Heidi Wiese
Vorstand Künstlerinnenforum Bielefeld-OWL e. V

Meine Kinoleidenschaft geweckt hat der französische Spielfilm „Fanfan la Tulipe“ von Christian Jaque, eine sehr geistreiche Antikriegskomödie mit einem charismatischen Hauptdarsteller – da war ich 14 und fortan frankophil und Stammgästin in Programmkinos.

In Bielefeld schaue ich Filme am liebsten im „Lichtwerk“ an. Das Filmangebot sagt mir meistens zu, das Personal scheint filmbegeistert zu sein, die Atmosphäre ist angenehm, die Technik gut, die Sitze bequem und man kann sich dort gut vor und nach dem Film hinsetzen und guten Wein trinken. Ich mag die vielen Extras wie „Architektur und Film“, das ältere Publikum wirkt sympathisch und es stinkt nicht nach Popcorn.

Ich finde es erstaunlich, wieviel erlebenswerte Kultur Bielefeld in Relation zu seiner Größe und seinem schlechten Ruf zu bieten hat. Die Qualität des Theaters, der Kunsthalle und der Lesungen der Literarischen Gesellschaft braucht den Vergleich mit größeren Städten nicht zu scheuen. Ich finde es auch toll, in welchem Ausmaß Frauen die aktuelle Kunstszene prägen. Bei der Gründung des Künstlerinnenforums bi-owl e.V. vor 22 Jahren war die Kunst von Frauen wie auch Frauen in den entsprechenden Institutionen und Vereinen noch fast unsichtbar und weitgehend unbekannt.

In diesem Frühjahr hat beispielsweise die Volksbank Bielefeld-Gütersloh dem Künstlerinnenforum eine umfassende Ausstellung gewidmet und auch in der Ausstellung „Frauenbewegt“ im Historischen Museum waren wir gut vertreten.

Am meisten liebe ich das Wasser, dieser Blick ins Weite fehlt mir in Bielefeld wirklich sehr. Wenn ich in Hamburg bin, gehe ich meist stundenlang an der Alster und an der Elbe spazieren. Ich liebe aber auch die Museen, insbesondere die Kunsthalle, und natürlich das Filmfest.

Ich hatte immer die Vorstellung, dass sich Kreativität in Paris besser entfalten kann als sonstwo auf der Welt, dass Inspirationen zum Schreiben dort in der Luft liegen und der Einfluss so zahlreicher großer Geister noch spürbar ist. Heute spricht vieles – die extremen Lebenskosten, der allmähliche Verlust des speziellen Charmes zugunsten globaler Gleichförmigkeit etc. – gegen Paris als „Fest fürs Leben“, wie Hemingway schwärmte. Auch deshalb habe ich mich in meinen Büchern mit der Vergangenheit beschäftigt, mit den Friedhöfen, deren „Bewohner“ viel zum Mythos der Stadt beigetragen haben und mit der Metro, deren Stationsnamen so viel Geschichte(n) von Paris erzählen.

Ich mag auf sehr alten Friedhöfen die melancholische Atmosphäre, die Bäume, die alles überragen, die Erinnerungen an vergänglichen Ruhm und Stolz, die Gestaltung der Engel, Statuen und Grabsteine, die Schicksale hinter Namen und Daten.

In Bielefeld gehe ich oft über den Johannisfriedhof, besonders wenn die Rhododendren blühen. Es gibt viele interessant gestaltete Grabsteine, einige Grabstätten für die großen Familien der Stadtgeschichte, sogar der so einflussreiche Erzieher von Wilhelm II., Georg Hinzpeter, ist hier begraben und schaut ziemlich deprimiert. Mein Lieblingsgrab ist das von Wilhelm Hammerschmidt, einem Verwaltungsbeamten, an den aus unerfindlichen Gründen ein wunderbares Stein-Schiff mit prall geblähten Segeln und zwei maritime Grabsprüche erinnern.

Der Park der Kunsthalle