KINDER UNTERWEGS

Eine Prise Abenteuer, neue Eindrücke, Erholung vom Schulalltag und nachhaltige Erlebnisse – das tut auch Kindern und Jugendlichen gut. Doch nicht jede Familie kann sich einen Familienurlaub leisten. Neben geförderten Familienangeboten bieten sich daher betreute Kinder- und Jugendfreizeiten an. Sie werden bei Bedarf ebenfalls bezuschusst. Denn: Alle Kinder brauchen Ferien.

In Bielefeld werden diese Ferienfreizeiten u.a. vom Jugendwerk der AWO, den Falken, der Naturfreundejugend oder kirchlichen Trägern organisiert. Dabei haben Ferien mit Gleichaltrigen viele Aspekte. Sie punkten mit tollen Programmen und sind gleichzeitig wichtige Lernorte. Auch das Jugendwerk der AWO ist Spezialist in Sachen Kinder- und Jugendfreizeiten. „Für 2022 stecken wir noch mitten in der Planung, aber wir denken das europäische Ausland wieder mit“, sagt Pia Nacke, Geschäftsführerin des Bezirksjugendwerks der AWO OWL. „Die Termine stehen spätestens im Dezember und sind auf unserem Online-Portal – hier sind die Angebote unterschiedlicher Jugendwerke zu finden – abrufbar. Ein Klick auf das jeweilige regionale Jugendwerk führt dann zu den Angeboten vor Ort. Denn unsere Idee ist es, Kinder und Jugendliche aus der Region gemeinsam verreisen zu lassen, damit neue Freundschaften Perspektiven haben.“ Immer aber zeichnen sich die Reisen des Jugendwerks der AWO durch ihr ganzheitliches partizipatives Programm aus. „Wir binden die Jugendlichen ein und fragen diese nach eigenen Wünschen“, erklärt Pia Nacke. Das reicht von der Vereinbarung der Frühstückszeiten bis hin zu Nachtwanderungen und Lagerfeuern mit Stockbrot. Freizeiten bieten Kindern und Jugendlichen Raum sich auszuprobieren – ohne Eltern. Zum non-formalem Lernen gehört es, sich in der Gruppe einzubringen, als Gruppe Dinge zu entscheiden, Optionen auszuhandeln und in die Diskussion zu gehen. Vor allem aber geht es darum, Spaß zu haben, neue Freundinnen zu finden und Zeit mit Gleichaltrigen zu verbringen. Das Jugendwerk der AWO in Bielefeld spricht mit seinen Ferienfreizeiten Kinder und Jugendlichen zwischen 7 und 17 Jahren an. „Wichtig ist uns, dass keiner aufgrund finanzieller Möglichkeiten ausgeschlossen wird“, betont die Geschäftsführerin. Das Ziel ist es, den Kindern eine freie und unabhängige Zeit zu ermöglichen. Eltern, die dies nicht können, profitieren von verschiedenen Fördermöglichkeiten. „Die Fördertöpfe variieren abhängig von der Region, da es sich um kommunale Zuschüsse handelt. Es gibt keinen festgeschriebenen Leistungssatz“, so Pia Nacke. In Bielefeld erhalten Alg II Empfängerinnen über das bundesweite Programm Bildung und Teilhabe 120 Euro pro Jahr. „Das ist aber häufig Geld, das die Familien bereits für Sportvereine oder als Essenszuschuss für den Offenen Ganztag einsetzen und voll ausschöpfen“, weiß Pia Nacke. Über den Bielefelder Jugendring gibt es wiederum einen Zuschuss von 16 Euro pro Tag und Kind. Und wer den Bielefeld Pass vorlegt, erhält ebenfalls Leistungen und muss keinen weiteren Antrag ausfüllen. Darüber hinaus hat das Jugendwerk der AWO OWL einen eigenen Fördertopf aufgesetzt. „FAIRteilen“ ist für diejenigen gedacht, die nicht im Alg II Bezug sind, sich aber trotzdem keine Freizeit für ihre Kinder leisten können. „Uns ist bewusst, dass das Geld auch dann nicht ausreichend sein kann, wenn zwei Erwachsene berufstätig sind“, sagt Pia Nacke. „Da es immer eine große Hürde ist nach Zuschüssen zu fragen, setzt das Jugendwerk auf ein niedrigschwelliges Angebot und bietet auch jedes Jahr eine Zeltfreizeit an, die nicht mehr als 60 Euro pro Kind kostet. Sie wird aus eigenen Mitteln stark bezuschusst. „Das ist eine Entscheidung, die unser ehrenamtlicher Vorstand, dessen Mitglieder nicht älter als 30 Jahre alt sind, getroffen hat“, erklärt die Geschäftsführerin. In Zeiten von Corona führten die Reisen zuletzt eher ins Umland als ins benachbarte Ausland. Für die Herbstferien 2021 plant das Jugendwerk eine Freizeit für 7 bis 10-Jährige in einer Jugendherberge im Raum OWL und einen Städtetrip für 14 bis 17-Jährige nach Hamburg. Die qualifizierte Betreuung ist dabei ein wichtiger Aspekt. Die Freizeitteams betreuen die Kinder und Jugendlichen mit einem Schlüssel von 1:7, das heißt es gibt ein/e qualifizierte Betreuer*in für sieben Reisende. „Das ist das Minimum“, so Pia Nacke. „Und auch abhängig davon, ob die Gruppen selbst kochen.“ Und alle Ausflüge sind – ebenso wie die Vollverpflegung – im Teilnehmerbetrag enthalten: Denn: Alle Teilnehmenden sollen den gleichen Urlaub bekommen. ✔
Reisen: www.jugendwerk-awo-reisen.de
allgemeine Infos: www.jugendwerk-owl.de

