Verschönern Sie sich die Zeit doch einfach mit einem guten Buch.

Anders Roslund – Schattenkind

Ullstein, 16,99 €

So hatte sich Ewert Grens das Ende seiner Karriere nicht vorgestellt. Gegen seinen erklärten Willen wird der schwedische Kommissar in den Ruhestand versetzt. Ein Angebot zur Güte – als Zivilist kann er im Archiv Cold Cases sichten – lehnt er erbost und rundweg ab. Keinen Fuß will er mehr ins Präsidium setzen. Doch dann meldet sich Piet Hoffmann, der lange undercover für Grens ermittelt hat, aus dem Gefängnis. Hoffmann braucht dringend Hilfe, denn er selbst und seine Familie wird von einem Insassen bedroht, der außerhalb der Gefängnismauern über ein brutales Netzwerk verfügt.

Dabei handelt es sich um den Bruder seines ehemaligen besten Freundes Karlo, der damals spurlos aus der Jugendstrafanstalt verschwand, in der die seinerzeit 15-Jährigen zusammen einsaßen. Grens muss über seinen Schatten springen und doch wieder zurück zur Polizei und zusammen mit Hoffmann herausfinden, was seinerzeit mit Karlo passiert ist, um Hoffmanns Familie zu retten. Ein hochspannender, temporeicher Thriller mit einem exzellenten Plot. (E.B.)

Cara Maria Cardenes – Die Mallorca Kommissarin: Das stille Grab

Lübbe, 12,99 €

Kommissarin Thea Molt ist zurück auf Mallorca. Und kaum ist sie auf der Insel angekommen, wird sie schon wieder in einen mysteriösen Fall verwickelt. Ein deutscher Student ist verschwunden. Die mallorquinische Polizei glaubt nicht an ein Verbrechen. Doch seine Freundin ist vollkommen verzweifelt und bittet Thea um Hilfe. Entschlossen, die Wahrheit aufzudecken, stößt Thea auf ein tödliches Netz aus Lügen und Intrigen.

Mit Hilfe des attraktiven Sargento David Martinez von der Guardia Civil kommt Thea Stück für Stück einem skrupellosen Gegner auf die Spur, der über Leichen geht, um seine dunklen Geheimnisse zu wahren. Ein locker-flockiges Lesevergnügen für alle Fans der Deutschen liebsten Insel.

Christian Humberg – Der Tod kommt im Kilt

Lübbe, 12,99 €

Den Uni-Abschluss als Veterinärin frisch in der Tasche, findet sich Jenny Little plötzlich in einer Tierarztpraxis in der schottischen Provinz wieder. So hat sie sich den Start ins Berufsleben aber nicht vorgestellt! Doch damit nicht genug! Kaum angekommen, verwickelt der derzeit noch amtierende Dorftierarzt und Hobbydetektiv Dr. Dagobert Harrison Jenny in seinen neuesten Kriminalfall, der einige Fragen aufwirft: Wer ist der tote Mann im Königskostüm, den Bauer Bryce in seiner Scheune gefunden hat? Hat die 1000-Jahr-Feier des Ortes etwas mit dem Fund zu tun?

Zwischen stolzen Hochmoorschafen, verzogenen Pfarrerskatzen und hustenden Seemöwen nehmen Dag und Jenny die Ermittlungen auf. Ein unterhaltsamer und leichter Lesespaß vor der malerischen schottischen Kulisse mit vielen Tieren.

David Safier – Die Liebe sucht ein Zimmer

Rowohlt Kindler, 24 €

Im Warschauer Ghetto 1942 erklingt aus einer kleinen Seitenstraße Musik, Gelächter und Applaus. Ein Theaterstück feiert Premiere, eine heitere Musikkomödie namens „Die Liebe sucht ein Zimmer“. Die junge Schauspielerin Sara wartet nervös auf ihren Auftritt. Mit leuchtenden Augen schaut sie vom Bühnenrand ihrer großen Liebe Edmund zu, wie er die Zuschauer in den Bann schlägt und sie ihr Elend vergessen lässt. Da tritt Michal zu ihr, der Intendant des Theaters und ihr Verflossener, und macht Sara ein verlockendes Angebot: Er wird nach der Vorstellung aus dem Ghetto fliehen und bietet ihr ein Ticket in die Freiheit.

