HSBI Award bietet Bühne für Ideen
Der HSBI Startup Award hat bei seiner Premiere eindrucksvoll gezeigt, wie viel Innovationsgeist und Gründungspotenzial in der Region OWL steckt. Hinter dem Wettbewerb steht das Center for Entrepreneurship der Hochschule Bielefeld – und mittendrin Prof. Dr. Ingo Ballschmieter. Im Gespräch verrät er, was ihn antreibt, welche Ideen ihn besonders begeistern und wie es mit dem Award weitergeht. Der HSBI Startup Award ist mehr als ein Wettbewerb – er ist eine Bühne für Visionen, Mut und unternehmerisches Denken. Und er macht deutlich, wie lebendig und vielversprechend die Gründungskultur in Ostwestfalen-Lippe ist.

Prof. Dr. Ballschmieter, was war die ursprüngliche Motivation hinter der Initiierung des HSBI Startup Awards, und wie passt er in die übergeordnete Strategie des CFE zur Gründungsförderung?
Mit dem HSBI Startup Award verfolgen wir im Kern drei Zielsetzungen, die alle mit dem Thema Sichtbarkeit zu tun haben. Erstens geht es um mehr Sichtbarkeit für die hochschulische Gründungsförderung. Universitäten und Hochschulen sind die wesentlichen Quellen für innovative Unternehmensgründungen geworden. Es ist wichtig, dass Studierende die damit verbundenen Möglichkeiten früh im Studium kennenlernen.
Natürlich geht es uns in dem Kontext auch darum, dass die Studierenden der Hochschule Bielefeld das Center for Entrepreneurship kennen, also die hauseigene Gründungsberatung. Allein in den letzten vier Jahren sind hier knapp 60 Unternehmen entstanden, die über 200 Arbeitsplätze geschaffen haben. Der Award soll Lust aufs Gründen machen – und es waren schon mal zahlreiche Studierende bei der Preisverleihung dabei.
Und last but not least steht beim Award natürlich die Innovation im Vordergrund, also die Förderung und Skalierung guter Lösungsansätze und bestehender Gründungsteams. Durch die Kategorie „Idee“ soll dabei der Transfer von innovativen Lösungsansätzen, beispielsweise als Ergebnis von Forschung und Entwicklung, in marktfähige Geschäftsmodelle gefördert werden.
Über 50 Bewerbungen aus der Region – haben Sie mit so einer Resonanz gerechnet? Und welches Startup oder welche Idee hat Sie ganz besonders überrascht?
Ehrlich gesagt waren wir perplex – mit so vielen Bewerbungen haben wir beim ersten Durchlauf nicht gerechnet! Das zeigt, wie groß das Interesse am Gründen ist und dass Hochschulen dabei eine wichtige Anlaufstelle sind. Überrascht hat uns aber auch das Interesse, die Pitches zu sehen und an der Preisverleihung teilzunehmen – die Veranstaltung war schon Tage im Voraus ausgebucht.
Ein einziges Startup möchte ich dabei eigentlich gar nicht herauspicken – ich war vielmehr davon überrascht, dass schon so viele KI-basierte Modelle dabei waren. Das ist ein Zeichen dafür, dass wir in OWL in der Lage sind, auch neue Technologien schnell in marktfähige Ideen umzusetzen.
Wie bewerten Sie das Gründungspotenzial der Region OWL, insbesondere im Hochschulumfeld?
Das Gründungspotenzial in OWL ist richtig groß geworden. Hochschulen spielen dabei eine zentrale Rolle, weil sie für das Thema Gründung als berufliche Option sensibilisieren können und weil dort Innovationen gefördert werden, zum Beispiel durch Forschung und Entwicklung. In OWL tragen dabei alle öffentlichen Hochschulen mit eigenen Gründungsförderungen zu einem starken Ökosystem bei. Allerdings sehen wir auch immer mehr etablierte Unternehmen, die sich am Geschehen beteiligen. Das ist wichtig, denn damit haben wir in der Region ein System, wo Startup-Welt und etablierte Wirtschaft zusammenarbeiten. Die große Zahl an Startup-Veranstaltungen, Unterstützungsprogramme der Kommunen und Wirtschaftsförderer und die stärkere Präsenz von Investoren vervollständigt das Bild eines starken Gründungsökosystems in OWL.
Der Award setzt auf Sichtbarkeit und frühe Förderung – warum sind diese Aspekte aus Ihrer Sicht gerade für junge Gründer:innen so entscheidend? Welchen konkreten Einfluss erhoffen Sie sich dadurch auf die langfristige Entwicklung der Gründungskultur in der Region?
Junge Gründer:innen haben manchmal eine gute, vielleicht sogar eine großartige Idee. Was sie aber häufig nicht haben: viel Zeit, um etwas aufzubauen, ausreichende finanzielle Mittel und Kontakte, die ihnen Türen öffnen können. Damit eine innovative Gründung funktionieren kann, müssen sich die Teams daher irgendwann mit ihrer Idee zeigen, insbesondere um weitere Unterstützer:innen zu finden. Der Award kann hier eine gute Bühne sein, um die Vernetzung zu fördern, z.B. zu Mitgründer:innen und Investor:innen.
