Frank Nientiedt

Vespa, Motorrad, Fahrrad – (fast) alles, was zwei Räder hat, spielt bei Frank Nientiedt eine Rolle. In seinem beruflichen Leben ist der 54 Jährige Head of Employer Branding beim Bielefelder Familienunternehmen Böllhoff, das mit kleinen Teilen dafür sorgt, dass das große Ganze funktionieren kann. Was es damit auf sich hat, verrät er im Interview.

Herr Nientiedt, wie würden Sie in ganz einfachen
Worten erklären, was die Firma Böllhoff macht?

(lacht) Das ist nicht so einfach. Viele sagen, wir produzieren Schrauben. Tatsächlich haben wir 100.000 verschiedene Verbindungselemente in unserem Portfolio. In den Turbinen des neuen Airbus A380 sind beispielsweise 12.000 unserer Verbindungselemente verschraubt. Fast jeder Bielefelder kommt täglich mit unseren Produkten in Kontakt, denn sie sind unter anderem in Autos, Fahrrädern, Haushaltsgeräten, und auch in den LED-Straßenlaternen unserer Stadt verbaut.

Also eher Hightec denn landläufige Schraube?
Das ist richtig, Verbindungselemente sind sehr technische Produkte. Als der Audi A8 oder auch der A2 erstmals in Aluminium Leichtbauweise konzipiert wurden, waren wir an der Entwicklung beteiligt. Denn Aluminium als Werkstoff hat eine geringere Festigkeit als Stahl und so braucht es neue, hochbelastbare Verbindungen. Da kommen Helicoil Gewindeeinsätze ins Spiel, die wir seit 65 Jahren in Bielefeld herstellen. Vielen Menschen weltweit ist Helicoil ein Begriff. Wer ein defektes Gewinde z. B. an einem Motorrad reparieren möchte, greift zum Helicoil.

Als leidenschaftlicher Motorradfahrer, schrauben Sie auch selbst?
Weniger am Motorrad, aber zuweilen an der Vespa – da ist der Motor nicht so kompliziert (lacht).

Woher kommt die Leidenschaft für Zweiräder?
Ich bin schon in meiner Jugend BMX-Fahrrad, Mofa, Moped und 80er gefahren. Mein großer Bruder hatte auch immer ein Motorrad, da wollte ich natürlich auch eins. Die Leidenschaft ist geblieben. Ich habe zwei mittlerweile erwachsene Töchter. Beide sind als Teenager Vespa gefahren und als sie dann aufs Auto umgestiegen sind, haben meine Frau und ich beschlossen, die Vespa zu behalten und jetzt machen wir damit ein paar Mal im Jahr gemeinsame Touren. Vor vier Jahren stand dann der Motorradführerschein an.

Sind Sie gebürtiger Bielefelder?
Nein, ich bin in Lünen geboren. Und wenn man am nördlichen Rand des Ruhrgebiets aufwächst, orientiert man sich eher Richtung Dortmund, Bochum und dem Münsterland. Mit Mitte 20 sind wir nach Bielefeld gezogen. Meine Frau wollte Bekleidungstechnik studieren und wir waren auf der Suche nach einer Textilhochburg. Ich habe zunächst für Parker Hannifin gearbeitet, war im Rahmen dieser Tätigkeit insgesamt zwei Jahre in England und Hessen und wir sind anschließend nach Bielefeld zurückgekehrt. Und nun bin ich schon 21 Jahre bei Böllhoff.

Eine lange Zeit – was macht Ihnen am meisten Freude bei der Arbeit?
Wir haben ein tolles Miteinander. Wir können uns aufeinander verlassen und jeder Mitarbeitende weiß genau, welchen Beitrag er oder sie für das Unternehmen leistet. Viele Mitarbeitende sind wie ich schon seit etlichen Jahren dabei – und einige, die zwischendurch woanders gearbeitet haben, sind zurückgekommen.

Was genau ist Ihre Aufgabe als Head of Employer Branding?
Mit dafür zu sorgen, dass die Mitarbeitenden gern zur Arbeit kommen, dass jeder seinen Beitrag in der Wertschöpfungskette kennt und spürt, dass dieser Beitrag vom Arbeitgeber gewertschätzt wird. Allein in Deutschland haben wir 1.500 Kolleginnen und Kollegen. Das Thema „Bindung“, die Identifikation mit dem Unternehmen, wird immer wichtiger. Mit vielen Benefits, früher hieß das Jubiläums- und Sozialordnung, möchte Böllhoff diese Wertschätzung zeigen. Das sind zum Beispiel Geld- und Sachgeschenke zu Firmenjubiläen, runden Geburtstagen oder zur Silberhochzeit. Besonders gut kommen unsere Baumpflanz-Aktionen zur Einschulung an. Jedes Kind bekommt auf dem Firmengelände einen Baum mit seinem Namen. Außerdem veranstalten wir regelmäßig Familientage mit Ballonfahrt, Hüpfburg und vielem mehr. Wir sorgen für Betreuungsplätze in den nahegelegenen Kitas, bezuschussen leckeres und gesundes Essen, bieten viele
Weiterbildungsmöglichkeiten und machen Angebote zur gemeinsamen Freizeitgestaltung mit Lauftreffs, Walken, Badminton oder auch im Rahmen unserer After-Work-Motorradgruppe. Ein Mal im Monat treffen wir uns für eine Tour nach Feierabend und starten direkt von der Firma aus. Wir – insgesamt sind wir etwa 40 Motorradfahrer*innen – sind dann etwa drei Stunden unterwegs und die Tour klingt in geselliger Runde aus.

Wie sieht Ihr Arbeitstag aus?
Jeder Tag ist anders. Ich führe viele Gespräche, zum Beispiel mit den Betriebsräten, tausche mich im Netzwerk mit anderen Unternehmer*innen aus, um zu hören, was andere im Bereich Employer Branding tun, oder informiere in internationalen Runden, Böllhoff ist ja in 24 Ländern aktiv, aus Bielefeld. Alle zwei Jahre führen wir eine Mitarbeiterbefragung durch. Die Bindung ist ein Aspekt von Employer Branding, ein weiterer ist es, dafür zu sorgen, dass Bollhöff noch bekannter wird, um neue Talente für uns zu gewinnen. Ich initiiere und begleite Projekte. Zum Beispiel betreut eine Gruppe von Auszubildenden unseren Instagram-Account. Ich war bei Instragram eher zurückhaltend. Bei einem Treffen mit der Geschäftsführung haben die Auszubildenden im Sommer 2019 ihr Konzept vorgestellt. Nun sind wir seit Dezember 2019 erfolgreich auf diesem Kanal unterwegs. Das Zusammenspiel von Expertise aus der Unternehmenskommunikation mit dem Insta-Know-how der jungen Generation klappt hervorragend. Aktuell planen wir einen Firmen-Podcast und vielleicht sind wir bald auch bei TikTok … ✔

Allein in Deutschland haben wir 1.500 Kolleginnen und Kollegen. Das Thema „Bindung“, die Identifikation mit dem Unternehmen, wird immer wichtiger.