Mit dem Beirat des Tips-Verlags zu Besuch in der Wissenswerkstadt
Am 6. September ist Eröffnung. Zusammen mit unseren Beiratsmitgliedern durften wir uns schon mal einen ersten Eindruck von der Wissenswerkstadt Bielefeld verschaffen. „Wir sind momentan im Endspurt, auch wenn das vielleicht auf den ersten Blick nicht so aussieht“, lacht Gesa Fischer von der Bielefeld Marketing, die uns über die Baustelle führt, auf der aktuell 80 Menschen verschiedenster Gewerke beschäftigt sind. Sie bildet gemeinsam mit Giovanni Fusarelli das Leitungsduo der Wissenswerkstadt, die von Bielefeld Marketing im Auftrag der Stadt Bielefeld betrieben wird
Nach zweieinhalbjähriger Umbauzeit öffnet die Wissenswerkstadt in einem denkmalgeschützten Gebäude mitten in der Bielefelder Innenstadt auf 2.800 m² ihre Pforten. „Eine Herausforderung bestand darin, dass wir es mit verschiedenen Jahren. des Denkmalschutzes zu tun haben, Teile des Gebäudes und Mobiliar stammen aus den 1920er Jahren, anderes aus der unmittelbaren Nachkriegszeit sowie aus den 1960er Jahren. So ist in der ehemaligen Stadtbibliothek übrigens die älteste Rolltreppe OWLs zu finden“, sagt Martin Knabenreich, Geschäftsführer des Betreibers Bielefeld Marketing.
Es wird kein Soft Opening geben. Ab dem 6. September ist die Wissenswerkstadt für alle Interessierten, Familien und Schulklassen geöffnet. Die Besucherinnen und Besucher finden hier einen deutschlandweit einmaligen Ort rund um die Vermittlung von Themen aus Wissenschaft und Forschung.
Mit einem bewusst niedrigschwelligen Angebot im Foyer – hier werden in Zusammenarbeit mit der Universität und der Hochschule Bielefeld Marktstände aufgebaut – sollen auch Neugierige abgeholt werden, die nur mal kurz reinschnuppern und etwas ausprobieren möchten.
Auch Veranstaltungen, es ist Platz für rund 350 Stühle, sollen auf dieser Fläche stattfinden. Ebenfalls im Erdgeschoss wird es eine Gastronomie geben – hier setzen die Betreibenden der Wissenswerkstadt auf Synergieeffekte. In Kreativräumen kann mit Textilien, Holz, aber auch an Digitalem gearbeitet werden. „Wir wollen ja nicht nur reden, sondern auch etwas Konkretes tun“, unterstreicht Gesa Fischer den Anspruch des neuen Raums in der Stadt. Die neue Institution will Wissenschaft und Stadtgesellschaft zusammenbringen. Bielefelds neue schlaue Adresse wird ein zentraler Ort, an dem Forschende aus Hochschulen und andere Wissensakteure mit Menschen aus der Bevölkerung für Austausch, Debatten und gemeinsame Projekte zusammentreffen. Der Eintritt ist in der Regel kostenfrei. Ausnahmen bilden Sonderveranstaltungen wie Bühnen-Shows oder einige Workshop-Angebote. Auch die Tourist-Information findet in der Wissenswerkstadt eine neue Heimat.
In Blickrichtung Wilhelmstraße, direkt gegenüber des Alten Friedhof, entsteht eine große Fensterfront, die einen Blick in die Wissenswerkstadt ermöglicht. Es ist eine Art Schaufenster und alle Menschen einladen, hereinzukommen und Mitzumachen.
Das Raumkonzept ist ganz bewusst auf eine flexible Nutzung angelegt, um unterschiedlichste Veranstaltungs- und Ausstellungsformate umsetzen zu können. Und auch, um zukunftsfähig zu sein. „Wir wissen heute noch nicht, welche Themen für uns in den nächsten Jahren relevant werden könnten“, sagt Martin Knabenreich. „Darauf wollen wir reagieren können.“
Beim Umbau selbst spielte das Thema Brandschutz eine große Rolle. Als öffentlicher Ort gilt es, strenge Richtlinien zu erfüllen. Deshalb verfügt die Wissenswerkstadt im Keller über einen Swimmingpool als Tank für Löschwasser. Denn im Falle eines Falles müssen über die zahlreichen Sprinkler 17 Liter Wasser pro Sekunde gepumpt werden. Apropos Keller:
Hier befinden sich noch die alten Tresorräume der Sparkasse. Einer davon wird künftig für ein wissenschaftliches galaktisches Escape Game genutzt, das von Forschenden der Hochschule Bielefeld und der Universität entwickelt wurde und Besucher*innen zu Raumfahrende macht.
