Bachelorarbeit einer FH-Modeabsolventin

Modeabsolventin Julia Wartemann bietet vier starken Frauen mit ihrem Theaterstück „Auf der Damentoilette“ eine Bühne. (Fotos: Jana Stein)

In der westlichen Welt dürfen Frauen wählen, Hosen tragen, Fahrrad fahren oder Bundeskanzlerin werden. Der internationale Frauentag, der jedes Jahr am 8. März gefeiert wird, soll daran erinnern, dass diese Rechte hart erkämpft wurden. Passend zu diesem Anlass stellt die Hochschulkommunikation der Fachhochschule (FH) Bielefeld die Bachelorarbeit von Julia Wartemann vom Fachbereich Gestaltung vor: Die Modeabsolventin bietet vier starken Frauen in einem fiktiven Theaterstück mit Namen „Auf der Damentoilette“ eine Bühne.

Wenngleich das Stück also gar nicht existiert, entwarf Wartemann das Bühnenbild und – hier kommt die Mode ins Spiel – ein Kostüm für jede ihrer Charakterfrauen. Die Bühnenoutfits sind eine Hommage an die Persönlichkeit und die Lebensgeschichte der vier Hauptakteurinnen, die sich im wahren Leben niemals begegnet wären, im Szenario der Künstlerin aber nun auf der Damentoilette ins Gespräch kommen. „Ich wollte Frauen porträtieren, die ihrer Zeit voraus waren und die zugleich ganz unterschiedliche Leben geführt haben“, erklärt die 25-jährige Modedesignerin ihre Motivation. Die vier Frauen des Stückes sind Théroigne de Méricourt, Dr. James Barry, Gertrude Bell und Katherine Johnson. Den meisten dürften die vier unbekannt sein, allenfalls Johnson gelangte durch den Film „Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen“ zu einer gewissen Popularität. Wartemann: „Es gibt so viele Frauen, die Unglaubliches geleistet haben, aber die niemand kennt. Ich hatte irgendwann eine Liste mit über 100 Frauen recherchiert, die alle nicht in unseren Geschichtsbüchern vorkommen. Solchen Frauen wollte ich mit meinem Projekt – im wahrsten Sinne des Wortes – eine Bühne geben.“ wird bei der Betrachtung der vier Frauen deutlich: Trotz ihrer sehr unterschiedlichen Lebenswege setzten sich alle auf ihre Weise für die Gleichberechtigung von Frauen ein und verwirklichten sich selbst. Wartemann resümiert: „Obwohl die Frauen so verschieden waren und in ganz unterschiedlichen Zeiten gelebt haben, hatten alle mit denselben Stigmata zu kämpfen.“ Mit ihren Kostümen wollte Wartemann den Errungenschaften der Frauen Rechnung tragen und auf ihre individuellen Lebenswege Bezug nehmen. Zugleich sollten die Kostüme eine Hommage an die Frauen und ihr Leben darstellen.

Das Bühnenbild – eine skurrile Parallelwelt à la Tim Burton

Zusätzlich zu den Kostümen der Frauen entwarf Wartemann auch das Bühnenbild selbst: Eine pinke Damentoilette mit einem Boden im Schachbrettmuster à la Tim Burton. Die Idee dahinter: „Ich wollte mit der Toilette eine Art skurrile Parallelwelt schaffen, da sich die Frauen im echten Leben ja nie begegnet wären. Außerdem wollte ich mit dem Klischee von Weiblichkeit und der Farbe Pink spielen. Für viele Frauen und Mädchen ist diese Farbe heutzutage ein No-Go, weil sie so typisch weiblich ist – daher wollte ich die Farbe ganz bewusst dominant einsetzen.“

Bisher stehen nur Kostüme und das Bühnenbild fest – Autorin gesucht

Neben Kostümen und Bühnenbild schaffte Wartemann es bisher nicht, das bislang nur fiktive Theaterstück tatsächlich zu schreiben. Lediglich die Ausgangssituation auf der Damentoilette steht fest. „Ich bin leider keine sonderlich talentierte Dramatikerin“, sagt Wartemann und so wird es wohl bei der bloßen Fiktion eines Stückes bleiben – es sei denn, es findet sich noch eine talentierte Autorin, denn mittlerweile arbeitet Wartemann als Assistentin für Bühne und Kostüm am Theater Bielefeld.