STÄDTE-TRIPS

Es müssen nicht immer die angesagten Metropolen wie Berlin, Hamburg oder „die üblichen Verdächtigen“ wie Heidelberg sein – wir haben uns für Sie umgesehen und so einige Perlen gefunden. Städte, Ortschaften, Regionen, die man vielleicht so noch nicht auf dem Zettel hatte. Von Nord nach Süd und von West nach Ost.

Leer

Altstadt, Hafenromantik, Burgen und natürlich der legendäre Ostfriesen-Tee. Leer ist vor allem eines: unglaublich entspannt. Liebevoll restaurierte Gebäude, enge Gassen und die Lage direkt am Wasser, die drittgrößte Stadt Ostfrieslands hat einen besonderen Zauber. In der Altstadt laden kleine Läden, Restaurants und Teestuben zum Stöbern und Verweilen ein. Für die „Teetied“ sollte man sich unbedingt Zeit nehmen. Denn man muss nicht nach Japan fliegen, um eine Teezeremonie zu erleben. Aber Achtung, der Teelöffel ist nicht zum Umrühren gedacht, sondern als Zeichen für den Gastgeber, dass man keinen Tee mehr möchte. Die echten Ostfriesen genießen ihren Tee nämlich ungerührt. Leer lässt sich gut zu Fuß erkunden. Außerdem warten Burgen und prunkvolle Schlösser, wie Schloss Evenburg, darauf, erkundet zu werden. Oder man schwingt sich aufs Rad und fährt an der Ems entlang. Ein abschließender Spaziergang zum Sonnenuntergang am Hafen bildet den perfekten Abschluss eines ereignisreichen Tages. Und wer ganz wenig Zeit hat, der besucht das Leeraner Miniaturland. Hier werden zahlreiche Sehenswürdigkeiten Leers auf mehr als 1.500 qm in einer Modelllandschaft abgebildet. Ebenfalls vertreten sind: Papenburg, Aurich, Emden, Bad Zwischenahn, Oldenburg und Berlin – übrigens, und das ist Science Fiction, mit dem neuen Flughafen BER in Funktion.

Schleswig an der Schlei

Die älteste Stadt des nördlichen Europas kann Kunst und Kultur und hat mit der Ostsee vor der Tür alle Asse auf ihrer Seite. Die Vorteile der Region wussten schon die Wikinger für sich zu nutzen. Die einstige Hafenstadt Haithabu war die Handels-Drehscheibe zwischen Nord-und Ostsee. Heute laden sieben rekonstruierte Wikinger Häuser des Museums Haithabu am Haddebyer Noor zu einer Zeitreise in die Vergangenheit ein. Nur zwei Kilometer entfernt vom Schleswiger Stadtkern, wo der imposante St. Petri-Dom in den Himmel ragt. Ein weiteres kulturelles Juwel ist das Schloss Gottorf. Es beherbergt zwei Landesmuseen, besitzt einen sehenswerten Barockgarten und nennt mit dem rekonstruierten Gottorfer Globus ein Weltwunder sein eigen. Umgeben von sanften Hügeln, sattgrünen Wäldern und Weiden, herrschaftlichen Gutshöfen, endlosen Sandstränden und romantischen Badebuchten ist Schleswig ein Mekka für Dampferfahrer, Strandläufer, Badenixen und – mit seiner Rosenpracht – für Garten-Liebhaber. Und da draußen zu sein immer guttut: Spaziergänge direkt am Wasser – im Stadtpark Königswiesen oder entlang der Schleipromenade – bieten sich hier ebenso an wie Rad-Törns. Es gibt 15 ausgeschilderte Thementouren. Und mit einem Streckennetz von über 800 Kilometern Länge – dem größten zusammenhängenden Walkingnetz Europas – bieten sich hier beste Voraussetzungen, um dem Alltag davonFotos: Matzen, A. Rudolph, Lars Klemmer zulaufen. Wat mutt, dat mutt.