Gemeinsam Urlaub machen, Gruppenfeeling, Spaß, Action und Neues erleben, Menschen und Länder kennen lernen, kreativ sein, das sind Ferien mit den Falken. „Alle Teilnehmenden können in unseren Freizeiten mitbestimmen und ihren Teil zur Gemeinschaft beitragen“, erklärt Christin Wendebaum, Bildungsreferentin und Ansprechpartnerin für die Ferienfreizeiten des SJD – Die Falken, Kreisverband Bielefeld.

Coronabedingt sind die Planungen für Ferienfreizeiten immer noch schwierig. Aber, wohin geht’s mit den Falken im nächsten Jahr?

Wir hoffen und denken im nächsten Jahr wieder nach Föhr auf den Falkenzeltplatz fahren zu können. Dieses Jahr hatte das Corona-bedingt nicht geklappt. Der Zeltlagerplatz „Unsere Welt“ liegt direkt am Meer. Die Unterbringung erfolgt in ausreichend großen Schlafzelten, in denen ca. sechs Teilnehmende wohnen. Die einzelnen Schlaf- und Großzelte werden zu altersgerechten Dörfern zusammengestellt. So ein Dorf bildet die zentrale Lebensgemeinschaft in einem Zeltlager. Vom Zelt zum Strand sind es nur ein paar Minuten. Kurz die Treppe in den Dünen rauf und wieder runter und schon ist man am Wasser. Der Strand ist ausreichend groß, sodass alle Zeltlagerteilnehmende gleichzeitig dort sein können und immer noch Platz für Spiel und Spaß vorhanden ist.

Auf dem Platz befindet sich alles, was für ein Zeltlager benötigt wird. Eine moderne Großküche, in der unsere ehrenamtlichen Helfenden für eine Vollverpflegung sorgen können. Dabei wird mit regionalen Bauern von der Insel zusammengearbeitet und auf Nachhaltigkeit geachtet. Das bedeutet z.B., dass alle drei Tage ein fleischhaltiges warmes Abendessen gekocht wird. An den anderen Tagen wird vegetarisch gekocht. Selbstverständlich wird immer auf Allergien und Unverträglichkeiten geachtet und für Alternativen gesorgt.

Für den Herbst sind keine Ferienfreizeiten geplant, aber Ferienspiele u.a. auf dem Ramsbrockhof und dem Halhof.

Wodurch zeichnen sich die Ferienangebote der Falken aus?

