Die analoge Welt kämpft mit Beschränkungen – Kultur- und Sport- und Freizeiteinrichtungen sind geschlossen. Doch die digitale Welt öffnet neue Türen. Viele Akteur*innen haben neue digitale Formate entwickelt und Netzwerke geknüpft. Wir sind virtuell durch die Kunsthalle spaziert und haben uns – der eigenen Fitness zuliebe – auf die Yoga-Matte gelegt.

FEMINA WOMEN-SPORTS & WELLNESS-CENTER

Auf die Matte

Yoga ist eigentlich gar nicht so mein Ding, aber da die Matte schnell zuhause ausgerollt ist, probiere ich online inzwischen auch öfter Kurse aus, für die ich mich sonst nicht extra auf den Weg ins Studio machen würde. Yoga, Bodyfit, Rücken intensiv, Wirbelsäulengymnastik, HIIT-Kurse, BodyPump, Zumba, CxWorx, Bauch-Beine-Po – jede Woche gibt es einen neuen Online-Kursplan im Femina Women-Sports & Wellness-Center. Diese sind als Livestream bei Instagram für alle zugänglich und so ist es einfach, mal etwas Neues zu testen. Natürlich könnte ich an jedem x-beliebigen auf YouTube zugänglichen Sportkurs mitmachen, aber so gibt es feste Zeiten, die mir helfen, den inneren Schweinehund zu besiegen. Außerdem weiß ich dann auch ganz genau, dass ich gerade nicht alleine trainiere. Das spornt an. Heute Morgen habe ich mich also für Fitness-Yoga mit Doreen Habelmann, Inhaberin des WomenSports & Wellness-Center, entschieden. Auf jeden Fall ein tolles Angebot, das mich trotz Lockdown motiviert, Sport zu treiben. Es ist natürlich nicht das Gleiche wie im Studio, aber das macht nichts.

Zuhause suche ich mir für das gute Feeling erst einmal ein ruhiges Plätzchen und schon kann es losgehen. Ich merke schnell: Yoga kann echt anstrengend sein – dabei fühle ich mich eigentlich ganz fit. Fazit: Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, bei diesem Kurs häufiger dabei zu sein. Schließlich merke ich, dass ich ein wenig Aufholbedarf habe. Schade ist natürlich, dass keiner meine Übungen prüfen und korrigieren kann.

Das Kursprogramm ist sehr vielfältig, beim nächsten Mal werde ich einen Kurs testen, bei dem ich mich so richtig auspowern kann, denn das macht mir am meisten Spaß. Danach fühle ich mich einfach gut. Sich fit zu halten, ist allerdings nur ein Aspekt der Online-Kurse. Dafür spricht das Angebot an gesundheitsorientierten Kursen bei Femina, wie die Rückenkurse.

Die Mitglieder*innen, die zuhause kein Equipment wie eine Matte haben, können sich diese übrigens ausleihen, um während des Lockdowns besser trainieren zu können. Großartig finde ich, dass die Mitarbeiterinnen immer gut drauf sind, motiviert und obwohl sie im Studio alleine vor einer Kamera stehen, Spaß an ihrer Arbeit haben. Zu 100 Prozent ersetzen können diese Angebote das Studio natürlich nicht. Denn auch wenn man sich Equipment ausleihen kann – professionelle Kraftgeräte, Stepper oder Laufbänder haben wohl die wenigsten zuhause. Ach ja, und die Sauna funktioniert online natürlich auch nicht so gut … Eine tolle Alternative sind die Online-Kurse dennoch auf jeden Fall! ✔
www.femina-bielefeld.de

KUNSTHALLE BIELEFELD


Ein virtueller Einblick in die Sammlung #1

Statt mit dem Auto noch schnell einen Parkplatz zu suchen, um auf 18 Uhr in der Kunsthalle zu sein, drücke ich heute ganz entspannt auf den Zoom-Button. Ein Klick genügt und schon stehe ich mittendrin. So, wie 37 andere TeilnehmerInnen an diesem Mittwochabend. Ich sehe nur einige wenige von ihnen – die meisten haben ihre Videofunktion ausgeschaltet. Es fühlt sich ein wenig anonym an. Wäre da nicht Corona, stünden wir – ganz analog – als Gruppe nah beieinander. So bleiben nicht nur mir, sondern auch dem Team der Kunsthalle die Reaktionen verborgen. Christiane Lutterkort, Leitung Bildung und Vermittlung, und Laura Rehme, wissenschaftliche Volontärin, blicken trotz des nicht greifbaren Publikums aufgeräumt in die Kamera und starten sofort mit der Begrüßung ihrer virtuellen Gäste. So ungewohnt, wie es sich für mich anfühlt, nicht in der Kunsthalle zu stehen, geht es auch den beiden Mitarbeiterinnen der Kunsthalle. „Wir sind auch aufgeregt, aber wir freuen uns, unsere Sammlung digital zu beleuchten und zu zeigen.“

Unter der Überschrift „Raum, Zeit, Architektur, Gender“ tauche ich ein in das virtuelle Format, das mir die Sammlung #1 näherbringen soll, u. a. mit Werken von Josef Albers, Monica Bonvicini, Agnes Martin, Paula Modersohn-Becker, Oskar Schlemmer und Konrad Lueg. Und spaziere durch die Kunsthalle, ohne mich zu bewegen. „Wir wollen die Bezüge von Raum, Zeit, Architektur und Gender miteinander verschränken“, erklärt Christiane Lutterkort, die mich von Bild zu Bild mitnimmt. Ich hinke – bildlich gesprochen – zwischendurch etwas hinterher, denn die Verbindung stockt. Aber nur kurzfristig. Den Spaß an der Führung mindert das nicht, denn immer wieder beziehen Christiane Lutterkort und Laura Rehme ihr unsichtbares Publikum mit ein und werfen sich die Bälle zu. Und wissen, dass wir an unseren Rechnern nicht alle Details so gut erkennen können wie sie. Die feinen von Hand gezogenen Bleistiftlinien von Agnes Martin auf Leinwand kann ich nur erahnen. Dass Farben in unterschiedlicher Nachbarschaft auch unterschiedlich wahrgenommen werden, bleibt mir dagegen auch am Rechner nicht verborgen. Farbe täuscht, wir können sie – auch wegen eigener Emotionen – nicht objektiv betrachten. Josef Albers, Künstler, Kunsttheoretiker und -lehrer, beschäftigt sich in seinem 1963 erschienen Buch „Interaction of Color“ mit diesem Phänomen. Nach 30 Minuten – die wie im Flug vergangen sind – ist der Rundgang beendet. Wer möchte, kann jetzt Fragen stellen. Es ist still im digitalen Raum, aber eine Frage kommt dann doch. Lebhafter genutzt wird die Chat-Funktion. „Ich freue mich, dass das so überhaupt möglich ist“, ist im Chat zu lesen. „Danke an die Kunsthalle!“ folgt gleich darauf. Die Resonanz: durch die Reihe positiv. Ich schalte zufrieden den PC aus: „Solange die Türen der Kunsthalle geschlossen sind, sollte man sich die Mittwochabende freihalten.“ ✔
www.kunsthalle-bielefeld.de