Glück auf dem Giebe

Was die glücksbringende Schornsteinfegerin noch erlebt, lesen Sie im Netz unter mein-bielefelder.de

Vom Giebel blicken und Schornsteine fegen – für Kira Stork eine der liebsten Tätigkeiten. „Den Schmutz kann man am Ende des Tages ja wieder abwaschen“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Als Schornsteinfegerin ist sie regelmäßig auf den Dächern der Bielefelder Innenstadt unterwegs. Statt zu studieren, hat sie im Handwerk ihr Glück gefunden.

Oben auf dem Dach zu stehen, fasziniert Kira Stork jedes Mal aufs Neue. Und so klettert sie, um Gasschornsteine von oben zu fegen, auch mal aufs Dach eines fünfstöckigen Gebäudes und genießt den Rundum-Blick. „Die Aussicht ist einfach cool“, sagt die 26-Jährige. Zum ersten Mal hinauf zog es sie bereits mit 14 Jahren. Als sie wieder herunterkam, stand für sie fest: „Ich arbeite künftig auf dem Dach.“ Die Idee Dachdeckerin zu werden, diskutierte sie mit ihrem Vater. „Er hat mir mit drei Dachpfannen gezeigt, dass das harte Arbeit ist, und ganz so schwer wollte ich dann doch nicht tragen.“ Eine Alternative hatte er auch gleich parat: Er schlug seiner Tochter ein Praktikum beim Schornsteinfeger vor. „Das hat viel Spaß gemacht, aber vor dem Abi habe ich dann doch kurz überlegt, ob ich nicht erst ein
Lehramtsstudium für die Grundschule mache.“ Sie entschied sich dagegen und ist glücklich. „Das ist mein Beruf fürs ganze Leben.“ Ihre Ausbildung als Schornsteinfegerin absolvierte sie bei Christian Schlingmann in Bielefeld und verkürzte sie auf zweieinhalb Jahre. Technisches Wissen brachte sie nicht mit. „Ich war in dieser Hinsicht ein totaler Neuling. Aber es interessiert mich, warum eine Heizung nicht anspringt“, erklärt Kira Stork, die gerade erfolgreich ihren Meister gemacht hat und schon ihre nächsten Schritte auf der Karriereleiter plant: Auf die Weiterbildung zur Energieberaterin soll eine zur Lüftungstechnikerin folgen. Gut ausgebildet geht sie heute ganz selbstverständlich mit den verschiedensten technischen Themen aus ihrem Berufsfeld um. Digitale Technik ist in ihrem Beruf längst ein fester Bestandteil. Egal, ob mittels Kameratechnik neue Schächte in Schornsteinen abgenommen oder auf Schäden untersucht, Heizungsanlagen mit Kameras kontrolliert oder einmal jährlich die Kohlenmonoxid-Werte von Durchlauferhitzern in Küche oder Bad digital erfasst werden. „Die erhobenen Messwerte oder Schäden tragen wir übers Tablet ein und laden diese dann am Ende des Tages in eine Cloud hoch“, erklärt Kira Stork. Messtechnik ist für sie dabei ein ebenso wichtiges Thema wie die Energieberatung. Letztere hat sich angesichts von Umwelt- und Klimaschutz zu einem Schwerpunkt entwickelt. „Eigentlich war eine Energieberatung bislang nur im Zusammenhang mit der Vermietung oder dem Verkauf eines Objekts Pflicht“, stellt die 26-Jährige fest. Die steigenden Gaspreise sind für viele HauseigentümerInnen darüber hinaus Anlass, ihre bisherige Heizungstechnik auf den Prüfstand zu stellen. „Nach Einsparpotenzialen zu schauen, ist gut“, erklärt die Schornsteinfegerin. „Bei alten Ölheizungen beträgt der Abgasverlust nämlich rund 10 Prozent.“

Und sie macht sich für ihren Beruf stark, möchte mehr Jugendliche und vor allem Frauen dazu ermutigen, ins Handwerk einzusteigen und eine Ausbildung zum/r Schornsteinfeger/ in zu machen. Denn der Frauenanteil liegt noch bei nur 10 Prozent.Einfach mal beim Girls Day oder während eines Praktikums in den Beruf hineinschnuppern, lautet ihr Tipp. Probleme von ihren meist männlichen Kollegen akzeptiert zu werden, hat sie nicht. Stattdessen weiß sie um das Potenzial des Berufes, um Aufstiegschancen und die Möglichkeiten sich selbständig zu machen. Und so wirbt sie für ihr Berufsbild auch auf Social Media und postet auf „komminsteamschwarz“ – eine Insta-Seite begeisterter SchornsteinfegerInnen – Bilder aus ihrem Alltag.

Bei 10 % liegt der Frauenanteil bei den SchornsteinfegerInnen

„Das ist ganz cool, da findet man Posts aus ganz Deutschland“, so Kira Stork, die das selbstständige Arbeiten schätzt und sich in der Schornsteinfeger-Familie gut aufgehoben fühlt. Dass sie selbst als „Glücksbringer“ gilt, erlebt sie immer wieder. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr eine Begegnung in einer Bäckerei. „Da stand ich in meiner schmutzigen Arbeitskleidung als mich eine Frau fragte, ob sie mich umarmen dürfe, sie könne etwas Glück gut gebrauchen.“ Sie durfte. ✔