Bei unseren Angeboten bestimmen die Kinder und Jugendlichen mit. Diese Mitbestimmung und Mitwirkung von Kindern ist ein wesentlicher Bestandteil der Falkenpädagogik. Wir wollen Kinder dazu befähigen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und sie in die Lage versetzen, ihre Zukunft selbstbewusst und nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Dazu müssen ihnen auch Einflussmöglichkeiten aufgezeigt werden. In unserem Zeltlager entscheiden nicht nur die Erwachsenen, was zu tun und was zu lassen ist. Die Kinder haben in vielen Bereichen, die sie selbst betreffen, ein Mitspracherecht. Damit jüngere oder auch schüchterne Kinder zu Wort kommen und sie Gehör finden, wird ihnen ein*e Gruppenleiter*in zur Seite gestellt. So überlegt man gemeinsam, wie ihre Wünsche umsetzbar sind. Im Rahmen von regelmäßigen Treffen, im Zeltlager heißen sie Vollversammlungen (VV), kommen alle Teilnehmer*innen und Helfer*innen zusammen, damit die Kinder und Jugendlichen ihre Ideen und Vorschläge einbringen, darüber diskutiert und/oder abgestimmt wird. Die Helfer*innen bereiten natürlich auch Programmpunkte vor, sind aber flexibel und versuchen die Wünsche der Teilnehmenden einzubeziehen und sie dabei zu unterstützen, ihre Punkte umzusetzen.

Ansonsten zeichnen sich die Angebote durch Feriencharakter und Gemeinschaftsleben aus. Spaß und Spiel sind ein wesentlicher Bestandteil der Ferienfreizeiten. Für die Kinder und Jugendlichen gibt es je nach Altersgruppe verschiedene Workshops und ein abwechslungsreiches Programm. Dazu gehören u.a. Wattwanderungen, das Erforschen von Meerestieren, kreative Bastel- und Batikangebote sowie Sportliches, wie Fußballturniere oder Volleyball. Doch in erster Linie steht die Insel mit ihren Abenteuer- und Entdeckungsmöglichkeiten im Vordergrund. Besondere Highlights in unserem Zeltlager sind außerdem Ausflüge in die Inselhauptstadt Wyk, ein Bergfest mit einer abendlichen Bergfestparty mit Musik, Tanz und Show sowie ein Schlag-den-Helfenden-Tag, ein Casino-Abend sowie für die Teenies eine Herzblatt-Show.

Es gibt viele Kinder, die keine Familienurlaube kennen. Warum ist es für Kinder wichtig, Urlaub machen zu können?

Kinder lernen im Spiel. Sie brauchen für ihre natürliche Entwicklung, nicht nur liebevolle Erwachsene, sondern v.a. auch andere Kinder um sich herum, mit denen sie ihre Fantasie und Kreativität leben können und sich immer wieder neu in Rollen erkunden können. Außerdem braucht es Räume, in denen sie sich selbst ausprobieren können und frei von Leistungsdruck und schulischen Erwartungen sind. Erst durch freies Sein können sie finden, wer sie selbst sind und was ihre eigentlichen Stärken und Schwächen, was ihre Leidenschaften und Talente. Das geht natürlich am allerbesten im Urlaub. Schön wäre es, wenn es auch mehr und mehr im Alltag der Kinder und in den Schulen Einzug findet.

An wen richten sich die kostengünstigen bzw. geförderte Ferienangebote?

Bei uns sind alle Kinder und Jugendlichen willkommen, die Lust auf zelten und zwei Wochen draußen sein haben! Wir versuchen durch die relativ günstigen Preise, möglichst alle Kinder unabhängig vom Einkommen erreichen zu können. Die Ferienangebote können auch durch Bildung und Teilhabe finanziert werden, was oft eine große Unterstützung sein kann.

