Projekt Fruchtalarm

Sarah Toschka

Ananas, Banane oder Apfel? Fröhliches Orange oder knalliges Blau? In Sachen Lieblingsobst und -farbe haben Kinder bei der mobilen Fruchtcocktailbar freie Wahl. „Im Krankenhausalltag ist vieles fremdbestimmt, bei uns dürfen Kinder aktiv werden und selbst Entscheidungen treffen“, bringt Sarah Toschka den Kern des Projekts „Fruchtalarm“ auf den Punkt.

Seit 2010 sorgt die mobile Kindercocktailbar mit fruchtig-frischen Kreationen einmal wöchentlich für Spaß und Abwechslung auf verschiedenen Kinderkrebsstationen in Deutschland. Gegründet wurde Fruchtalarm vom Bielefelder Marcel Lossie aufgrund persönlicher Betroffenheit. „Er wollte etwas für Kinder auf der onkologischen Station tun“, erklärt Sarah Toschka, die für den Bereich Management Medien und Kommunikation zuständig ist. „Ein Aspekt ist, dass sich während der Chemo Geschmacksund Geruchssinn verändern und die Kinder oft zu wenig essen und trinken. Doch sich selbst mit Fruchtsäften und buntem Sirup einen Cocktail zu mixen, ist ein Event, das Spaß bringt. Und was Kinder selbst gemacht haben, trinken sie auch eher.“ Seit dem 10.2., dem Tag der Kinderhospizarbeit, findet das Kinderkrebsprojekt „Fruchtalarm“ auch regelmäßig im Kinderhospiz statt. „Sonst gehen wir mit den Familien den Weg in Richtung Genesung und Reha“, so Sarah Toschka. „Vier von fünf krebskranken Kindern überleben die Erkrankung, aber was ist mit jedem fünften Kind?“ Also hat das Projekt die Nutzungsbedingungen geändert, um alle jungen Patient*innen begleiten zu können. „Das Hospiz ist ein Ort voller Wärme und Herzlichkeit“, unterstreicht die 29-Jährige. „Wir freuen uns, dort regelmäßig Fruchtalarm zu machen.“ Um wirklich niemanden auszuschließen, startet Fruchtalarm außerdem gerade ein Buchprojekt, weil nicht alle Kinder selbstständig trinken können. „Mit den Fruchtcocktails sprechen wir alle Sinne an. Durch die aufwändige Gestaltung soll das Buch ähnlich wirken.“ Die nachempfundene Haptik verschiedener Früchte regt den Tastsinn an und das Reiben an einer abgebildeten Frucht setzt deren Duft frei. „Zusätzlich möchten wir einen ‚Cocktail‘ übergeben“, unterstreicht Sarah Toschka. Wahrscheinlich wird der Becher mit einem Trägerstoff wie Filz gefüllt und mit fruchtigen Duftölen können die Kinder dann ihren Duftcocktail zum Schnuppern mixen. Tolle Ideen, hinter denen neben den Angestellten des Projekts deutschlandweit rund 300 Ehrenamtliche stehen. Ganz nach dem Motto „Du musst kein Obst sein, um zu helfen“, sorgen sie dafür, dass regelmäßig die fruchtigen Alarmglocken läuten. Wie viel sie für ihr Engagement zurückbekommen, erfährt Sarah Toschka, wenn sie selbst vor Ort mit betroffenen Familien spricht. Oder erlebt, dass ein Kind, das den ganzen Tag antriebslos war, für den Fruchtalarm das Bett verlässt. „Solche Momente machen einen selbst glücklich. Es sind viele kleine Dinge, die große Wirkung haben und viele Menschen, die Zeit und Geld spenden, um das Ganze möglich zu machen.“ ✔