“Weniger Plastikmüll unterwegs”

Dieses Thema hat sich die Umweltberatung der Verbraucherzentrale NRW schon seit längerem auf die Fahnen geschrieben. Wie einfach Klimaschutz sein kann, hat eine Gruppe Studierender der Uni Bielefeld mit einer Info

Prof. Annette Malsch, Dr. Pia Kievernagel, Studentin Sabrina Quast, Umweltberaterin Bettina Willner. Vorne: Studentin Alissa Engler

“Seit 2018 haben wir dabei einen Schwerpunkt auf die Förderung des Zugangs von Trinkwasser unterwegs, im öffentlichen Raum, in Kindertageseinrichtungen und Schulen gelegt. Wir verstehen dies als Maßnahmen im Rahmen der Anpassung an den Klimawandel und für den Schutz von Ressourcen. Gleichzeitig informieren wir über Trinkwasser als idealen, kalorienfreien, abfallfreien und klimaschonenden Durstlöscher.”

Umweltberaterin Bettina Willner

Denn: Der Konsum von Getränken in den weniger umweltfreundlichen Einweg-Flaschen ist in den letzten Jahren immer weiter gestiegen: Allein in Bielefeld entspricht die Menge nur für Mineralwasser umgerechnet 29 Millionen Einweg-Flaschen im Jahr. “Selbst wenn diese recycelt werden, sind damit unnötige Transporte und damit Energie- und Ressourcenverbräuche verbunden. Einwegverpackungen schneiden daher in der Klimabilanz schlecht ab. Und längst nicht jede Flasche landet wirklich im Pfandautomaten.”

Gemeinsam mit Studierenden von Frau Prof. Annette Malsch, Fachbereich Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld, führte die Verbraucherzentrale nun erstmalig eine Kooperation in Form eines Praxisprojekts zum Thema “Trink Leitungswasser” durch. “Bei dem Thema lassen sich Umwelt- und Gesundheitsaspekte optimal verknüpfen – gerade bei Kindern und jungen Erwachsenen spielt das Thema zuckerhaltige Getränke und Übergewicht eine große Rolle”, so Frau Prof. Malsch.

“Und die Studierenden gewinnen durch die Zusammenarbeit mit einem Kooperationspartner interessante Einblicke in die Praxis.”

Dr. Pia Kievernagel, betreuende Dozentin des Projektes

Die Aufgabe der Studierenden für ein Semester: Eine Info-Kampagne zu entwickeln, um das Image von Leitungswasser zu verbessern und für die Nutzung öffentlicher Trinkbrunnen zu werben. Als Zielgruppe wurden Schüler*innen sowie Studierende in den Blick genommen – unter Corona-Bedingungen kein ganz einfaches Unterfangen. Aber die Studierenden meisterten die Aufgabe kreativ:

Eine Gruppe entwickelte einen ansprechenden Instagram-Kanal mit interessanten Hintergrund-Facts und Quiz rund um das Thema Leitungswasser und holte auch das Studierendenwerk sowie das Campus Radio Hertz 87.9 als Werbeplattform mit ins Boot. Die andere Gruppe gestaltete einen Flyer und Poster, um auf vorhandene Trink-Brunnen aufmerksam zu machen. Denn: “Erst im Rahmen des Projektes ist uns selber aufgefallen, dass es in der Uni-Halle und im X-Gebäude bei der Mensa zwar Trinkbrunnen gibt – diese fallen aber überhaupt nicht auf und werden so auch kaum genutzt”, so Studentin Alissa Engler. Das soll mit den erstellten Plakaten und Info-Flyern nun anders werden – mit Pfeilen und Hintergrund-Informationen sollen die Menschen buchstäblich auf den Weg und den Geschmack gebracht werden – spätestens, wenn der Unibetrieb irgendwann nach Corona wieder halbwegs normal anläuft.

Auch in den Bielefelder Schulen gibt es inzwischen vermehrt Trinkbrunnen. “Die Materialien könnten auch hier genutzt werden, um die Akzeptanz bei den Schüler*innen zu fördern”, sagt Alissa Engler.

Denn: “Wir waren bei den Rückmeldungen über unseren Instagram-Kanal überrascht, wie viele Menschen Vorbehalte gegenüber Leitungswasser haben”, so Studentin Sabrina Quast. Vielen sei nicht klar, “dass das Leitungswasser von den Wasserwerken streng kontrolliert wird und auch einen mit Mineralwasser vergleichbaren Gehalt an Mineralien hat”, sagt die Studentin. Umweltberaterin Willner stellt fest: „In Diskussionen und Berichterstattung wird leider häufig zwischen Grund- und Trinkwasser nicht unterschieden – die Belastung mit Nitrat und anderen Schadstoffen, die im Grundwasser problematisch ist, ist nicht auf das Trinkwasser zu übertragen, da dort strenge Grenzwerte eingehalten werden müssen.” Das hieße im Umkehrschluss jedoch nicht, dass nicht alles dafür getan werden müsse, unser Grundwasser vor zu hohen Nitrat- und Schadstoffeinträgen zu schützen.

Ein weiteres überzeugendes Argument für Leitungswasser: Mit 0,5 Cent pro Liter ist es unschlagbar günstig – da kommt selbst das günstigste Discounter-Wasser nicht mit. Wer es lieber sprudelig als still mag, kann es ganz einfach mit einem Sprudelgerät aufpeppen. Ein weiterer positiver Effekt von Leitungswasser: “Man spart nicht nur eine Menge Verpackungen und Transport-CO2, sondern sich selbst auch viel Schlepperei”, so Studentin Sabrina Quast. “Einfach Hahn aufdrehen – trinken – fertig – einfacher kann Klimaschutz nicht sein.”

www.verbraucherzentrale.nrw/ /www.instagram.com/trinkleitungswasser/