Startup-Award-Veranstaltungen wie diese eignen sich dabei allgemein hervorragend, um den Spirit rüberzubringen, der diese Szene ausmacht: Die Kreativität, das Neue und die Aufregung, vielleicht am Anfang einer ganz großen Geschichte dabei zu sein. Das soll auch ein wesentlicher Beitrag sein.
Die ausgezeichneten Projekte arbeiten mit innovativen Technologien wie Künstlicher Intelligenz oder setzen auf Nachhaltigkeit bei den Geschäftsmodellen – welche technologischen oder gesellschaftlichen Trends beobachten Sie aktuell besonders stark bei Hochschulgründungen?
Im Kern stehen diese beiden Themen, KI und Nachhaltigkeit, bei vielen hochschulischen Gründungen im Fokus. Wir sehen in Deutschland aber ganz allgemein vermehrt Ausgründungen aus Hochschulen, bei denen es einen großen Forschungsvorlauf gab – z.B. in der Raumfahrt, in Medizin und Gesundheit oder eben bei daten- bzw. KI-getriebenen Geschäftsmodellen. Da sind wir richtig gut und können noch viel mehr tun. In diesem Transfer aus Forschung und Entwicklung in Unternehmensgründungen sehe ich die tatsächliche Grundlage für eine wirtschaftliche Transformation in Deutschland.
Nach dem erfolgreichen Auftakt: Welche Weiterentwicklungen planen Sie für den nächsten HSBI Startup Award? Gibt es bereits Ideen für neue Formate, Partner oder Schwerpunkte?
Wir gehen hier vor, wie ein Startup: Was gut klappt, machen wir weiter, und wo wir uns verbessern können, da arbeiten wir dran. Mit Sicherheit wird es Neuerungen geben, wir wollen mit der Veranstaltung ja auch innovativ sein. Eins steht aber schon fest: 2026 soll der HSBI Startup Award wieder an den Start gehen!
Vier Minuten. Mehr Zeit blieb den Startups nicht, ihr Konzept zu präsentieren. Aber es reichte, um Publikum und Jury mit Einfallsreichtum und strategischem Weitblick zu begeistern. Der erste HSBI Startup Award wurde jetzt im Rahmen eines Pitch-Wettbewerbs an der Hochschule Bielefeld (HSBI) verliehen. In der Kategorie ,Startup‘, dotiert mit 3.000 Euro, gewann das Team „Puraite“ , das eine KI entwickelt hat, mit der relevante Studien für die Neuentwicklung von Medikamenten effizienter als bisher identifiziert und analysiert werden können. In der Kategorie ,Idee‘ konnte sich Catharina Schilp die Siegprämie in Höhe von 2.000 Euro sichern. Sie möchte eine Börse für ausgemusterte, aber noch funktionsfähige Spritzgießwerkzeuge an den Start bringen. Den Sonderpreis ,Handel‘ und 3.000 Euro Prämie gewann Minever Zevker mit ihrem Startup „Miss Mineva’s“, die gesunde und wohlschmeckende Fertigsuppen mithilfe traditioneller Fermentationstechnik herstellt und so das Segment Convenience Food aufmischen will.
Center for Entrepreneurship (CFE) der HSBI will Sichtbarkeit der Gründungskultur in OWL erhöhen
Initiiert und organisiert hatte den Wettbewerb das Center for Entrepreneurship (CFE) der HSBI, unterstützt von der Fördergesellschaft der Hochschule Bielefeld e.V. Prof. Dr. Ingo Ballschmieter, Co-Leiter des CFE, erklärt die Idee hinter dem HSBI Startup Award: „Neben der Auszeichnung geht es uns vor allem um Sichtbarkeit. Wir wollen Gründer:innen eine Plattform bieten, auf der sie ihre innovativen Ideen vorstellen und weiterentwickeln können. Es gilt, aufmerksam zu machen auf das großartige Potential der Startups. Und wir wollen zeigen, dass Gründen ein möglicher Karriereweg mit einem breiten Unterstützungsnetzwerk in der Region ist.“
Mit der Ausschreibung hatte das CFE offenbar einen Nerv getroffen: Mehr als 50 Bewerbungen gingen nach der Ausschreibung im Januar ein, von allerersten Ideen bis zu ausgereiften und bereits gegründeten Geschäftsmodellen. Einzige Bedingung: Die Teilnehmenden mussten eine Verbindung zu einer der Hochschulen der Region haben. Im März gab es den Vorentscheid: Eine Jury aus erfahrenen Gründungscoaches des Gründungsnetzwerks der Region nominierte neun Finalist:innen in den drei Kategorien ,Startup‘, ,Idee‘ und ,Handel‘.