www.diefalken-bielefeld.de

Familien machen Ferien In über 80 gemeinnützigen Familienferienstätten überall in Deutschland finden Familien Angebote für Klein und Groß, Spiel und Spaß, Erlebnis und Natur. Im neuen Katalog „Urlaub mit der Familie“ der Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung können Familien geeignete Urlaubsquartiere für ihre Bedürfnisse und zu erschwinglichen Preisen finden. Ob am Meer, in den Bergen oder im Wald, ob im Ferienhaus oder in Appartements. Häuser in evangelischer und katholischer Trägerschaft, Häuser der Arbeiterwohlfahrt, des DRK, der Naturfreunde und des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes haben sich zur Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung zusammengeschlossen. Gemeinnützige Familienferienstätten gehören zu den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe. Das Angebot richtet sich insbesondere an Familien in besonderen Lebenssituationen, z.B. an Familien mit kleinen Einkommen, Alleinerziehende, kinderreiche Familien und Familien mit beeinträchtigten, pflegebedürftigen oder chronisch kranken Kindern.
Weitere Infos unter www.bagfamilienerholung.de und www.urlaub-mit-der-familie.de

Naturfreundjugend Teutoburger Wald

Und Action!

Ob Wandern und Paddeln im Soonwald, Bouldern in Avalonia im Ruhrtal oder ein Floß bauen und Höhlen erkunden am Ith im Weserbergland – die von der Naturfreundejugend TBW oder der Naturfreundejugend Bundesgruppe angebotenen Veranstaltungen machen Kindern und Jugendlichen Lust aufs Draußen sein. Die Kinder- und Jugendorganisation ist Teil der internationalen Kultur- und Freizeitorganisation die Naturfreunde und setzt auf erlebnis-, umwelt-, oder freizeitpädagogische Angebote. Lenja Thees von der Naturfreundejugend Bielefeld erzählt, was so geht.

Coronabedingt sind die Planungen für Ferienfreizeiten immer noch schwierig. Aber, wohin geht’s mit der Naturfreundejugend im nächsten Jahr?

Anfang November wird das Programm für das nächste Jahr und somit auch für die Freizeiten 2022 geplant. Für den Herbst 2021 haben wir versucht, Freizeiten zu planen, die auch unter Pandemiebedingungen eine große Chance haben, stattzufinden. Deshalb bleiben wir in der Nähe, fahren mit kleineren Gruppen und sind viel draußen. So wird es eine Kinder-Zeltfreizeit rund ums Klettern im Ith sowie eine Herbstwalderlebnisfreizeit am Naturfreundehaus in Oerlinghausen geben. Mit den Jugendlichen geht es auf Wandertour im Soonwald. Für alle Veranstaltungen gibt es noch freie Plätze.

Wodurch zeichnen sich die Ferienangebote der Naturfreundejugend Teutoburger Wald aus?

Spaß und Erholung stehen im Mittelpunkt unserer Veranstaltungen und Freizeiten. Aber auch Gemeinschaftserleben, Bewegung draußen, Offenheit für neue Erfahrungen, Toleranz und Partizipation statt „Berieselung“ ist uns wichtig! Wir versuchen möglichst nachhaltig mit Kindern und Jugendlichen zu verreisen. Das betrifft die Bereiche Ernährung, Mobilität und Unterkunft, aber auch den Umgang mit der Natur. Dabei fließen diese Grundprinzipien spielerisch und durch vorleben ein, nicht mit erhobenem Zeigefinger.

Es gibt viele Kinder, die keine Familienurlaube kennen. Warum ist es für Kinder wichtig, Urlaub machen zu können?

Ferienfreizeiten sind wichtig, weil sie einen Freiraum zur Erprobung und Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen darstellen. Fernab vom Alltag sind Freizeiten Bildungsorte, die eine Entwicklung in der Gruppe ermöglichen. Werte wie Toleranz und Vielfalt werden gelebt und Kinder und Jugendliche erfahren durch Mitbestimmung im Kleinen, wie sie an der Entwicklung der Gesellschaft partizipieren können. Im Alltag bleibt häufig wenig Zeit zu entspannen oder den eigenen Interessen nachzugehen, auch Bewegung und Naturerlebnisse kommen oft zu kurz. Außerdem ermöglichen Ferienfreizeiten Urlaub für jede*n unabhängig vom sozio-ökonomischen Status.

An wen richten sich die kostengünstigen bzw. geförderte Ferienangebote?

Unsere Ferienangebote richten sich an alle Kinder und Jugendlichen zwischen 8 und 26 Jahren, die Lust auf Erlebnis, Bewegung, Natur und draußen sein haben. Wir helfen gerne bei der Beantragung von Zuschüssen.

www.tbw.naturfreundejugend.de