„Literatur rührt mich mehr an als Malerei. Sie ist wie Musik, die mich mitnimmt.“ Der, der das sagt, ist Peter Bornhöft. Der Bielefelder ist einer von fünf regionalen Autoren, die sich auf Einladung der Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik (GZL) an der Lesung zum „Welttag der Poesie“ in der Bürgerwache am Siegfriedplatz beteiligen. Eigentlich immer am 21. März gefeiert, musste die Veranstaltung in diesem Jahr auf den 5. September verschoben werden. Unberührt davon kommt das Programm daher: „Wassertropfen & Seifenblase – Lyrik und Ringelnatz-Filme“.

In insgesamt neun Städten bundesweit – von Berlin über Köln bis Leipzig – feiert die Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik in diesem Jahr Joachim Ringelnatz und verknüpft dies mit einer Lesung von Gedichten von in der Region bzw. in der Stadt ansässigen Autorinnen und Autoren. Neben Peter Bornhöft sind in Bielefeld Erica Natale, Karin Lichtenberger-Eberling, Ralf Burnicki und Franziska Röchter zu hören.
„Was ich lesen werde, steht noch nicht ganz fest“, sagt Peter Bornhöft. „Vielleicht einige Gedichte aus meinem letzten Lyrikband ‚Auf Liebe und Tod‘ oder das eine oder andere kurze Prosastück.“ Ob Prosa, Lyrik, Essays oder auch Kinder- und Jugendbücher – Peter Bornhöft ist ein Autor mit vielen literarischen Facetten. „Eigentlich hatte ich nie den Drang zu veröffentlichen“, erklärt der heute 83-Jährige. Zeit zum Schreiben fand er früher nur in den Ferien. Auf diese Weise entstand 1990 „irgendwo ist auch woanders“.

Das erste, wie er es formuliert, „schlichte Bändchen“ mit kurzen Prosastücken. Durch Matthias Bronisch, mit dem Peter Bornhöft seit 2007 das Literaturmagazin „Tentakel“ herausgibt, gelangten seine Prosastücke über mehrere Stationen an einen kleinen Verlag. „Das lief nebenher, beruflich war ich voll eingespannt“, stellt der Bielefelder fest, der in Münster und Tübingen Germanistik und Geschichte studierte und ganz 68er „aus ideologischen Gründen ursprünglich an einer Gesamtschule unterrichten wollte“. Es kam anders. Von 1968 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2000 blieb er dem Max-Planck-Gymnasium treu, ebenso wie seiner Passion für Deutsch und Geschichte.

„Mein Herz gehört der Literatur, mein Verstand der Geschichte“, betont Peter Bornhöft, der an einem katholischen Internat sein Abitur machte und dort auf einen guten

Deutschlehrer traf. „Ansonsten bildungsbestimmt und vom normalen Leben abgehalten“, bringt er seine Internat-Erfahrungen auf eine knappe Formel. Das hat ihn geprägt. Von der katholischen Kirche hat er sich losgelöst. Vergeben an die Literatur. Sie ist es, die ihn berührt und fesselt. „‚Unverhofftes Wiedersehen‘ von Johann Peter Hebel habe ich mindestens 97 Mal gelesen und jedes Mal packt mich große Rührung, weil die Erzählung von Hebel so genial gestaltet ist“, unterstreicht er. Der Klang und das Bildhafte sind es, die ihn ansprechen und berühren.

„Mein Herz gehört der Literatur, mein Verstand der Geschichte.“

Der Gott seiner Jugend ist für ihn jedoch Gottfried Benn. „Ihn kann man ohne Geschichte nicht verstehen“, so Bornhöft, der Benn auch heute noch sehr schätzt. „So todessüchtig, so formenreich und klangvoll. Seine Lyrik ist einfach der Musik verwandt“, fasst Peter Bornhöft seine Faszination in Worte. Ganz anders fühlt er sich bei Brecht. Hier ist es nicht der Klang, sondern die formale Anordnung, die den Bielefelder Lyriker fasziniert, der 1995 mit „Die „Briefe aus Adrasan“ erstmals mit seiner Lyrik an die Öffentlichkeit trat. „Mit Lyrik kann man das sagen, was so nicht gesagt werden kann. Und: Lyrik ist immer kurz, selbst bei langen Gedichten. Zurzeit schreibe ich allerdings viel zu wenig“, stellt der 83-Jährige mit einem leisen selbstkritischen Unterton fest.

TRAGIKOMISCH
Richard Roper


Das Beste kommt noch Rowohlt, 20€

Einsam und alleine zu sterben, ohne dass es jemand bemerkt. Für Nachlass-Verwalter Andrew ist das mehr als ein Job, denn das glückliche Familienleben, das er seinen Kollegen vorgaukelt, ist nur erfunden. Zur fiesen Falle wird die Lüge, als eine neue Kollegin frischen Wind in Andrews Leben bringt. Mit wunderbar lakonischem Humor gelingt Richard Roper das Kunststück, schwere Themen als leichtes Lesevergnügen mit Tiefgang zu servieren. (S.G.)

