Achilles‘ Vorgänger Hector haben sie und ihr Team bereits zwischen 2014 und 2020 einen sechsbeinigen. Roboter entwickelt. Hectors Vorbild aus der Natur war die Stabheuschrecke. Seine Beine sind wie bei seinem tierischen Vorbild jeweils einzeln handelnde autonome „Agenten“, die sich basierend auf einfachen Regeln in ihren Bewegungen untereinander abstimmen. „Wenn zum Beispiel ein Bein in der Luft ist, bleibt ein anderes auf dem Boden, damit der Roboter nicht umkippt“, erläutert Dr. Meyer, der das Labor leitet, an dem jetzt an Achilles geforscht wird.

Für den Einsatz in der Praxis

Vierbeinige Systeme sind für die AG neu: Sie können zwar potenziell schneller laufen als Sechsbeiner, sind jedoch instabiler und damit sturzanfälliger. Mit im Team „Achilles“ sind die beiden FH-Studierenden Ben Raeke und Jonas Grube, die ihre Praxisphase im Bachelor ihres Studiums der Ingenieurinformatik absolvieren. Sie sind sichtlich fasziniert von ihrem „Bürohund“. „Momentan untersuchen wir, wie wir die Gelenke von Achilles direkt ansteuern können, um unsere eigenen Steuerungsalgorithmen aufzusetzen“, berichtet Ben Raeke. Und wie könnte der Einsatz in der Praxis aussehen? Axel Schneider kann sich den Einsatz eines optimierten Achilles bei der Betriebskontrolle und Wartung von Güterwaggons gut vorstellen. Momentan müssen Wagenmeister prüfen, ob bei jedem der vielen zusammengekoppelten Wagen auch tatsächlich die Bremse gelöst und der Zug abfahrbereit ist. Die große Frage ist, wie aus dem Laufroboter ein autonomes System wird. Aus heutiger Perspektive spektakulär ist folgendes Szenarium, das der Prodekan entwirft: „Stellen Sie sich vor, dass eines gar nicht so fernen Tages ein Roboter gemeinsam mit einem Notarzt aus dem Rettungswagen springt, mit ihm die Treppen zur Wohnung eines Herzinfarktpatienten hochläuft und dabei das nötige schwere Equipment trägt, einen Defibrillator zum Beispiel!“

Unterwegs in allen Sparten

AMY LOMBARDI

Geboren 1998, ist Amy Lombardi mit einer britischen Mutter und einem amerikanischen Vater in München aufgewachsen. Als Kind von zwei Opernsänger*innen kommt sie früh in den Kontakt mit Musik. 2011 erhielt sie den 4. Preis im Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ in der Solowertung Klavier. Von 2018 bis 2022 studierte sie Schauspiel an der Zürcher Hochschule der Künste. In der Spielzeit 21/22 gastierte sie am Staatstheater Braunschweig. Hier arbeitete sie mit Rebekka David, Nils Zapfe und Christoph Diem. Es folgten Gastspiele am Deutschen Theater Berlin, am Landestheater Tübingen und am Theater Freiburg. Seit dieser Spielzeit ist Amy Lombardi am Theater Bielefeld. Aktuell steht sie in „Löwenherzen“ auf der Bühne, ab März in „Sex Play“.

Als wir uns zum Interview treffen, kommt die junge Schauspielerin gerade vom Balletttraining. Klingt ungewöhnlich, ist beim „Bielefelder Studio“ aber Programm. Hier können sich drei junge Künstler*innen aus den Bereichen Gesang, Tanz und Schauspiel jeweils eine Spielzeit lang in allen Sparten weiterbilden und entwickeln. Genau diese Chance hat Amy Lombardi ans Theater Bielefeld gelockt.

„Ich habe gleich gedacht: Das liegt mir. Denn ich bewege mich gerne, singe und spiele Klavier“, so die Neu-Bielefelderin. „Die anderen Disziplinen habe ich immer schon integriert, um mich schauspielerisch auszuprobieren. Die Verschmelzung der Ausdrucksformen gefällt mir. Natürlich braucht es Profis, aber jeder kann eine andere Energie aus seiner Sparte mitbringen, das befruchtet sich gut.“

Amy Lombardis musikalisches Talent scheint naheliegend, denn ihre Eltern sind Opernsänger*innen. „Trotzdem habe ich lange nicht gewusst, was ich machen will“, lacht die sympathische Schauspielerin. „Mich haben eher Naturwissenschaften fasziniert und außerdem fand ich es uncool, das gleiche zu machen wie meine Eltern.“ Aber dann war da doch dieser Moment, als sie nach dem Abi mit einem Gesangsensemble auf der Bühne stand und merkte, wie wohl sie sich dort fühlt. „Als Kind war ich zwar fasziniert vom Orchester und den Bühnenbildern, aber ich habe erst später gemerkt, dass mir das so ein wohliges Gefühl gegeben hat, Backstage zu sein. Als ich dann das erste Mal als Schauspielerin durch die Theaterpforte gegangen bin, habe ich mich sofort heimisch gefühlt.“

Der Weg dahin war überraschend leicht. „Das war eher so ein spontanes ‚Hey, es gibt Vorsprechen, ich probiere das mal aus‘“, erinnert sich Amy Lombardi. „Als ich dann gleich in die zweite Runde kam, war ich fast geschockt, dass ich eine Chance habe. Es war nie mein Traum, Schauspielerin zu werden, aber dann hat mich die Idee gepackt und ich habe es durchgezogen.“ Darauf ist sie fast ein bisschen stolz, denn eigentlich fällt es ihr schwer, Entscheidungen zu treffen.