Sehr gesundes Mittelmaß
Nach der spannenden Führung ging es für die Beiratsmitglieder zum traditionellen Austausch nach oben, in die neuen Räumlichkeiten der Bielefeld Marketing. Es ging um Themen, die Bielefeld bewegen. Gastgeber Martin Knabenreich ist zufrieden mit der Stimmung in der Stadt. „Bielefeld ist die Hauptstadt des gesunden Mittelmaßes und zugleich Prototyp einer Zukunftsstadt“, bringt es der Geschäftsführer der Bielefeld Marketing auf den Punkt. „Die Stimmung ist gar nicht so schlecht“, lautete das typische ostwestfälische Understatement mit Blick auf die Lebensqualität, die Bielefeld bietet: Wohnraum, Arbeits- und Studienmöglichkeiten, agile Start-up-Szene, vielfältige Kultur-, Freizeitangebote und natürlich ganz viel Grün drumherum.
Für die IHK Ostwestfalen zu Bielefeld steht in diesem Jahr ein ganz besonderer Geburtstag an: Sie feiert ihr 175-jähriges Bestehen. „Ostwestfalen. STARK! Das ist das Motto unseres Jubiläumsjahres“, berichtet Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radke. „Es bringt prägnant auf den Punkt, wofür die hiesige Wirtschaft und wofür unsere Region steht.“ Besonders freute sie sich, dass für den Festakt im Mai Wirtschaftsminister Robert Habeck als Hauptredner nach Bielefeld kam. Für die IHK stehen insgesamt Themen, wie Nachhaltigkeit, Wohlstandsermöglichung, Verkehr und Fachkräfte im Jahr 2024 auf der Agenda.
Die Erreichbarkeit der Innenstadt ist für Thomas Kunz,Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbands OWL, ein Dauerthema. Zwar sieht er den Konsum geschwächt, sieht aber für die gebeutelte Textilbranche Licht am Horizont. „Ich bin sehr froh darüber, dass wir für die Kurstadtimmobilie schon einige Mieter finden konnten.“ Denn Leerstände täten insbesondere der Bahnhofstraße nicht gut. Ein Aspekt, mit dem sich auch WEGE-Prokuristin Brigitte Meier im Rahmen des City-Managements befasst – ein Projekt, das zusammen mit der Stadt Bielefeld und der Bielefeld Marketing zum Ziel hat, die Innenstadt zu beleben und attraktiver zu gestalten. „Im Vergleich zu anderen Städten haben wir glücklicherweise nur einen Leerstand von 5,3 Prozent“, sagt sie. Der Wirtschaft in Bielefeld sieht sie mit hoher Resilienz ausgestattet – dank des breitgefächerten Branchenmixes, der starken Mittelstands und der vielen familiengeführten Unternehmen. Unternehmen, die offen sind, die rührige Start-up-Szene mit Expertise, Netzwerk und Seed Capital zu unterstützen.
Apropos Start-ups: Dominik Gross, Gründer und Geschäftsführer der Founders Foundation freut sich über die Auszeichnung der Financial Times. Die Founders gehört in Deutschland zu den Top 4 der European Leading Start-up Hubs. In NRW belegt die Bielefelder Gründer-Schmiede den 1. Platz. Auch die Tech-Konferenz „Hinterland of Things“, die Start-ups, Investor*innen und Unternehmen zusammenbringt und mit einer erlesenen Speaker-List aufwarten kann, vergrößert sich und fand im Juni unter dem Motto „Go Beyond“ erstmals in der Stadthalle statt. Climate und Education Tech standen im Fokus.
Auch die Hochschule Bielefeld (HSBI) durfte sich über eine besondere Auszeichnung freuen: Der Deutsche Arbeitgeberpreis für Bildung – dieses Mal unter dem Motto „Spürbar nachhaltig!“ ging nach Bielefeld. „Der Preis bekräftigt uns in unserer Strategie, Nachhaltigkeit als Querschnittsthema in unserer Hochschule auf allen Ebenen mitzudenken“, so Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, Präsidentin der HSBI. Sie betont die Bedeutung, die Willkommenskultur in der Stadt zu stärken, damit die HSBI auch für internationale Studierende attraktiv ist. Dazu gehören bezahlbarer Wohnraum und eine gute Verkehrsanbindung – auch regional, um die HSBI-Standorte in Minden und Gütersloh besser untereinander zu verbinden. Sie plädiert dafür, noch stärker als zuvor, als Zitiergemeinschaft von einander zu profitieren und sieht darin eine Möglichkeit unter vielen, Bielefeld als Hochschulstandort noch sichtbarer auf die Landkarte zu bringen. Pastor Ulrich Pohl freut sich, mit Annette Kurschus eine neue und renommierte Pastorin und Seelsorgerin in Bethel begrüßen zu dürfen, die auch die Leitung der Ethik-Kommission übernimmt. Das Betheljahr, das insbesondere von jungen Menschen genutzt wird, erfreut sich nach wie vor ungebrochener Beliebtheit und ist für die v. Bodelschwinghschen Stiftungen ein wichtiger Baustein der Nachwuchsförderung. Sorgen bereitet den Vorstandsvorsitzenden die ausufernde Bürokratie. Die Bekämpfung des Personalmangels im Krankenhaus könne angesichts der Papierflut nicht effektiv angegangen werden. „Der Büokratieabbau ist ein Thema, das auf Bundesebene angegangen werden muss. Die Stadt Bielefeld tut im Rahmen ihrer Möglichkeiten schon ihr Bestes. Die Zusammenarbeit ist gut.“