Wasser für Bielefeld

Wir drehen den Hahn auf und frisches Trinkwasser kommt direkt aus der Leitung. Für uns eine Selbstverständlichkeit – für schätzungsweise 663 Millionen Menschen auf der Welt nicht. Täglich versorgen die Stadtwerke Bielefeld die knapp 340.000 EinwohnerInnen mit qualitativ einwandfreiem Wasser. „Wasser ist das am strengsten kontrollierte Lebensmittel“, betont Michael Nowak, seit 26 Jahren bei den Stadtwerken im Einsatz und zuständig für die Instandhaltung. „Wir haben in Bielefeld großes Glück mit unserem Wasser. Der Großteil kommt aus der Senne und bedarf keiner Aufbereitung. Der Senne-Boden ist der beste Filter.“

Etwa 45 Prozent des Bielefelder Wassers werden aus einer Tiefe von sage und schreibe bis zu 630 Metern heraufgepumpt. Es dauert es übrigens Jahre, bis das Regenwasser nach unten durchgesickert ist und kommt somit in den Genuss des schon erwähnten Filtereffekts. Etwa 50 Prozent stammt aus oberflächennahen Brunnen, die 20 bis 50 Meter tief in die Erde reichen. Und ungefähr fünf Prozent kommen aus Festgestein des Teutoburger Waldes aus rund 100 Meter Tiefe. „In der Senne betreiben wir 14 Wasserwerke“, berichtet Michael Nowak. „Ein weiteres Werk im Teutoburger Wald ergänzt die örtliche Wasserversorgung. Die 15 Wasserwerke verfügen insgesamt über 154 Brunnen. Diese decken etwa 97 Prozent des Bielefelder Bedarfs ab. Die restliche Menge wird von anderen Unternehmen bezogen.“ Apropos Bedarf : Jeder Bielefelder verbraucht pro Tag durchschnittlich 120 Liter Wasser. Im Jahr 2020 betrug der Wasserabsatz – ausschließlich Grundwasser – rund 19,5 Mio. Kubikmeter.

Qualitativ gesehen, ist das Bielefelder Wasser sehr gut. Es muss nur an wenigen Stellen aufbereitet werden. Lediglich an den Wasserwerken im Sprungbachtal (Dalbke), in Stukenbrock-Senne nahe dem Safariland und in Ummeln gibt es solche Anlagen. „Hauptsächlich kümmern wir uns um die Entsäuerung“, erklärt der Wasser-Experte. „Eine Aufbereitung ist zum Beispiel notwendig, weil der Boden durch die

Nadelbaumstruktur die Auswirkungen des sauren Regens nicht ausreichend herausfiltern kann. Hier geht man auch schon dazu über, vermehrt auf Mischwald zu setzen. Außerdem gasen wir die überschüssige Kohlensäure heraus. Was wir sonst vielleicht gern im Glas hätten, würde in den Rohren zu Korrosion führen. In anderen Ländern werden dem Wasser teilweise Stoffe zugesetzt. Bei uns wird nur gefiltert.“ Das Trinkwasser wird regelmäßig und streng kontrolliert. Wasserproben an allen Stationen des Netzes – vom Brunnen bis zum Hausanschluss – stellen sicher, dass die hohen Anforderungen der Trinkwasserverordnung eingehalten werden. Die Qualität des Trinkwassers wird mit jährlich mehr als 2.500 Proben und 16.000 Analysewerten umfassend von unabhängigen Instituten kontrolliert – das ist weit mehr als vom Gesetzgeber vorgeschrieben. „Alle Messergebnisse gehen vierteljährlich an die zuständigen Gesundheitsämter als Aufsichtsbehörden. Auch vor Ort – in den Wasserwerken, den Wasserbehältern und so weiter – machen sich die Behörden regelmäßig ein Bild vom einwandfreien Zustand der Bielefelder Wasserversorgung. Und unser Wasser gibt es wirklich sehr günstig. Für einen Cent bekommt man schon fünf Liter frei Haus geliefert. Also, ich schleppe keine Wasserkisten mehr“, lacht Michael Nowak.

Dass das Wasser aus der Senne die Menschen zuverlässig erreicht, dafür sorgt ein ausgefeiltes Verteilungsnetz, das eine Länge von 1.600 Kilometer aufweist. Damit wird nicht nur Bielefeld, sondern auch Augustdorf und Schloß Holte-Stukenbrock mit Trinkwasser versorgt. Aber ist das Trinkwasser nicht eigentlich viel zu schade, um es für alltägliche Verrichtungen zu verwenden? „Auch zum Duschen und Wäschewaschen braucht man qualitativ hochwertiges Wasser, um einen gesunden Hygienestandard garantieren zu können“, so Michael Nowak. „Für die Toilettenspülung hingegen braucht man diese Qualität nicht.“ Und wenn wir wieder einen richtig heißen Sommer bekommen, ist dann genug Wasser da? „Das ist für uns nicht so ein Thema wie für andere Regionen, die ihr Wasser aus Talsperren ziehen. Wir haben ein riesiges Reservoir an Tiefenwasser“, erläutert Michael Nowak. „Wenn es im Sommer längere Zeit nicht regnet, ist das gar nicht so dramatisch. Wichtiger sind die Niederschläge in den Monaten November bis März und April. Denn in diesen Monaten erreichen die Tropfen tatsächlich das Grundwasser. Schnee ist am besten für die Reserven, der sickert langsam, aber sicher ein. Im Sommer ist der Boden meist zu hart, der Regen verdunstet und natürlich nehmen sich die Pflanzen ihren Teil.“ Auch wenn ausreichend Wasser da ist, empfiehlt sich ein sorgsamer und sparsamer Umgang mit diesem ganz besonderen Lebensmittel.