PROF. DR. DIETER TIMMERMANN

Der Universität Bielefeld fühlt sich Prof. Dr. Dieter Timmermann auch im „Unruhestand“ in jeder Hinsicht verbunden. „Wie alle ehemaligen Uni-Rektoren genieße ich das Privileg eines kleinen Büros, in dem ich arbeiten darf“, verrät der Bildungsökonom. Aber auch die Entwicklung der Hochschule hat er nie aus dem Blick verloren.

„Ich fand es immer wichtig, den Kontakt zur Stadt und Region zu pflegen“, unterstreicht der Bildungsplaner. Dass die einst auf der grünen Wiese geplante Uni längst voll in die Stadt integriert ist, freut ihn ebenso wie ihre Forschungsstärke. „Ich gucke zufrieden auf meine Zeit als Rektor zurück, aber auch auf das, was heute geschieht“, unterstreicht der Wahl-Bielefelder. Dabei gilt sein Blick natürlich auch der Corona-Pandemie und ihren Folgen für die Hochschulen. Einerseits ist er erleichtert, diese Herausforderung nicht mehr stemmen zu müssen. Andererseits sieht er Chancen für zukunftsweisende Entwicklungen, etwa in Sachen digitaler Lehre. Umbrüche hat er auch selbst als Rektor erlebt. Bereits zu seiner Zeit als Prorektor begann der Bologna-Prozess. Im Zuge der Hochschulreform wurden die Studienabschlüsse auf den Bachelor und Master umgestellt.

Besonders aufregend war es zudem, als 2006 die Einführung von Studiengebühren debattiert – und dagegen protestiert – wurde. „Das reichte von der Besetzung des Rektorats bis zum Brand meines privaten PKW“, erinnert sich Prof. Dr. Dieter Timmermann. Dabei war es dem Mitbegründer des Studienfonds ein großes Anliegen, die Studiengebühren durch Stipendien abzufedern. Dazu passt auch, dass der Bildungsökonom von 2001 bis 2004 Vorsitzender der von der Bundesregierung geförderten Expertenkommission „Finanzierung lebenslangen Lernens“ war. Nach seinem Rektorat war er außerdem u. a. im Volkshochschulverband aktiv und sechs Jahre Präsident des Deutschen Studentenwerks – für ihn „noch mal eine ganz andere Erfahrung.“

Apropos „Erfahrungen“. Davon hat der Wissenschaftler im Laufe seiner Karriere so einige gesammelt. Drei Dinge sind ihm als besonders prägend in Erinnerung. „Während des Studiums in Bonn war es üblich, drei Semester vor dem Hauptdiplom in Gruppen zu lernen. Wir haben uns gegenseitig Sachen erklärt, da war der Erkenntnisprozess groß. Solche Lernformen sind hoffentlich nach der Corona-Pandemie wieder möglich und sollten einen höheren Stellenwert bekommen an Schulen und Hochschulen“, betont Prof. Dr. Dieter Timmermann. „Das Zweite war das Jahr in Stanford, wo ich an meiner Habilitation gearbeitet habe. Meine Frau und ich haben in den USA ein anderes Lehrsystem kennengelernt und waren begeistert. Die Studierenden bereiten sich zuhause vor, in der Präsenzphase wird das Gelesene vertieft und diskutiert und anschließend lernen sie in Gruppen. Das ist ein sehr gutes Modell. Viel Spaß hat mir drittens in den 80er und 90er Jahren meine nebenberufliche Beratungstätigkeit gemacht. Für die GTZ bin ich unter anderem nach Sri Lanka, Uganda, Vietnam und Indien gereist.“

Ob weltweit unterwegs oder im Büro in der Universität – bis heute hat ihn das große Thema Bildung nicht losgelassen. „Ich lehre nicht mehr, aber ich veröffentliche noch“, lacht der ehemalige Rektor. „Nicht mehr zu forschen und wissenschaftlich zu arbeiten, ist für mich zurzeit nicht vorstellbar. Aber ich gehe es lockerer an.“

Geboren 1943 in Friedrichsdorf (Kreis Stargard/Mecklenburg); Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität Bonn; 1968- 1974 wissenschaftlicher Assistent an der Technischen Universität Berlin, dort 1973 Promotion zum Dr. rer. pol.; 1974 wissenschaftlicher
Mitarbeiter an der Universität Bielefeld (Fakultät für Pädagogik, Philosophie und Psychologie, seit 1980 Fakultät für Pädagogik,
fakultätsinterne Arbeitsgruppe 6 „Berufsbildung und Bildungsplanung“); 1977/78 Aufenthalt an der Stanford University (Department of Economics und School of Education); 1979 Habilitation und Venia Legendi für das Gebiet „Bildungsökonomie und Bildungsplanung“; 2001 bis 2009 Rektor der Universität Bielefeld.