Weite, Wüste, wilde Tiere – das ist Südafrika. Aber auch einsame, weiße Strände, ausgedehnte Wanderungen in den Bergen, grüne Hügel, Weinanbau und kulinarischer Genuss. Wer einmal da war, der kommt höchstwahrscheinlich wieder. Das Land am Kap bietet so viel, dass eine Reise bei Weitem nicht ausreicht, um die ganze Vielfalt zu erkunden.

Bei unserem ersten Besuch entschieden wir uns für den Klassiker: von Kapstadt über die weltberühmte Garden Route, durch die Transkei bis nach Johannesburg, natürlich mit einem Aufenthalt im Krüger National Park. Ein echtes Erlebnis – das man sich aber mit vielen Touristen teilen muss. Deshalb führt uns die zweite Reise in den trockenen und dünn besiedelten Norden: von Kapstadt bis zum Kgalagadi Transfrontier National Park, der Teile Botswanas einschließt und direkt an Namibia grenzt. Runde 1.000 Kilometer auf direktem Wege, aber wir wollen natürlich auch links und rechts der Strecke gucken. In Kapstadt nach einem knapp 12-stündigen Flug von Frankfurt aus gelandet, geht es zum Akklimatisieren – im deutschen Winter beträgt der Zeitunterschied übrigens nur eine Stunde – direkt nach Simon‘s Town. Wo könnte man besser das Bielefelder Schmuddelwetter vergessen als bei der großen Kolonie der kleinen afrikanischen Pinguine? Das kleine Örtchen liegt südlich von Kapstadt und ist mit einer Fahrzeit von einer Stunde vom Flughafen gut erreichbar. Und zudem ein perfekter Ausgangspunkt zum legendären Cape of Good Hope – Namensgeber der südafrikanischen Metropole. Der südwestlichste, nicht etwa der südlichste Punkt Afrikas, das ist das Kap Agulhas weiter östlich, mit seinen beeindruckenden steilen Klippen einer der beliebtesten Anziehungspunkte für Touristen. Aber wer sich nicht nur auf die Massenwanderung hoch zum meist windumtosten Leuchtturm beschränkt, findet auch in diesem National Park ruhige Plätzchen für Wanderungen oder Spaziergänge. Am Strand trifft man selten eine Menschenseele, dafür aber manchmal Strauße oder Paviane.

Meer und noch mehr Meer

Großartige Strände finden wir auch immer wieder auf der sich anschließenden Fahrt in den Norden. Gleich, wenn man das Zentrum von Kapstadt verlässt, lohnt sich ein Abstecher an den Bloubergstrand. Nicht nur die vielen Kite-Surfer und Drachenflieger schätzen den einzigartigen Blick zurück auf den Tafelberg. Leider ist das Meer recht rau, die Strömungen nicht ungefährlich und die Wassertemperatur – je nördlicher man kommt – nur etwas für Hartgesottene. Und auch mit dem Thema Haie sollte man sich befassen, bevor man sich in die Fluten stürzt. Etwas wärmer und sicherer ist das Baden in der azurblauen Lagune im Westcoast National Park, gesäumt von weißen Dünen, grünen Feuchtschutzgebieten und der typischen Fynbos-Vegetation. An den zur Atlantikseite gelegenen Stränden brechen sich die Wellen und tausende von Seevögeln tummeln sich hier, u. a. der seltene schwarze Austernfischer mit leuchtend orangefarbenem Schnabel. Idyllische Küstenorte zum Übernachten findet man in Yzerfontein oder weiter nördlich in Paternoster mit seinen strahlend-weißen Häusern im kapholländischen Stil, die zum Teil reetgedeckt sind. Bei Lamberts Bay besuchen wir das Bird Island Nature Reserve, einer von sechs Orten weltweit, an dem Kaptölpel brüten, und der einzige Platz, der wirklich leicht zu erreichen ist. Außerdem halten sich dort auch Robben auf. Also, Fernglas nicht vergessen! Zum Wandern bietet sich ein – zugegeben etwas längerer – Abstecher in die Cedar Mountains an. Hier ist es gleich deutlich felsiger und trockener. Die roten Steine bieten einen schönen Kontrast zu den grünen Rebstöcken, denn auch hier wird, wie fast überall in Südafrika, wo ein großer wasserführender Fluss in der Nähe ist, Wein angebaut. Freunde eines guten Tropfens und von Gourmet-Restaurants können übrigens bei ihrem Trip in den Norden vorher noch in den „Winelands“, z. B. in Paarl, Stellenbosch, Franschoek einen Stopp einlegen.