Er will sie retten – vor den Nazis, dem Typhus und dem Hunger. Doch mit ihm zu fliehen würde bedeuten, Edmund zurückzulassen und ihn vermutlich nie wiederzusehen. Sara muss sich entscheiden – zwischen der Liebe und dem Überleben.

Keigo Higashino – Der Baum der verborgenen Erinnerungen

Limes, 22 €

Mit leiser Magie und großer Empathie erzählt Keigo Higashino in „Der Baum der verborgenen Erinnerungen“ von einem uralten Ritual in einem abgeschiedenen Shinto-Schrein: Wer dort bei Neumond eine Erinnerung in einen hohlen Baum legt, kann das Schicksal seiner Familie verändern. Als der junge Reito diesem geheimnisvollen Ort begegnet, beginnt für ihn eine zarte Reise zu den Wurzeln seiner Identität. Higashino entfaltet seine Coming-of-Age-Geschichte mit japanischer Präzision und poetischer Sensibilität.

Ohne ins Übersinnliche abzugleiten, verwebt er das Fantastische mit dem Alltäglichen – und erinnert dabei an Murakami, bleibt jedoch geerdeter und wärmer. Ein stiller, berührender Feelgood-Roman über Familie, Verlust und die Kraft der Erinnerung. (R.R.)

Joanna Wallace – My Life As A Serial Killer

Piper, 17 €

Claire ist eine ganz normale junge Frau – zumindest, wenn man einmal davon absieht, dass sie ab und an lästige Mitmenschen über die Klinge springen lässt. Gerade hat sie es auf Lucas abgesehen, eine unbedacht getippte E-Mail hat ihn ins Fadenkreuz dieser extrem reizbaren Serienkillerin gebracht. Doch noch bevor sie Blickkontakt aufnimmt, bevor sie sich von ihm einen Drink spendieren lässt, ja sogar bevor Claire ihn mit nach Hause nimmt und in kleine Stücke zerlegt, läuft an diesem Abend etwas ganz und gar schief:

Irgendjemand beobachtet Claire. Jemand, der im Begriff ist, ihr mörderisches kleines Hobby zu entdecken. Ist ja klar, dass sie alles unternimmt, um dieses geheim zu halten. Gerade zu Anfang des Romans setzt Joanna Wallace auf derbe Pointen und explizite Beschreibungen der Tat, wo mir ein subtilerer Ansatz besser gefallen hätte. Claire selbst ist zudem keine Sympathieträgerin. Während vergleichbare Antiheld*innen in Romanen wie Karsten Dusses „Achtsam morden“ oder Tine Dreyers „Morden in der Menopause“ erstaunlich viel Charme entwickeln, wirkt Claire eher schroff und schwer zugänglich. Wenn man die ersten 50 Seiten überstanden hat, wird die Geschichte aber deutlich besser und lustiger. (E.B.)

Jörg Hartmann – Der Lärm des Lebens

Rowohlt Berlin, 24 €

Dass er ein exzellenter Schauspieler ist, wusste ich schon, aber, dass er auch ein hervorragender Autor ist, stellt der im Ruhrgebiet aufgewachsene Jörg Hartmann in „Der Lärm des Lebens“ eindrücklich unter Beweis. Sprachlich auf hohem Niveau und zugleich ungemein unterhaltsam erzählt er von den Anfängen seiner Karriere und verwebt diesen Strang mit der Geschichte seiner Eltern und Großeltern.

