(FAIR)HANDELN

Global denken, lokal handeln –diese Maxime ist für viele Bielefelder*innen, die sich für globale Gerechtigkeit und Fairness in der Welt einsetzen, Grundlage ihres Engagements. Die einen retten Lebensmittel, andere machen auf die Situation im globalen Süden aufmerksam und schärfen das Bewusstsein für weltweite Zusammenhänge. Und auch Bielefeld – seit mittlerweile zehn Jahren Fairtrade Town – bewegt sich. Zusammen stark – das ist Bielefeld.

Fairer Handel – mehr Gerechtigkeit

Bielefeld ist seit zehn Jahren Fairtrade Stadt. Wie man die Auszeichnung bekommt und was es braucht, um sich Fairtrade Town nennen zu dürfen, erklärt Birgit Reher vom Umweltamt der Stadt Bielefeld. Bereits seit 2004 ist sie mit dem Thema befasst. „Seinerzeit lief das noch unter dem Stichwort ,Lokale Agenda 21´. Es gab damals einen politischen Beschluss keine Produkte aus Kinderarbeit zu kaufen und dabei wurde der faire Handel immer schon mitgedacht“, erinnert sich die Abschnittsleiterin Klimaschutz & Nachhaltigkeit. Seither hat sich in der Stadt viel getan.

Etwa zeitgleich zum politischen Antrag sich als Fairtrade Stadt zu bewerben, fiel 2012 der Startschuss für den Bielefeld Kaffee. Eine Delegation der Stadt und des Welthaus nutzte ihren Besuch in der Partnerstadt Estelí in Nicaragua, um die lang gehegte Idee eines Städtepartnerschaftskaffees endlich in die Tat umzusetzen. Mit der Kaffeewelt Eisbrenner wurde in Bielefeld eine Kaffeerösterei gefunden, die als Fairtrade zertifiziertes Unternehmen den Kaffee vor Ort vermarktet. Der Kaffee stammt aus den besten Anbaugebieten des Landes und ist seit 2017 auch bio-zertifiziert. Dieser faire Kaffee, der den Erzeugerinnen durch einen angemessenen Preis ein Auskommen sichert und in Estelí soziale Projekte unterstützt, ist in vielen Bielefelder Geschäften erhältlich. „Das Angebot an fair gehandelten Produkten ist stetig gewachsen“, weiß Birgit Reher. „Einen regelrechten Schub gab es, als auch die großen Supermarktketten Fairtrade-Artikel in ihr Programm aufnahmen. Aber letztlich entscheiden die Konsumentinnen und Konsumenten vor den Regalen, welche Waren sie kaufen. Der Umsatz von Fairtrade-Produkten steigt, aber insgesamt ist er noch sehr gering.“ Um Fairtrade-Produkte nach vorn zu bringen, müssen die Verbraucherinnen dafür sensibilisiert werden, unter welchen Bedingungen und von wem bestimmte Produkte gefertigt werden. Das Welthaus Bielefeld e. V. leistet hier seit Jahrzehnten Aufklärungsarbeit. „In Sachen Globales Lernen ist der Verein Vorreiter“, berichtet die Expertin. „Hier in Bielefeld werden beispielsweise Unterrichtseinheiten zum globalen Lernen entwickelt, die bundesweit zum Einsatz kommen. Das ist einzigartig.“ Punktuell arbeiten auch die Fairtrade Kommunen in OWL zusammen. Bielefeld lud seine Nachbarn beispielsweise zu einer Fortbildung ein: Schwerpunktthema war die faire Beschaffung von Arbeitsbekleidung. Die Stadtverwaltung selbst beschafft seit vielen Jahren zertifizierte Arbeitsbekleidung.

AKTIV WERDEN

Um als Fairtrade Town ausgezeichnet zu werden, muss Bielefeld alle zwei Jahre nachweisen, dass die Stadt die Kriterien erfüllt, also Einzelhandel, Gastronomie, Vereine, Kirchengemeinden und Schulen sich beteiligen und fair gehandelte Produkte anbieten und zum fairen Handel informieren. Die Stadt muss sich deshalb nicht nur zum fairen Handel bekennen, sondern aktiv etwas dafür tun. Dazu gehörte initial die Etablierung eines Steuerungskreises.