Aufgeblüht
Andreas Honegger

Von fiesen Schädlingen, duftenden Kräutern und üppigen Blumen Elisabeth Sandmann Verlag, 28€

Die „Erfahrungen eines leidenschaftlichen Gärtners“, so der Untertitel, kommen ebenso kenntnisreich wie unterhaltsam daher. Die Kolumnen stecken voller botanischer Überraschungen, wunderbarer Entdeckungen und hilfreicher Tipps. Und selbst wer eine Rose nicht von einer Nelke unterscheiden kann, lässt sich von den humorvollen Texten gerne durch die ganze Fülle eines Gartenjahrs führen. Und sollte draußen mal so gar nichts blühen: Einfach durch den prächtig gestalteten Band blättern und in den wunderbaren Illustrationen schwelgen. (S.G.)

Spannungsmomente
Georg M. Oswald / Vorleben


Piper, S. 22 €

Sophia ist eine aufstrebende Jungjournalistin, die es etwas übertrieben hat und sich gerade im ersten Karriereknick befindet. Da bekommt sie die reizvolle Aufgabe, das Staatliche Symphonieorchester München journalistisch zu begleiten. Schon bald verliebt sie sich in den gefeierten Cellisten-Star Daniel und beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit ihm. Kurz darauf aber stößt sie auf Ungereimheiten und blinde Flecken aus Daniels Vergangenheit. Ihr journalistischer Spürsinn ist geweckt. Georg M. Oswald baut sehr geschickt Spannung auf und mutet seinem Leser eine Tour de Force durch ungeheuerliche Verdachtsmomente und heimtückische Zwickmühlen aus Gefühl und Wahrheit zu. Für so viel unterhaltsamen Thrill nimmt man das aber sehr gern in Kauf. (H.O.)

Christiane Antons
„Yasemins Kiosk – Eine bunte Tüte voller Lügen“

Die Bielefelder Autorin hat nachgelegt. In ihrem zweiten Krimi, erschienen im Grafit Verlag, gibt es ein Wiedersehen mit den drei Protagonistinnen Nina Gruber, Dorothee Klasbrummel und Yasemin Nowak.

Ganz kurz: Was sind das für Menschen?

Menschen, mit denen ich gerne mal auf einer Bank vorm Kiosk ein Käffchen trinken würde: Nina ist Mitte Dreißig und Polizistin, zurzeit suspendiert. Doro ist Ende Sechzig und eine patente, intelligente und fröhliche Frau – trotz Platzangst. Yasemin ist eine junge, lebenslustige Kioskbesitzerin, die ihr Herz auf der Zunge trägt. Drei Frauen, drei Generationen, drei ganz unterschiedliche Lebenswege.

Welcher Fall beschäftigt die drei dieses Mal?

Yasemins Welt hat sich nach ihrem ersten gemeinsamen Fall gewandelt – sie ist frischgebackene Mutter mit Tendenz zur Helikoptermama. Da kommt etwas Abwechslung recht: Als Stammkundin Erika Yasemins Kiosk besucht und die drei um Hilfe für ihren Neffen bittet, sind die Frauen zur Stelle. Sie sollen herausfinden, wer hinter der Rufmordkampagne steckt, die das Cateringunternehmen des Neffen gerade den Bach heruntergehen lässt.

Wieviel Realität braucht ein guter Krimi?

Ich denke, es ist wichtig, dass die Story in sich schlüssig ist und so passieren könnte. Deshalb ist für mich der Begriff „Glaubwürdigkeit“ zentraler als die Frage nach dem Maß an „Realität“. Die Realität schreibt manchmal Geschichten, bei denen ich denke: Würdest du das so in ein Buch packen, würden die Leser*innen sagen: So ein Quatsch, das ist ja unrealistisch!

Bittersüß
Elizabeth Gilbert / City of Girls

S. Fischer, 16,99 €
Gilbert, Autorin des Weltbestsellers „Eat Pray Love“, fängt ihn ein, den Glamour New Yorks in den 1940ern. Vivian, 19 Jahre jung und aus der Provinz, taucht in die Revuewelt ihrer Tante Peg ein. Tauscht ihr konservatives Elternhaus gegen pralles Leben, verliert endlich, die ihre lästige Unschuld und gewinnt an Lebenslust. Doch die Affäre mit einem Mann und einer Frau eskaliert zum Skandal und wird zum Wendepunkt. Ein packender Roman über den Weg in ein selbstbestimmtes Leben, Liebe und eine Frauenfreundschaft, die Krisen und Kriege überlebt. Emotional, bittersüß und funkelnd. (C.B.)

KINDLICH VS.KINDISCH
Karsten Dusse /

Das Kind in mir will achtsam morden Heyne, 10,99 €

Björn Diemel hat die Achtsamkeit gelernt und wurde so von einem gestressten Mafia-Anwalt zu einem entspannten selbstständigen Advokaten. Denn er hat seine Stressoren ermordet – ganz achtsam versteht sich. Doch nun rastet er ausgerechnet im Urlaub mit seiner von ihm getrennt lebenden Frau und Tochter in der friedlichen Bergkulisse komplett aus – mit tödlichem Ausgang für den schnöseligen Kellner. Was war passiert? Diemels inneres Kind hatte sich mit einem Wutanfall zu Wort gemeldet. So erklärt es ihm jedenfalls sein bewähr ter Acht samkeit s- Coach Joschka Breitner. Und da der Jurist nicht nur die Symptome seiner Probleme mit Achtsamkeit behandeln, sondern die Ursachen angehen will, lässt er sich auf eine Partnerschaftswoche mit seinem inneren Kind ein. Ob das gutgeht? Ein zum Schreien komischer Lesespaß. (E.B.)