Jetzt wird’s wild

Als Nächstes machen wir mal richtig Strecke durch das einsame Namaqualand, das nur zur Blütezeit der Wildblumen im August/September zur Touristenattraktion wird. Kaum vorstellbar, dass ein wenig Feuchtigkeit im südafrikanischen Winter reicht, um aus der öde erscheinenden Landschaft ein leuchtendes Blumenmeer zu machen. In Springbok machen wir Station im Goegap Nature Reserve. Springböcke und Oryxantilopen begrüßen uns gleich bei der Einfahrt. Auf den felsigen Hügeln, die sich beim Wandern als echte Steigungen entpuppen, wachsen die skurrilen Köcherbäume. Man wähnt sich in einer anderen Welt. Wir hatten telefonisch einen Camping- Platz reserviert und bekamen für einen geringen Aufschlag eine kleine Hütte, denn außer uns war niemand im Reserve. Deshalb, und aus Personalmangel, wollte die Parkverwaltung das kleine Naturparadies eigentlich übers Wochenende schließen. Aber nun waren wir schon mal da, und durften bleiben. Südafrikanische Gastfreundlichkeit, wie sie uns überall immer wieder begegnete. Deutlich mehr Gäste trafen wir im Augrabies National Park, Heimat des gleichnamigen Wasserfalls, der an seiner breitesten Stelle 150 Meter misst. Die Wassermenge, die 56 Meter in die Tiefe donnert, hängt von den Regenfällen ab, die den zweitlängsten Fluss im südlichen Afrika, den Oranje, speisen. Ob Hochwasser oder nicht, spektakulär ist das in jedem Fall. Wie auch die knapp 200 Meter tiefe Felsenschlucht, die der Fluss im Laufe der Jahrtausende auf 18 Kilometer Länge gegraben hat. Auf den warmen Steinen liegen bunte Echsen, mit orangefarbenen Hinterbeinen, gelben Vorderläufen und metallic-blauem Kopf und Torso. Die possierlichen Klippschliefer, die an schlechtgelaunte Meerschweinchen erinnern, jagen einander über die Felsen und in der Ferne grast eine Giraffe. Was will man mehr? Zurück im Camp des Nationalparks lockt ein erfrischendes Bad im Pool und abends im Restaurant wird man mit südafrikanischer Küche und guten Weinen verwöhnt.

Tierisch abenteuerlich

Noch mehr Tierwelt erleben wir dann im Kgalagadi Transfrontier National Park. Auch mit unserem „normalen“ Leihwagen ohne Allradantrieb sind die Sandpisten gut befahrbar. Die Artenvielfalt ist nicht so groß wie im Krüger, aber es sind weniger Besucher unterwegs, denn es gibt bislang nur drei gut ausgestattete Camps, die aber zum Teil nur bis 22 Uhr Strom bieten und weniger komfortabel sind. Dafür ist das Naturerlebnis unmittelbarer und die Landschaft der Kalahari mit den roten Dünen vor knallblauem Himmel wirklich atemberaubend. Auf den morgendlichen Pirschfahrten beobachten wir unzählige unterschiedliche Antilopenarten, Zebras, galoppierende Giraffenherden, ein Straußenpaar mit 12 flauschigen Küken, ein Leopardenrudel unter einem schattigen Baum – so gut getarnt, dass wir fast an den Tieren vorbeigefahren wären und zum krönenden Abschluss Löwen. Die Kalahari-Löwen haben übrigens eine dunkle Mähne. Und ja – sie können bis zu 22 Stunden ruhen. Aber das macht das Fotografieren auch einfacher. Zurück im Camp werden wir Zeugen eines ganz besonderen Kampfes. Direkt vor unserem Zelt liefern sich zwei Erdhörnchen einen Fight auf Leben und Tod mit einer Baby-Kobra. Die cleveren Hörnchen haben die bessere Taktik: Abwechselnd von zwei Seiten attackieren sie die völlige überforderte Giftschlange, die diesen Kampf nicht überlebt. Da ist man der Natur schon sehr nah. Und abends überprüfe ich zwei Mal, ob der Reißverschluss am Zelt tatsächlich richtig geschlossen ist. Und fest steht: Wir kommen wieder – keine Frage.