HSBI-Präsidentin: „Innovationen fördern, Talente stärken, Geschäftsmodelle entwickeln!“
Hocherfreut über den Andrang im vollbesetzten Konferenzsaal der HSBI begrüßte Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, Präsidentin der HSBI, Publikum und Finalist:innen: „Der Startup Award der HSBI zeigt eindrucksvoll, welch enormes Innovationspotenzial in der Region OWL und insbesondere in der Gründungsförderung unserer Hochschulen steckt. Die großartige Resonanz und die hohe Qualität der präsentierten Konzepte verdeutlichen, wie engagiert und kreativ die jungen Gründerinnen und Gründer in unserer Region sind. Wir sind stolz darauf, ein solches Umfeld schaffen zu können, das Innovation fördert, Talente stärkt und wegweisende Geschäftsmodelle hervorbringt. Der Erfolg der Veranstaltung motiviert uns, die Unterstützung von Gründungen aus der HSBI heraus weiter auszubauen.”
Die Keynote hatte Martin Knabenreich übernommen, Geschäftsführer von Bielefeld Marketing. Er verwies auf Bielefelds Tradition als Unternehmensstadt und bestärkte die jungen Gründenden: „Wir brauchen Ihren Mut und Ihre Zuversicht! Innovation gehört in die Mitte der Gesellschaft, in die Mitte der Stadt.“ Dann ging es endlich los. Als erste durften die Startups der Kategorie ,Idee‘ ihre Konzepte vorstellen. Sie stehen noch ganz am Anfang ihrer Gründungskarriere, haben noch kein fertiges Geschäftsmodell, aber ausformulierte Geschäftsideen. Drei unterschiedliche Ideen, vom Energiesparen mit adaptiven Gebäudemodellen über die später siegreiche Werkzeugbörse bis hin zur Partyorganisation über eine neuartige digitale Plattform. Und drei unterschiedliche Pitches, vom nüchternen Vortrag bis zum schwungvollen Sketch. Die Nase vorn hatte schließlich mit Catharina Schilp eine Mitarbeiterin im InCamS@BI-Projekt der HSBI, das sich mit zirkulärer Wertschöpfung und Kunststoffbranche befasst.
Professionell und mit viel Herzblut alle Erwartungen übertroffen
Mit routinierter Professionalität und dennoch viel Herzblut pitchten dann die Nominierten in der Kategorie ,Startup‘. Sie präsentierten bereits ausgereifte Geschäftsmodelle, kurz vor der Gründung oder sogar schon am Markt vertreten: vom Lernmanagement für die Berufsorientierung mit integrierter Ausbildungsplatzbörse über ein KI-gestütztes Wissensmanagement-System für Unternehmen bis zur letztlich siegreichen KI-basierten Systematic Literature Review für die Medikamentenentwicklung „Puraite“. Die Entscheidung in der Kategorie Handel war bereits am Vorabend des Pitches beim Handelsforum OWL in der Bielefelder Stadthalle gefallen, das Preisgeld hatte die EK Einkaufsgenossenschaft bereitgestellt, die auch das Forum ausrichtete: Miss Mineva’s hatte sich, wie erwähnt, in einem spannenden Wettkampf per Publikumsentscheid durchgesetzt.
Das Resümee beider Abende: „Ein voller Erfolg. Der erste HSBI Startup Award hat alle Erwartungen übertroffen und deutlich gemacht, dass die Region OWL ein Zentrum für Kreativität und unternehmerische Innovationskraft ist“, resümiert Prof. Dr. Ingo Ballschmieter. „Besonders beeindruckend ist der hohe Innovationsgrad der präsentierten Ideen. Viele Startups arbeiten mit wegweisenden Technologien wie Künstlicher Intelligenz und treiben die Digitalisierung voran. Diese Kombination aus Kreativität und technologischer Expertise zeigt, dass unsere Gründungsförderung die richtigen Impulse setzt. Das großartige Ergebnis motiviert uns, mit voller Energie an der nächsten Auflage zu arbeiten.“ Mit diesen Worten leitete Ballschmieter über zum gemütlichen Teil des Abends und ermunterte die über 150 Gäste mit den Gründungsteams ins Gespräch zu kommen. Ballschmieter: „Auch wenn nicht jedes nominierte Team ein Preisgeld gewinnen konnte – Potenzial haben alle!“
Organisiert vom Center for Entrepreneurship (CFE) der HSBI und unterstützt von der Fördergesellschaft der Hochschule Bielefeld e.V., bietet der HSBI Startup Award Gründer:innen eine Plattform, ihre innovativen Ideen vorzustellen und weiterzuentwickeln. Dementsprechend geht es neben der Auszeichnung vor allem um Sichtbarkeit, Vernetzung und die Sensibilisierung für die Themen „Gründung aus der Hochschule“ sowie „Gründung als Karriereweg“.
„Insbesondere die Kategorie ‚Idee‘ bietet eine hervorragende Gelegenheit, innovative Ansätze bereits in einem frühen Stadium zu fördern. Dazu gehören beispielsweise Ergebnisse aus Forschungs- und Entwicklungsprojekten, aber auch vielversprechende Ideen aus den unterschiedlichsten Bereichen unserer Gesellschaft“, erklärt Prof. Dr. Ingo Ballschmieter, Leiter des CFE. „Unser Ziel ist es, kreativen Lösungsansätzen eine Bühne zu bieten und die Grundlage für ihren Transfer in die Praxis zu schaffen.“