Wie Kaffee, Kleidung, Fahrräder und Gärten die Welt ein bisschen besser machen
können, zeigen drei Vereine, die unter dem Dach der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft an der Schillerstraße 73a ein Zuhause gefunden haben: das Café Welcome,
FBB (Fahrräder bewegen Bielefeld) und die Künstlerinitiative ART at WORK.
Hier gibt‘s unbürokratische Hilfe für Menschen, die Unterstützung brauchen.

Kris Rentrop, Gründerin von Café Welcome, wollte im Herbst 2015 angesichts der vielen Geflüchteten, die nach Bielefeld kamen, etwas tun. „Anfangs sind wir zu den Flüchtlingsunterkünften gefahren und haben Kaffee ausgeschenkt und Kleidung verteilt“, erinnert sie sich. „Bald schon hatten wir so viele Kleiderspenden, dass wir einen Verein gründen mussten.“ Gesagt, getan. Die Situation der Geflüchteten veränderte sich. „Die Geflüchteten bekamen eigene Wohnungen und es wurden dringend Möbel benötigt. Seitdem haben wir 250 Personen mit Mobiliar versorgt und 70 Umzüge gestemmt.“ Die Menschen sind im Alltag angekommen. Nun stellen sich Fragen zu Kita, Schule, Ausbildung und Arbeit. Häufig sind es Schreiben von Behörden, Versicherungen oder vom Handyanbieter. „Dank unseres großen Netzwerkes können wir entweder selbst weiterhelfen oder den Menschen sagen, an wen sie sich wenden können“, so Kris Rentrop. In „Schillers Anziehung“, dem Second-Hand-Laden der 73a darf jeder kaufen.
Second Hand steht zudem für das Konzept der Nachhaltigkeit und der Schonung von Ressourcen, das sich alle drei Vereine auf die Fahnen geschrieben haben. So auch Stefan Mielke und Falk Altheide vom FBB. Der Verein ist ebenfalls seit Ende 2015 aktiv. Ziel war es zunächst, Geflüchtete mit gebrauchten Fahrrädern zu versorgen. Dafür wurde eifrig geschraubt, um die gespendeten Räder wieder fit zu machen. In der Schillerstraße hat FBB eine große Werkstatt und mittlerweile vier Fachkräfte, die auf 450-Euro-Basis tätig sind und dafür sorgen, dass „Qualität auf die Straße kommt“, wie Stefan Mielke berichtet. Freitags ist Ausgabe. Wer einen Bielefeld-Pass hat, darf ein Rad mitnehmen. Aktives Mitmachen – sprich selbst Schrauben – ist ausdrücklich erwünscht. Das stärkt nicht nur die handwerklichen Fähigkeiten, sondern die sprachliche Kompetenz. „Mobil sein und in Kontakt kommen“, das ist uns ein wesentliches Anliegen“, so Falk Altheide.

Regelmäßig kommen Schulklassen in die 73a, die unter Anleitung Räder reparieren oder in den Kokopelli Gärten – eine Initiative von ART at WORK – gärtnern dürfen. So greift ein Rad ins andere. Urban Gardening ist hier nicht nur ein Schlagwort. „Mit unseren Kistengärten möchten wir deutlich machen, dass jeder – und sei es auf der Fensterbank oder im Topf auf dem Balkon-Gemüse, Salat und Co. anbauen kann, um ein bisschen unabhängiger von den großen Nahrungsmittelkonzernen zu werden. So kann man außerdem ganz sicher sein, woher das kommt, was wir gerade essen“, sagt Annabelle Mayntz. In der 73a kommen zudem gerettete Lebensmittel an, Pakete für Bedürftige werden gepackt und es wird gemeinsam gekocht. Seit 22 Jahren ist ART at WORK in Bielefeld und der ganzen Welt aktiv und will mit Mitteln der Kunst die Aufmerksamkeit auf wichtige Themen wie z. B. Menschenrechte, Klima- und Umweltschutz lenken. „Wir möchten den Menschen eine Stimme geben, die sonst keine haben“, so das Credo des gemeinnützigen Vereins. Und die Menschen einladen, aktiv zu werden. Wie in der 73a. Hier ist jeder willkommen – Spenden und ehrenamtliche Hilfe übrigens auch.