Amos Pieper

Im Bauernhausmuseum war Amos Pieper noch nie. Dem Innenverteidiger des DSC Arminia gefällt‘s. Erst seit einem Jahr ist der gebürtig aus Lüdinghausen stammende Verteidiger mit der Rückennummer 2 der Blauen in Bielefeld – und die Erfolgskurve zeigt stetig nach oben.

„Ich war schon immer
ein Kind, das gern gewonnen hat.“

Amos Pieper

Ich hatte noch gar nicht so viel Zeit, darüber nachzudenken, was in den letzten zwölf Monaten alles so passiert ist“, lacht der 21-Jährige. „Das ist wirklich schwer greifbar.“ Vor einem Jahr spielte Amos Pieper noch bei der 2. Mannschaft von Borussia Dortmund in der Regionalliga West. Nun ist er Stammspieler des Zweitligisten DSC Arminia Bielefeld, der momentan in den oberen Tabellenrängen rangiert. Und dann rief noch U21-Coach Stefan Kuntz an und nominierte ihn für das Länderspiel der Nationalmannschaft in Freiburg gegen Belgien nach. „Es musste alles ganz schnell gehen. Ich war mit meinen Mannschaftskollegen noch etwas essen, bevor wir zur Jahreshauptversammlung wollten, als der Anruf kam. Zu Hause habe ich etwa zehn Minuten gebraucht, um meine Sachen zu packen. Mein Flug ging zweieinhalb Stunden später von Hannover.“ Als Amos Pieper gegen Mitternacht in Freiburg eintraf, waren die anderen Spieler schon im Bett. Weil der 1,92 Meter große Abwehrspieler bereits in der U18 und fast neun Jahre für den BVB gespielt hat, traf er am nächsten Morgen beim gemeinsamen Frühstück auf viele bekannte Gesichter. Zum Einstand musste der Fußball-Profi bei der U21 nicht singen – so, wie es bei einem neuen Verein Usus ist. „Das ist natürlich etwas unangenehm, aber da muss man durch“, stellt er nüchtern fest und löste die Aufgabe beim DSC elegant mit einem Rap, weil es beim Sprechgesang nicht so auffällt, wenn man nicht singen kann. Die Eingewöhnung bei Arminia fiel dem Innenverteidiger nicht schwer. „Ich lerne gern neue Menschen kennen, kann mich gut in eine Gemeinschaft einfügen und auch einbringen. Ich komme aus dem Münsterland, ein Dorf, das an der Grenze zum Ruhrgebiet liegt. Die Menschen hier in Ostwestfalen sind von der Mentalität sehr ähnlich.“

DEN BALL IMMER AM FUSS

Dass es in Bielefeld alles eine Nummer kleiner ist als beim BVB, stört Amos Pieper nicht. „Wir haben hier alles, was wir brauchen. Können sensationell gut trainieren. Man spürt, dass die Mitarbeiter hier – ob im Fan-Shop, Ordner, Presseabteilung oder Staff – nicht einfach nur zur Arbeit gehen, sondern alles für den Verein tun. Es ist familiärer.“ Auch in der Stadt fühlt er sich wohl. „Alles, was über 10.000 Einwohner hat, ist für mich schon Großstadt“, lacht der sympathische Profi. „Bielefeld hat sehr viele schöne Ecken. In ein paar Minuten ist man von der Stadt in der Natur wie hier im Bauernhausmuseum oder gegenüber im Tierpark. Außerdem gibt es eine schöne Altstadt mit vielen Cafés.“ Bereits im Alter von 4 Jahren spielte Amos Pieper bei den Mini-Kickern, hatte immer einen Ball am Fuß, guckte samstags mit seinem Vater die Sportschau und war Fan von Bayern München. „Aber nur kurz“, grinst der 21-Jährige. „Ich war schon immer ein Kind, das gern gewonnen hat, deshalb habe ich mir die Bayern ausgesucht.“ Der Familie zuliebe wurden es dann aber doch die Schwarz-Gelben. Mit 12 Jahren spielte der Profi in spe Kreisauswahl und wurde zum Training bei einem DFB-Stützpunkt eingeladen. Scouts von Schalke, Dortmund und Bochum waren an dem jungen Talent interessiert. Beim BVB hat alles gepasst. Parallel zum Fußball machte Amos Pieper sein Abitur, mit einem Schnitt von 1,7. Lernte u. a. Latein und Altgriechisch – „die Mutter aller Sprachen“, wie er sagt. Seine Ausbildung zum Versicherungskaufmann musste er nach einem Jahr abbrechen, weil der Fußball immer mehr Raum einnahm. Gerade hat er ein Fernstudium angefangen: BWL und Wirtschaftspsychologie. „Ich wollte ein bisschen was für den Kopf machen“, erzählt der zweikampfstarke Innenverteidiger. Der psychologische Aspekt kann für Gesprächsführung und Marketing sinnvoll sein.“ Ihm ist sehr bewusst, wie privilegiert Fußball-Profis sind, die ihr Hobby zum Beruf machen können.

