Wer eine Veranstaltung der Cooperativa Neue Musik besucht, darf sich zuverlässig auf eines freuen: neue Erfahrungen. Immer auf der Suche nach ungewöhnlichen künstlerischen Formaten begibt sich das Ensemble jetzt selbst auf unbekanntes Terrain. Mit multimedialen Inszenierungen großer Räume, in denen das Publikum sich frei bewegen und Kunst ganz individuell erleben kann.

„Verwandelte Räume“ heißt das insgesamt fünfteilige und auf drei Jahre angelegte Projekt, für das die Cooperativa Neue Musik e. V. ein Netzwerk mit weiteren künstlerischen Institutionen geknüpft hat.
Gemeinsam mit der Ateliergemeinschaft DaunTown in Borgholzhausen, dem Filmhaus Bielefeld e.V. und dem Fachbereich Gestaltung/Digital Media and Experiment der HSBI entstehen an verschiedenen Orten in OWL Inszenierungen, die neben Musik auch bildende und visuelle Künste einbeziehen. „Es ist spannend, über Genregrenzen hinweg und mit verschiedenen Generationen zusammenzuarbeiten“, freut sich Klangkünstler Marcus Beuter.
Das kreative Netzwerk ist geknüpft, die Suche nach geeigneten Räumen gestaltet sich schwieriger. Bei den „Verwandelten Räumen“ soll es sich nämlich möglichst um Leerstände (Tipps sind willkommen!) handeln. „Es ist interessant, Räume zu beleben, die darauf warten, dass etwas passiert. Mit Kunst einzugreifen und die Trauer des Leerstands zu bearbeiten. Solche Räume lassen Freiheit, inspirieren und erzählen Geschichten“, erklärt Musiker Willem Schulz die Idee.
Das Pilotprojekt in Bielefeld findet im Open Space des Kulturhaus Ostblock statt. Aktuell kein Leerstand mehr, aber mit einer Geschichte der Neunutzung des früheren FH-Gebäudes.

Hier treffen neben Marcus Beuter, Willem Schulz und der Musikerin Katharina Koenig von der Cooperativa bei der Premiere jeweils drei weitere KünstlerInnen der drei Netzwerkpartner aufeinander, um zunächst gemeinsam auszuprobieren, wie sich der Raum mit Musik, Bildender Kunst, Film, Foto- und Videographie sowie Digital Art in ein Gesamtkunstwerk verwandeln lässt. „Das ist total aufregend, weil wir noch gar nicht wissen, was sich entwickeln wird“, unterstreicht Willem Schulz. „Wie können die Künste in Beziehung treten und welche Dialoge entstehen da? Das hat ein riesiges Potenzial.“
Nach fünf gemeinsamen Probetagen kommt dann für ebenfalls fünf Tage das Publikum ins Spiel und kann sich sein eigenes Kunsterlebnis schaffen. Inspiriert zu der Idee hat Willem Schulz ein Besuch der Ausstellung von William Kentridge in Louisiana. „Die Wände waren mit wandelnden Filmproduktionen bespielt, es gab trichterförmige Lautsprecher von allen Seiten und begehbare Objekte in der Mitte. Als Besucher konnte ich mich irgendwo aufhalten und selbst kreativ meine Position finden: Was will ich wo und wie lange hören und sehen? Es gibt einen Raum mit Kunst, aber ich selbst gestalte das Kunsterlebnis. Wenn man in einem Konzert auf einem Stuhl sitzt, denkt man andersrum und ist nur der Konsument.“
Für die Cooperativa ist diese Herangehensweise Neuland. Für das Publikum vermutlich auch, denn mit den üblichen Ritualen im Kulturbetrieb – vom festen Sitzplatz bis zum festgelegten Programm – bricht die Veranstaltung. Umso wichtiger ist Marcus Beuter die Vermittlungsarbeit.

„Wir möchten Hemmschwellen abbauen und Menschen oder Gruppen ansprechen, die durch unseren Vermittler eine extra Einladung bekommen.“ Ob Schulen, Kindergärten, lokale Initiativen oder Vereine: Jeder und jede ist willkommen, um neue Erfahrungen zu sammeln.
17.-21.9., Kulturhaus Ostblock
Marcus Beuter & Willem Schulz von der Cooperativa Neue Musik