Diese hat sie nicht bereut. „An der Schauspielerei mag ich die Fähigkeit, loslassen zu können. Das habe ich im Studium gelernt. Und natürlich stehe ich gerne auf der Bühne, entwickle Figuren und lasse mich überraschen, was dabei passieren kann.“ Auch die inhaltliche Auseinandersetzung mit wichtigen Themen während des Probenprozesses reizt sie. „Das ist ein unglaubliches Privileg und Geschenk.“ Die Schattenseiten ihres Berufes sind Amy Lombardi allerdings ebenso bewusst. „Ich bin noch ganz neu in der Stadt und habe das Gefühl, dass die Zukunft so ungewiss ist. Einerseits ist es toll, ständig an neue Orte zu kommen. Aber es ist auch kraftraubend, sich dort einzufinden, Menschen zu vermissen und nicht ganz zu wissen, wo mein Zuhause ist.“ Momentan lautet die Antwort darauf: Bielefeld. ✔

Neues im Fokus

FREDERIC METTE

Nein, mit dem bekannten Bielefelder Fotografen ist er nicht verwandt. „Danach gefragt wurde ich schon häufiger“, sagt Frederic Mette mit einem Lachen. Der 28-Jährige studiert zurzeit am Fachbereich Medienproduktion an der TH OWL in Detmold. Die Leidenschaft für die Fotografie verbindet ihn allerdings mit seinem Namensvetter. Entdeckt hat er sie während eines eineinhalb Jahre langen Trips durch Asien, Australien und Südamerika. „Das hat sich im Laufe der Zeit aber eher unterschwellig entwickelt“, so Frederic Mette, der zunächst nur mit seinem Handy fotografierte und schließlich immer mehr Zeit in die Suche des Motivs und die Ausführung investierte. „Da mussten meine Mitreisenden oft Geduld haben und auf mich warten“, gibt er zu. Zurück in Bielefeld entschied er sich dann vor drei Jahren für einen Neuanfang: das Studium in Detmold. „Mein zweites“, wie er erklärt. Einen Bachelor hat Frederic Mette nämlich schon in der Tasche. Sein duales BWL-Studium absolvierte er bei einem großen Bielefelder Unternehmen. „Es fiel mir längst nicht so leicht wie mein jetziges, wo ich unheimlich viel aus den Vorlesungen mitnehme. Und ich bin viel produktiver als im ersten Studium.“

Allerdings kam es für ihn auch nie in Frage, sein BWL-Studium abzubrechen. Zu seinen Entscheidungen zu stehen, ist ihm wichtig. Und so dauerte es noch eine Weile, bevor er die Reset-Taste drückte. Er arbeitete noch ein halbes Jahr nach seinem Bachelor im Einkauf. „Aber es war einfach nicht meins“, erklärt Frederic Mette. „Ich war schon immer ein Freigeist und mir war schnell klar, dass es eine Veränderung braucht, um nicht jeden Tag unglücklich zur Arbeit zu gehen.“ Der Neustart in Detmold war für ihn der richtige Weg, um voll durchzustarten. Besonders die technische Seite und den Bereich Film findet er reizvoll.

Als er vor drei Jahren die Zusage für den Studienplatz erhielt, gab es für den reiselustigen Bielefelder quasi noch ein „Geschenk“ obendrauf: Zeit für eine weiteren Trip. Neues im Fokus FREDERIC METTE Frederic Mette zog es nach Kanada und Alaska. Der Film ‚Into the wild‘ hatte ihn fasziniert und inspiriert. Sieben Wochen reiste er komplett allein durchs Land. „Das war anfangs schon ungewohnt. Übernachtet habe ich – ganz low budget – im Zelt oder im Auto“, erzählt er. Seine Kamera begleitete ihn auf diesem Roadtrip, der ihm nicht nur viele Eindrücke und Motive bescherte. „Die Reisen waren für mich immer auch ein Selbstfindungsprozess“, stellt er im Rückblick fest.

Es macht ihn glücklich mit der Kamera unterwegs zu sein, Dinge in den Fokus zu rücken. „Am liebsten draußen in der Natur“, erzählt Frederic Mette, der während eines Auslandssemesters im letzten Jahr in Norwegen war und auch begeisterter Bergsteiger ist. Inzwischen hat er sein Equipment aufgestockt, sein Studium in Detmold nähert sich dem Ende. Der Bachelor steht vor der Tür und damit auch die Suche nach einem Thema. „Dokumentarfotografie in Farbe am Beispiel von Steve McCurry, einer der besten Dokumentarfotografen weltweit, würde ich gern mit einem eigenen Fotodokumentarprojekt verbinden“, unterstreicht Frederic Mette. Eine Idee zur Umsetzung hat er schon im Kopf. Denn in Norwegen lernte er einen jungen Mann aus Bangladesch kennen. „Rakin hat mir von einer Kommune erzählt, die dort noch ganz traditionell in den Bergen lebt. Ich könnte mir gut vorstellen, ihre außergewöhnliche Geschichte und die des Kulturwandels in Bildern zu erzählen“, so Frederic Mette, der seine beiden Leidenschaften – Fotografie und Reisen – auch beruflich künftig miteinander verbinden möchte. ✔

Text: Eike Birck, Corinna Bokermann, Stefanie Gomoll
Foto:. Hüffelmann/FH Bielefeld, Sasha Ilushina, privat