WIE TICKT MESSI?

Bei den Heimspielen ist auch immer die Familie dabei. „Das ist eine Bande von knapp zehn Leuten, die regelmäßig zugucken“, berichtet Arminias Abwehrspieler. „Jeder hat eine eigene Perspektive: die Fans, die Familie oder auch das eigene Bild, das man sich vom Spiel gemacht hat. Jeder hat seine nachvollziehbare Meinung.“ Niederlagen – obwohl es davon in den letzten 12 Monaten nicht allzu viele gab – müssen richtig einsortiert werden. „Erstmal ist das ein scheiß Gefühl, aber dann kommt der Zeitpunkt, dass man sich genau anguckt, wie die Niederlage zustande gekommen ist. Das ist dann leichter oder schwieriger zu verarbeiten. Nach Siegen fühlt man sich ein bis zwei Tage richtig gut. Dann wird man allerdings auch ein wenig demütig, weil gerade alles so gut läuft. Auch der neue Druck gehört dazu. Siege werden nun erwartet. Aber es ist gut, wie es ist.“ Und mit wem würde Amos Pieper gern mal einen Abend verbringen? „Messi würde ich gern mal treffen. Er gilt ja als verschlossenes Genie. Wahrscheinlich würde ich erst mal kein Wort rausbringen“, lacht der Rechtsfuß. „Mich würde interessieren, wie so einer tickt. Wie er damit umgeht, dass ihm alle erzählen, dass er der Tollste ist. Oder auch umgekehrt, dass wenn er nur 50 Tore pro Saison erzielt hat, das für ihn schon eine schlechte Quote ist. Oder Pep Guardiola, wie seine Idee vom Fußball ist. Aber da reicht wahrscheinlich ein Abend nicht.“ Amos trägt einen ungewöhnlichen Vornamen. „Amos war ein Prophet. Der Name kommt aus dem Hebräischen und bedeutet ,der von Gott Getragene‘. Meine Eltern sind keine großen Kirchgänger, haben den Namen aber bewusst ausgesucht.“ Im Augenblick wird Amos Pieper auf jeden Fall von einer Welle des Erfolgs getragen. Nun fehlt nur noch das erste Tor für den DSC.

Heimspiele

Di., 28.1. um 18:30 – DSC Arminia Bielefeld vs. VfL Bochum 1848
So., 9.2. um 13:30 – DSC Arminia Bielefeld vs. SSV Jahn Regensburg
21.2.- 24.2. – DSC Arminia Bielefeld vs. Hannover 96
28.2. – 2.3. – DSC Arminia Bielefeld vs. SV Wehen Wiesbaden
13.3. – 16.3. – DSC Arminia Bielefeld vs. VfL Osnabrück