Michael Paulus baut Brücken über den Atlantik
Ein Termin jagt den nächsten: Michael Paulus ist auf Vorstellungsrunde in seiner früheren Heimat, lernt die Ansprechpartner*innen der fünf Hochschulen in Ostwestfalen-Lippe kennen, die sich 2016 zu Campus OWL zusammengeschlossen haben. Seit Februar 2025 leitet er das Verbindungsbüro in New York. Das Ziel: Studien- und Forschungsmöglichkeiten zu fördern und die Brücken zwischen Nordamerika und OWL auszubauen – für Studierende, Forschende, Start-ups und Verwaltungspersonal. Eine spannende Aufgabe in herausfordernden Zeiten.

„Ich freue mich sehr, meine Region in einer der wichtigsten Metropolen der Welt vertreten zu dürfen“, sagt der in Minden aufgewachsene Michael Paulus. Das New Yorker Verbindungsbüro hat seit sechs Jahren eine prominente Adresse: das German House gegenüber dem UN-Hauptquartier in Manhattan.
Die Aufgabe von Michael Paulus: Netzwerke ausbauen, Kooperationspartner gewinnen und ostwestfälische Expertise sichtbarer zu machen. Das bedeutet vor allem viel Beziehungsarbeit, die Präsentation der Region mit ihren Stärken in Wissenschaft, Industrie und Innovation – und manchmal auch das Übersetzen zwischen zwei sehr unterschiedlichen akademischen Kulturen. „Ich kenne große wie kleine Universitäten und die Mentalitäten – in OWL wie in den USA“, sagt Michael Paulus, der in den 1980ern in Bielefeld Germanistik, Geschichte, Philosophie und Soziologie studierte und u. a. in New York, Berlin, Hongkong und Seoul gearbeitet hat. „Veränderung macht mir Spaß. Ich liebe den Perspektivwechsel“, sagt er.
Der Reiz der Metropole
Eigentlich war Michael Paulus gar nicht auf der Suche nach einem neuen Job. „Ich dachte, ich hätte mit den Metropolen abgeschlossen“, erzählt der sympathische transatlantische Brückenbauer. „Als ich mal wieder über zwei Stunden in einem Taxi in Seoul saß, um von einem Termin zum anderen zu kommen, dachte ich: Das ist doch verschwendete Lebenszeit.“ In den letzten zwölf Jahren war Rostock sein Lebensmittelpunkt, wo er für die Universität das International House leitete. Dann stieß er auf die Stellenausschreibung von Campus OWL. „Da habe ich gedacht, das könnte gut passen. Ich weiß, wie die Menschen in OWL ticken.“ Zusammen mit all den anderen internationalen Erfahrungen ein ziemlich gutes Match für die Position in Übersee.
Während Michael Paulus in Rostock ein Team mit 22 Mitarbeitenden leitete, ist er in New York eine One-Person-Show. „Das ist eine Umstellung, aber auch reizvoll. Ich kann vieles sehr direkt und flexibel umsetzen.“ Er will bestehende Kontakte zu US-amerikanischen und kanadischen Unternehmen weiterentwickeln und neue knüpfen.

„Ich möchte da sein für die Firmen aus OWL, die von der Arbeit des New Yorker Büros profitieren sollen, zum Beispiel durch die Vermittlung von Praktika für Studierende, durch die Unterstützung von Start-ups, die Vermittlung von Fachkräften und Wissenstransfer.“
Trump gefährdet internationale Zusammenarbeit
Die Rahmenbedingungen haben sich durch Trumps wissenschaftsfeindliche Politik verschlechtert. Seine Drohungen, Elite-Unis wie Harvard und Columbia finanziell zu beschneiden und Visa für ausländische Studierende zu blockieren, sorgen für Unsicherheit. „Ich bin erschrocken über diese Entwicklungen“, sagt Paulus. Doch er bleibt pragmatisch: „Die Kunst besteht darin, Trumps Aussagen ernst zu nehmen, aber mit Gelassenheit zu reagieren, denn seine Ankündigungen werden fast nie in der Weise umgesetzt wie anfangs verkündet.“ Gerichte blockieren derzeit noch drastische Maßnahmen wie den Visa-Stopp, doch die Einschüchterung wirkt. „Wo beginnt Hysterie – und worum müssen wir uns wirklich sorgen?“, fragt Paulus. Sollte Trump seinen Kurs durchziehen, wäre die internationale Zusammenarbeit gefährdet. Bereits jetzt wurden Mittel für die Krebsforschung und Grundlagenprojekte gekürzt. „Das frustriert viele Forschende, die nun nicht mehr an ihren eigentlichen Schwerpunkten arbeiten können.“ Sein Newsletter „Letter from New York“ soll helfen, Entwicklungen einzuordnen „Das sind Momentaufnahmen. Die Lebensrealität in New York ist nicht immer so, wie man sie in Deutschland wahrnimmt. Vieles läuft normal weiter – aber wir müssen alert bleiben.“

Ein Ziel für Michael Paulus ist klar: Programme wie PEP (Professional Experience Program), bei dem jährlich 10 bis 15 Studierende aus OWL nach Nordamerika gehen, sollen wieder Fahrt aufnehmen.
Trotz aller Widrigkeiten bleibt Nordamerika ein Sehnsuchtsort für Forschende und Gründer*innen. „Geld und Einfluss sind hier viel stärker konzentriert als in Europa“, weiß der Science Diplomat. „Der bürokratische Aufwand für Praktika oder Austauschsemester ist größer geworden – aber die Erfahrungen wiegen das auf.“
www.campus-owl.eu