ISABEL NIEMANN

Miteinander geht mehr. Das trifft auch auf Designprozesse zu. Ein Beispiel dafür ist die adaptive Sportkollektion, die Isabel Niemann für Rollstuhlsportlerinnen des DSC Arminia entworfen hat. Die individuelle Kollektion entwickelte die Studentin im engen Austausch mit vier Wheelsoccer Spielerinnen. Und sie ist – da modische Sportbekleidung auch abseits vom Training angesagt ist – absolut Streetwear tauglich.

Von ersten Ideen über die Entwicklung der Prototypen bis hin zur Anprobe – Isabel Niemann, die am Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule (FH) Bielefeld Modedesign studiert, hat die Rollstuhlsportler*innen von Anfang an in den Designprozess einbezogen. Ihr Wunsch, bei Entwürfen möglichst viele Menschen mitzudenken, entstand durch eine Kooperation zwischen dem DSC Arminia und dem Fachbereich Gestaltung. Initiiert von Philipp Rupp, Professor für Modedesign und Kollektionsgestaltung und DiversityBeauftragter des Fachbereichs. Aus ungenutzten Merchandise-Artikeln des Vereins sollten neue Kleidungsstücke entstehen. „Schon während der Auftaktveranstaltung beim DSC habe ich mich vom sozialen Engagement des Vereins und Themen wie Integration, Inklusion und Gesundheitsförderung angesprochen gefühlt“, erinnert sich die 29-Jährige.

Sie suchte den Kontakt zur Rollstuhlabteilung des Vereins und wurde schließlich zum Wheelsoccer-Training
eingeladen. „Als Fußgängerin habe ich viel dazugelernt“, resümiert Isabel Niemann. Es war ihr erstes Mal im Rollstuhl. Schon nach kurzer Zeit merkte sie, wo es wortwörtlich drückt und wo Bewegungsfreiheit fehlt. Sie entschied sich, die Sportler*innen aktiv in ihr Projekt einzubeziehen. „Sich gemeinsam auf den Weg zu machen, entspricht dem Grundgedanken von Inklusion.“

Sportmode inklusiver zu machen, ist für sie längst eine Herzenssache. „Allerdings wäre ich ohne diesen direkten Austausch nie auf die Idee gekommen, einen Pullover mit einem Ausschnitt für einen Beatmungsschlauch zu kreieren“, gibt sie zu. Wie wichtig eine größere Bandbereite an Konfektionsgrößen ist – auch das wurde der Studentin während des Projekts klar. Funktionalität mit Mehrwert und trotzdem modisch – mit diesem Anspruch konzipierte Isabel Niemann ihre Kollektion. Adaptive Sportmode, die sich nicht nur durch atmungsaktive Stoffe auszeichnet. „Allein, um Druckstellen zu vermeiden, braucht es entsprechende Schnitte und Details. Elastische Stoffe, flache Nähte und keine Rückennähte. Adaptive Sportmode muss, angepasst an die Sportler*innen und die jeweilige Sportart, unterschiedlichen Ansprüchen genügen“, findet Isabel Niemann. So wie eine von ihr kreierte sportliche Jacke aus Jersey, die viel Bewegungsfreiheit im Schulterraum bietet.

Statt zwei designte Isabel Niemann gleich vier Outfits für die Sportler*innen des DSC. So entstand eine Herrenjacke mit längeren Ärmeln, die sich mithilfe eines Magneten hochraffen lassen. Auch zwei Capes, die sich dank Magnetverschlüssen leicht öffnen und selbstständig an- und ausziehen lassen sowie ein enges Kleid vervollständigen die Kollektion. „Natürlich sollten die Kleidungsstücke nicht nur funktional, sondern auch cool sein“, sagt Isabel Niemann. Für sie ist es eine Kollektion mit Mehrwert. In jedes Kleidungsstück sind ganz persönliche Wünsche eingeflossen. „Vor allem aber werden diese Kleidungsstücke mehr geliebt, da bin ich mir ziemlich sicher.“ ✔