Lesefutter für den Urlaub

Nun ist Halbzeit. Drei Wochen der Ferien sind schon um. Na, habt Ihr noch genug Lesestoff? Wir haben da noch ein paar Ideen …

Asterix auf Ruhrdeutsch 5 – übersetzt von Hennes Bender

Voll auffe Omme /  Egmont Comic Collection / 14 €

Comedian Hennes Bender, ein im Bielefelder Zweischlingen gern gesehener Gast, hat es wieder getan und einen Klassiker der Weltliteratur in eine der wichtigsten internationalen Sprachen übertragen. „Kampf der Häuptlinge“ auf Ruhrdeutsch. Oder eben: Voll auffe Omme. So, wie es sich für ein handfestes Revier-Derby gehört. Wir tun uns erinnern: Wat passiert, wenn unsan Braumeister Mircaulix dank einet beherzten Hinkelbrocken-Wurfes von Obelix unfähig ist, den Zauberbräu zu zaubern, der wo füddie Verteidigung det Dorfes so wichtich sein tut? Hat Majestix, der Cheff von dat Ganze, gegen seinen Herausvorderer Urbanatix übahaupt wat ze melden? Und wieso wird bei dem ganzen Gedöns auch noch nehmtbei die Cranger Kirmes miterfunden? Dazu kommt noch ein verplanter Psychodruide, ein fliegender Römer und eine verliebte Eule und fettich is der grosse Spass den bei dem Band alle hahm werden. Bis natürlich auffe Besatzer. Denn die sind ma wieda total panne, die Römers!

Und für alle Freunde der grafischen, gallischen Literatur: Am 24. Oktober erscheint das brandneue Asterix-Album „Die Tochter des Vercingetorix“.

Jörg Juretzka

TauchStation / Unionsverlag / 13,95 €

Alle Krüschel-Fans können aufatmen: Der ehemalige Privatdetektiv, der schon vor einigen Bänden seine Knarre nicht in der Schublade versenkt hat, aber dafür seine Schnüffler-Lizenz im Klo runtergespült hat, ist doch nicht tot. Die Explosion in Südfrankreich reine Inszenierung. Und nun arbeitet er im 13. Band ausgerechnet undercover für die deutschen Behörden, tritt ein Himmelsfahrtkommando nach Syrien an – und naturgemäß geht alles so richtig schön schief. Von Damaskus nach Marseille. Ausgerechnet! Die heimische Mafia ist not amused und hat noch ein Hühnchen mit Kristof Kryszinski („Schreibt sich, wie man’s spricht.“) Juretzkas Krüschel ist eine coole Socke – mit dem Herz auf dem rechten Fleck und einer zuweilen recht eigenwilligen, situativen Interpretation von Recht und Ordnung. Atemlos geschrieben, atemlos gelesen. Krimi mit Kultstatus.

Sharon Bolton

Der Schatten des Bösen / Goldmann / 10 €

Florence Lovelady will es mit eigenen Augen sehen. Sie hat 1969 in einem aufsehenerregenden Fall den damaligen Sargtischler Larry Glassbrook lebenslänglich ins Gefängnis gebracht. Nun wird der Mörder, der seinerzeit mehrere Jugendlich lebendig begraben hat, selbst zu Grabe getragen. Doch nun geschehen merkwürdige Dinge, die den scheinbar wasserdichten Fall von damals in einem anderen Licht erscheinen lassen. Bald schon steckt Florence Lovelady in höchster Gefahr. Spannender Krimi mit unvorhergesehenen Wendungen.

Mike Nicol

Sleeper / btb / 10 €

Freizeitdealer und Privatdetektiv Fish Pescado hat einen richtig schlechten Tag. Eigentlich fängt alles ganz gut an: Er ist mit seinem Kumpel zum Angeln rausgefahren, die Sonne scheint über Kapstadt. Doch dann begeht er vor Pescados Augen Suizid. Und er hinterlässt Fish eine Botschaft, die mit dem Fall des ermordeten Energieministers zu tun hat. Bald schon merkt er, dass er bei seinen Ermittlungen in etwas hineingeraten ist, das viele Nummern zu groß für ihn ist. Der Name ISIS fällt, Uran spielt eine Rolle und das Gerücht, eine „schmutzige Bombe“ solle in Paris gezündet werden, macht die Runde. Und Fish steckt mittendrin. Ein temporeicher Thriller mit kantigen Charakteren.