ANDREA ECHTERNKAMP – LEBEN AM KAP

Viele träumen vom Auswandern, aber nur wenige setzen ihren Wunsch in die Tat um. Es ist ein Schritt, der neben guter Planung auch eine gehörige Portion Mut erfordert. Und die Bereitschaft, sich auf sehr viel Neues einzulassen. Vor anderthalb Jahren zog Andrea Echternkamp mit ihrem Mann und Hund von Bielefeld nach Kapstadt. Wir wollten wissen, wie es ihr in der südafrikanischen Metropole ergangen ist.

Warum ist Südafrika dein Land geworden?

Seit 13 Jahren sind wir mindestens ein Mal im Jahr nach Südafrika geflogen. Das war Liebe auf den ersten Blick, obwohl ich vor unserer ersten Reise tatsächlich Bedenken wegen der Sicherheit hatte. Mich hat die ehrliche Freundlichkeit der Menschen sofort fasziniert. Ihre Offenheit und ihre Hilfsbereitschaft. Die Menschen nehmen sich Zeit und sind einfach lockerer. Okay, dazu gehört dann auch, dass mal ein Termin vergessen wird (lacht). Ich mag die Weingüter, die es überall im Land gibt, nicht nur um Kapstadt. Und natürlich das Klima. 300 Tage im Jahr mit Sonnenschein sind schon sehr schön. Dadurch habe ich nun auch den Garten, den ich mir schon immer gewünscht habe. Mit viel Lavendel und Obstbäumen wie Maracuja, Feige, Granatapfel und Mandarine. Hier blüht immer irgendetwas. Morgens trinke ich meinen ersten Kaffee gerne im Garten. Das ist Balsam für die Seele. Hier in Kapstadt ist das Licht auch ganz besonders, die Farben erscheinen intensiver, alles strahlt. Einen grauen Himmel und Schnee vermisse ich definitiv nicht.

Apropos, was vermisst du?

Neben Freunden und Familie habe ich anfangs meinen Job als Public Relations Manager beim Konzertbüro Hans Stratmann vermisst, den ich fast 25 Jahre lang sehr gern gemacht habe. Doch auch meine neue Arbeit als Property Manager macht mir viel Freude. Ich verwalte private Immobilien von Overseas, wozu zum Teil auch die Vermietung über Airbnb gehört. Außerdem fehlt mir eine richtig gute Rostbratwurst. Bei einem meiner letzten Besuche in Bielefeld war ich allein deswegen vier Mal auf dem Weihnachtsmarkt. Außerdem wäre ein guter Bio-Markt schön. Ein Dengel wäre fantastisch (lacht).

Wie sieht es mit der Sicherheit aus?

Südafrika hat eine hohe Kriminalitätsrate, allerdings geschehen die meisten Verbrechen in den Townships. Es gibt Dinge, die macht man einfach nicht. Wie zum Beispiel alleine den Tafelberg hochzuwandern oder wenn jemand mit einem Messer in der Hand dein Smartphone will, dann diskutierst du nicht mit ihm. Wir haben bisher noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Auch stellt man Wertsachen wie Kamera oder Schmuck nicht zur Schau. Es ist klar, dass hier Gefahren lauern, aber die gibt es überall, auch in Bielefeld. Ich gehe nach wie vor normal durchs Leben, ohne Angst, aber mit Vorsicht.