Brandenburg an der Havel

Er sitzt zwar nicht in der Badewanne, sondern auf einer Bank. Aber kein Zweifel: Es ist Herr Müller-Lüdenscheidt. Geschaffen von Vicco von Bülow alias Loriot. Die knollennasige Holzfigur neben dem Rathaus am Altstädtischen Markt ist eine Hommage an den großen Sohn der Havelstadt, deren Stadtgebiet zu einem Fünftel aus Wasserfl ächen besteht, womit sie dann doch eine Art Badewanne ist. Freizeitkapitäne können sich hier Hausboote mieten, über Seen und Kanäle in die reizvolle Natur der Havellandschaft schippern, immer wieder woanders ankern und die heimischen Küche genießen, zu der natürlich Fisch gehört. Der Fluss, den in der Stadt 58 Brücken überspannen, verbindet die drei Inselstädte mit seinen Nebenarmen, Gräben sowie Kanälen und schlängelt sich so an über 400 historischen Baudenkmälern vorbei. Ein 7 km langer Rundkurs bietet viele Anlegemöglichkeiten für einen Landgang mitten in der Stadt. Ob Salzhofufer, Jungfernsteig, Johanniskirche an der Jahrtausendbrücke oder Neustädtisches Wassertor, die Sehenswürdigkeiten St. Katharinenkirche, Archäologisches Landesmuseum im Paulikloster sowie Dom St. Peter und Paul sind im Nu zu erreichen. Aber aufgepasst: Die Waldmöpse des Ehrenbürgers, die im gesamten Innenstadtbereich ausgewildert sind, schauen zu. Denn: „Ein Leben ohne Mops möglich, aber sinnlos.“

Jena

Jena gibt seine Geheimnisse nicht einfach so preis. Man muss schon die von pastellfarbigen Wohnblocks dominierte Autobahn-Perspektive verlassen, um das sympathische Flair der Innenstadt zu erkunden. Hier lernten sich Goethe und Schiller kennen. Ins Pflaster eingelassene Bronzeplatten zeichnen heute den Weg nach, auf dem die beiden damals angeregt plaudernd zu Schillers Wohnhaus gelangten. Die Jenaer Friedrich-Schiller-Universität gehört zu den ältesten Universitäten Deutschlands. Über 23.000 Studenten halten die Stadt jung. Es gibt zahlreiche Cafés, Restaurants und urige Kneipen in der liebevoll erhaltenen Altstadt. Im Herzen der Stadt ist – nicht nur an Markttagen– immer etwas los. Das historische Stadtzentrum mit dem hübschen, geschlossenen Markt, dem Rathaus aus dem 14. Jahrhundert, mit Hanfried, Collegium Jenense, Stadtmauerensemble und dem knapp 145 Meter hohen Jentower steckt voller Geschichten. Und zur vollen Stunde schlägt die Uhr am Rathausturm und der „Schnapphans“ – eines der sieben Wunder Jenas – schnappt nach der goldenen Kugel. Und wie wohl die Geschichte Jenas verlaufen wäre, wenn sich Carl Zeiss, Ernst Abbe und Otto Schott nicht in der Stadt an der Saale zusammengefunden hätten? Schwer zu sagen! Doch so machen das Deutsche Optische Museum und das betriebsälteste Planetarium der Welt Lust auf die Lichtstadt, die Wanderfreudige auf der 72 km langen SaaleHorizontale umrunden können.

Wismar

Die zweitgrößte Hafenstadt Mecklenburg-Vorpommerns nennt unzählige aufwendig sanierte und restaurierte Gebäude ihr eigen. Wismar wurde nicht umsonst UNESCO-Welterbe-Stadt. Eines der ältesten Bürgerhäuser namens Alter Schwede wurde 1380 erbaut, war zunächst Wohn- und Geschäftshaus und ist seit 1878 ein Gasthaus. Viele Namensgebungen und Ortsbezeichnungen weisen auf die Zeit von 1648 bis 1803 hin, als Wismar in schwedischem Besitz war. Das wird normalerweise alljährlich beim spektakulären Schwedenfest erlebbar. Mittelalterliche Backsteinkirchen, das bunte Treiben auf dem Marktplatz und die Flaniermeile am Hafen sorgen für das besondere Flair der Hansestadt. Ausfl üge zur nahegelegenen Insel Poel oder zur Mecklenburger Bucht machen Wismar zu einer schönen Kombi von Stadt- und Strand-Trip. Und für Krimi-Fans ist die SOKO-Wismar-Stadtführung, die zu den Originalschauplätzen der erfolgreichen Fernsehserie führt, natürlich ein Muss.