Katherena Vermette

Was in jener Nacht geschah / btb / 20 €

Winnipeg, am Rande der Stadt. In einer kalten Winternacht schaut die junge Mutter Stella aus dem Fenster und beobachtet, wie vor ihrem Haus ein Mädchen überfallen wird. Als die Polizei eintrifft, sind Opfer und Täter verschwunden. Die Beamtenglauben nicht an eine Vergewaltigung und zeigen wenig Interesse daran, den Fall zu verfolgen. Zumal in dieser Gegend Bandenstreitigkeiten an der Tagesordnung sind und sie sich nicht in die Angelegenheiten der indigenen Bevölkerung einmischen möchten. Aus unterschiedlichen Perspektiven – starke Frauen, die mit dem Opfer verwandt sind – rollt die Autorin in ihrem Debütroman den Überfall auf Emily auf und vermittelt dabei einen Einblick in die indigene Gesellschaft Kanadas.

Chris Brookmyre

Dein Ende / rororo / 13 €

Diana Jager ist erfolgreiche Chirurgin. Das allein beschert ihr schon Neider. In ihrem Blog deckt sie zudem Missstände im Medizinwesen auf – zunächst unter Pseudonym. Doch dann wird ihr Blog gehackt und ihre wahre Identität im Netz publik gemacht. Jetzt will eigentlich keiner mehr was mit ihr zu tun haben, bis Krankenhaus-ITler Peter Elphinstone ihr Herz im Sturm erobert. Ein halbes Jahr nach der Blitzhochzeit mit Diana verschwindet sein Auto in einem Fluss – und mit ihm Peter. Ist Jager tatsächlich die trauerende Witwe oder ist sie eine eiskalte Mörderin? Die Neugierde des Journalisten Jack Parlabane ist geweckt und bei seinen Recherchen überschreitet er mehr als nur eine Grenze.

Sibylle Berg

GRM / KiWi / 25 €

Kein Roman, sondern Brainfuck. Sibylle Bergs neues Werk eignet sich nicht zur chilligen Lektüre am Strand, ist aber höchst lesenswert. Auf über 600 Seiten entwirft Berg eine Dystopie, die keine ist. Denn was als düstere Zukunftsvision daherkommt, ist zum Teil schon Realität. Im Fokus stehen vier Jugendliche, die durch jegliches soziales Raster gefallen, stellvertretend für ganz viele andere am Rand der Gesellschaft. Überwachungsstaat, durch Digitalisierung ohne Rücksicht auf soziale Verluste arbeitslos und überflüssig gewordene Menschen, eine kalte, technologisierte Welt, in der ein Großteil im Elend und ein kleiner Teil in Saus und Braus sorgenfrei lebt. Nein, das ist wahrlich kein Gute-Laune-Buch. Es lässt die Leser*in erschüttert zurück und sorgt für reichlich Stoff zum Nachdenken.

Lina Bengtsdotter

Löwenzahnkind / Penguin / 13 €

Als in einer heißen Sommernacht die 17-Jährige Annabelle spurlos verschwindet, ist schnell klar, dass Verstärkung angefordert werden muss. Mit Charlie Lager schickt die Stockholmer Polizei ihre fähigste Ermittlerin – doch was die Kollegen nicht wissen dürfen: Die Kommissarin ist selbst in dem kleinen Dorf in Westschweden aufgewachsen. Je tiefer Charlie nach der Wahrheit hinter Annabelles Verschwinden gräbt, desto mehr droht das Netz aus Lügen zu reißen, das sie um ihre eigene, dunkle Vergangenheit gesponnen hat. Doch die Zeit drängt – sie muss Annabelle finden, bevor es für sie beide zu spät ist … „Löwenzahkind“ klingt nach einer bekannten „Junge Frau verschwindet“-Geschichte, aber Bengtsdotter legt falsche Fährten und spinnt noch eine weitere Story um den eigentlichen Fall herum, die eine eigene Dynamik entwickelt. Man kann nicht anders als weiterlesen.