Dazu gehören beispielsweise der DGB, viele Kirchengemeinden, das Umweltamt, die Verbraucherzentrale, Transition Town oder auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband. Dass der DEHOGA dabei
ist, ist kein Zufall, denn die Gastronomie und auch der Handel spielen eine große Rolle. Denn sie bieten Fairtrade-Produkte an, die mittlerweile meist mit ökologischen Anforderungen einhergehen. „Es wird vermehrt nicht nur auf Sozialstandards geachtet, sondern auch darauf, dass möglichst schadstoffarm produziert wird“, sagt Birgit Reher. Schulen können sich übrigens um den Titel Fairtrade Schools bewerben. Bei der Umsetzung von Fairtrade im Unterricht kann das Welthaus mit den „Bildungsbags” unterstützen. Diese enthalten Projektmaterialien zum Thema „Globales Lernen”. Weitere Ansprechpartner können die Weltläden in Bielefeld sein, z. B. für die Beschaffung von Fairtrade-Artikeln für den Schulkiosk.

Birgit Reher

Gerade junge Menschen mit dem Thema Fairtrade vertraut zu machen, gehört zur Kernkompetenz des Vereins Fairstival, der Infos zum Thema mit Spaß vermittelt – meist in der Kombination Musik, Workshops und Vorträge. ✔

Eine Liste der Geschäfte in Bielefeld, die Fairtrade-Produkte anbieten ist hier
hinterlegt: www.bielefeld.de/fairtrade-stadt

Ein auffällig gestalteter moBiel-Bus macht seit letztem Herbst in und um Bielefeld auf die Initiative aufmerksam.

HERZENSWÜNSCHE ERFÜLLEN

„Das wahre Glück liegt im Geben“: Unter diesem Motto wurde im Sommer 2023 der Verein HAINI4KIDS
e.V. gegründet. Initiator und Vorstandsvorsitzender ist Karsten Jorewitz, Inhaber des gleichnamigen Bielefelder Immobilienunternehmens. Der Verein richtet sich an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die aus Familien kommen, die Unterstützung benötigen sowie Schicksalsschläge erlebt haben. Ihnen zuzuhören, beiseitezustehen und eine Perspektive aufzuzeigen, ist das Ziel von HAINI4KIDS e.V. Die Erfüllung eines Herzenswunsches kann der Anstoß für den Blick nach vorne sein. Einen Tag Feuerwehrmann sein, zum ersten Mal ein Pony reiten oder das Zuhause mit dem Hubschrauber von oben sehen – die Wünsche sind individuell und einzigartig. Das Team von HAINI4KIDS e.V. prüft deren Umsetzbarkeit. www.haini4kids.de

Faire Sache
KLEIDUNG TAUSCHEN

Lust auf neue Kleidung und das ganz nachhaltig und ressourcenschonend? Im Café Welcome findet alle sechs Wochen – immer sonntags – eine Kleidertauschbörse statt. Ganz nach dem Motto: Mängelfreie Damenbekleidung sucht neue Besitzerin. Wie das geht? Jeder kann bis zu 15 Teile mitbringen und sich im Gegenzug die gleiche Anzahl aussuchen und kostenlos mitnehmen. Und falls frau nicht fündig wird, gibt es einen Gutschein über die Stückzahl der nicht eingetauschten Garderobe. Und wer nach Kindergarderobe, Spielzeug und Kinderausstattung sucht, wird an den Tagen der Kleidertauschbörse nachmittags ebenfalls fündig. Das Prinzip ist das gleiche.

Termine: 21.1.2024 & 3.3.2024, jeweils 11-13 Uhr, Café Welcome, Eintritt: kostenlos

Text: Eike Birck

Fotos:MITKA/Bernd Hashagen, www.mitka.de