Von den bedrückenden Erfahrungen seiner gehörlosen Großeltern in der NS-Zeit über den Pragmatismus seiner Mutter, die für kurze Zeit eine Pommesbude betrieb, bis hin zur Demenzerkrankung seines Vaters, eines Drehers und passionierten Handballers, von den skurrilen Begebenheiten im Familienkreis bis zu Schlüsselmomenten seiner Schauspielkarriere – Hartmann erzählt so, dass sich Tragisches und Komisches stets die Waage halten. Ihm geht es um die Schilderung von Aufbruch und Ankunft, um den Stellenwert von Familie und Wurzeln. Und letztlich ist das Buch eine sehr berührende Hommage an den „Pott“ und seine Menschen. Unbedingt lesen! Jetzt auch als Taschenbuch. (E.B.)

Jørn Lier Horst – Wisting und die Untiefen der Vergangenheit

Piper, 15 €

Durch die anhaltende Dürre trocknet der Farris-See nördlich von Larvik aus – und gibt abgesehen von Müll ein düsteres Geheimnis preis. In Ufernähe wird die Leiche eines Mannes entdeckt, der seit acht Jahren als vermisst gilt. Seine linke Hand ist an den Lenker eines Motorrads gefesselt. William Wisting und sein Team beginnen mit den Ermittlungen. Parallel entdeckt ein Rentner mit einem Metalldetektor am anderen Ufer die Kette eines vier Jahre zuvor verschwundenen Mädchens.

Ihm kommt ein schrecklicher Verdacht, der ihn davon abhält, mit der Polizei zu kooperieren, bei dem bald auch eine schwedische Polizistin involviert wird. Wisting verfolgt viele Spuren, die sich durch unerwartete Wendungen als dead end herausstellen. Für mich der bislang fesselndste Band der Wisting-Reihe. (E.B.)

Morgan Talty – Sein Name ist Donner

Rowohlt, 25 €

Keine Perspektive, kein Job, kein Geld. Auch die Flucht in Alkohol und andere Drogen hilft nicht dabei, die Härten des Alltags zu bewältigen. Morgan Talty erzählt von einer Welt, aus der er selbst kommt: über das Aufwachsen im Reservat, über das Amerika von heute, vom Rand der Gesellschaft. Hoffnungslos realistisch, in lässiger Sprache und stets mit einem Fünkchen Humor zeichnet er das Porträt einer indigenen Gemeinschaft in den USA. Einer Welt, in der die Mythen der Ahnen lebendig sind, der Wald oft ebenso Zuflucht bietet wie die nächste eingeworfene Pille. Dabei kreist der Roman um den jungen David und ein Familiengeheimnis, das wie ein Fluch auf mehreren Generationen lastet. (S.G.)

Sophia Herzog – Das Wunder von Essen

dtv, 17 €

Ein kaum bekanntes geschichtsträchtiges Ereignis bildet die Basis für diesen Roman: das erste inoffizielle Länderspiel der deutschen Frauennationalmannschaft 1956 gegen die Niederlande. Zu der Zeit – übrigens bis 1970 – vom DFB verboten, denn Fußball galt als Männersache, schildert Sophia Herzog, welche Hürden die Frauen und insbesondere Elise in den 1950ern auf sich nehmen mussten, um ihrer Leidenschaft nachzugehen. In zerrütteten Familienverhältnissen aufgewachsen, findet die junge Frau Freiheit und Mut auf dem Bolzplatz.

Doch in die Pubertät gekommen, wollen die Jungs aus ihrer kleinen Fußballtruppe nicht mehr mit ihr spielen, dabei ist Elise längst die Beste der Mannschaft, sogar besser als ihre Jugendliebe Paul, der Anführer der Truppe. Trotz ihrer Enttäuschung behält sie den Kopf oben und findet eine Gruppe von Frauen, die ebenfalls gerne Fußball spielen. Ihr großer gemeinsamer Wunsch: Mit der Mannschaft trotz des Verbots in einem großen Stadion zu spielen. Für ihren Traum trifft Elise eine folgenschwere Entscheidung, die auch viele Jahrzehnte später ihre Enkelin Katja beeinflussen wird. (E.B.)