Würzburg


Auf der Alten Mainbrücke muss man unbedingt ein Gläschen Wein trinken und mit Einheimischen und Touristen die Abendstimmung genießen. Obgleich die Stadt eigentlich überall Geschichte atmet – das Franziskaner Kloster ist von 1221 oder die Festung Marienberg, deren Ursprünge bis ins frühe 8. Jahrhundert zurückreichen –, ist Würzburg durch die vielen Studierenden eine junge Stadt. Neben 52 Kirchen – für jede Woche eine – steht hier eine lebendige Kneipenszene auf dem Programm. Der Dom St. Kilian liegt mitten in der Stadt und ist mit seiner Doppelturmfassade und einer Gesamtlänge von 105 Metern das viertgrößte romanische Kirchengebäude Deutschlands. Außerdem muss man den Würzburger Hofgarten an der berühmten Residenz, eine der schönsten Gartenanlagen Süddeutschlands, gesehen haben. Wen die Wanderlust packt, der geht über die Alte Mainbrücke durch Weinberge hoch zur Festung und genießt den Blick auf Würzburg. Von dort sieht man auch ein markantes Wahrzeichen am Flussufer: den Alten Kranen, ein 1772/73 errichteter barocker Hafenkran. Übrigens ein hervorragender Ort, um eine richtig gute Pizza zu essen Main-Blick inklusive.

Hattingen

Eines ist klar: Das Ruhrgebiet hat den Kohlenstaub längst abgeschüttelt und viel Kultur und auch erstaunlich viel Grün zu bieten. Hattingen punktet dabei noch mit einem mittelalterlichen Altstadtkern rund um die St.-Georgs-Kirche und rund 150 liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern und Baudenkmälern. Industriekultur gibt’s mit der 1854 gegründeten Henrichshütte selbstverständlich auch. In einem der traditionsreichsten Hüttenwerke des Ruhrgebiets waren zeitweise mehr als 10.000 Menschen beschäftigt. Heute ist der Hochofen ein Denkmal und Herzstück des Industriemuseums, das zu einem der Ankerpunkte der Route der Industriekultur zählt. Hattingen wird mit dem romantischen Ruhrtal, seinen drei Burgen und dem grünen Hügelland auch gern als Perle an der Ruhr bezeichnet. Hier sagt man: Hattingen liegt dort, wo der Wald in die Stadt kommt und wo die Stadt in den Wald geht. Ganz recht. Und außerdem kommt Arminias Chef-Coach Uwe Neuhaus von da wech.

Singen am Hohentwiel

Der kleine Prinz, der auf seinem Heimatplaneten den erloschenen Vulkan sicherheitshalber täglich ausfegte, hätte im Hegau einiges zu tun. Neun kegelförmige Relikte vulkanischer Tätigkeiten vor 14 Millionen Jahren ragen bizarr aus der Hügellandschaft zwischen Schwäbischer Alb und Bodensee. Singens Hausberg ist der Hohentwiel. Auf dem König der Hegauvulkane thront die größte deutsche Festungsruine. 914 erbaut, diente die Burg Herzog Burkhard III. und seiner Frau Hadwig als Wohnsitz. Durch Joseph Victor von Scheffel, der in „Ekkehard“ diese Geschichte zu einem Roman verwoben hat, haben die Singener bis heute zu ihm ein besonderes Verhältnis. Und so hat ihm das ehemalige Hegaudorf, das sich längst zum Oberbadischen Wirtschaftszentrum entwickelt hat, einen seiner fünf Erlebnispfade gewidmet. Er erzählt aus dem Leben und den Werken des Dichters, zeigt die Bedeutung Scheffels für Singen auf und macht die Geschichte der Stadt lebendig. Mit dem Rad vulkanauf, vulkanab – auch das geht in und um Singen. Ein dichtes Netz abwechslungsreicher Radwege entlang kleiner Flussläufe und Seen, vorbei an Vulkankegeln und wehrhaften Burgen lässt jedes Radlerherz höher schlagen