Dr. Lara Esther Bartels

Hahn auf und schon fließt zuverlässig eines der bestkontrollierten Lebensmittel überhaupt. Für uns eine Selbstverständlichkeit – und umso erstaunlicher, dass wir Wasser in Flaschen kaufen, das durch Produktion und Transport unnötige Ressourcen verbraucht.
Etwa 2,2 Milliarden Menschen weltweit haben dagegen keinen Zugang zu einer sicheren Trinkwasserversorgung.

Das ist nur eines der Themen der neuen Lernstation am Global Goals Radweg. Das Bildungsprojekt des Welthaus Bielefeld erläutert an insgesamt neun Stationen die Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen, die von „Armut beenden“ bis zu „Gute Bildung für alle“ reichen. In der Grünanlage Bultkamp geht es um „Sauberes Wasser für alle“. Inhaltlich entwickelt hat die neue Station Dr. Lara Esther Bartels. Für sie ein echtes Herzensanliegen. „Darüber könnte ich stundenlang erzählen“, lacht die Bildungsreferentin des Welthaus. Das Thema hat sie schon lange bewegt und begleitet – so auch bei ihrer Promotion über den ungleichen Zugang zu Wasser und die Folgen für die Stadtentwicklung in Accra. Vor Ort in Ghanas Hauptstadt hat sie selbst erlebt, dass nur ungefähr 50 Prozent der Bevölkerung einen Leitungswasserzugang haben.
„Aber Reiche können sich davon unabhängig machen“, weiß Lara Bartels. „Wer Geld hat, kauft sich einen Wasserspeicher und lässt diesen von Tankwagen mit Wasser befüllen. Das macht die Ungleichheit deutlich, denn Ärmere müssen Wasser im Eimer kaufen, was nicht nur relativ gesehen teurer ist, sondern auch mehr Zeit in Anspruch nimmt. Überhaupt ist die Wasserinfrastruktur durch Wassertanker und andere private Wasserverkäufer viel sichtbarer als bei uns.“

Ein Teil ihrer Forschungsergebnisse ist in die Lernstation in Bielefeld eingeflossen. So können BesucherInnen auf einem Wimmelbild verschiedene Arten des Zugangs zu Wasser suchen. Überhaupt ist die Station interaktiv gestaltet und bietet mehr als reinen Lesestoff. Kinder und Erwachsene werden etwa durch ein Quiz und Schiebetafeln dazu angeregt, mitzumachen und mitzudenken. „Für einen echten Aha-Moment sorgen oft die Stahlsäulen, die unseren virtuellen Wasserverbrauch visualisieren“, weiß die Bildungsreferentin. 5.000 Liter verbrauchen wir pro Kopf am Tag. „Wir greifen in den Wasserhaushalt anderer Länder ein, wenn wir Waren aus dem Ausland kaufen“, erklärt Lara Bartels. „Dies ist dann problematisch, wenn in dem Produktionsland Wasserknappheit herrscht.“ Allein für die Herstellung eines einzigen T-Shirts braucht es ca. 2.500 Liter Wasser; und in Almerìa in Spanien, wo „unsere“ Tomaten angebaut werden, sinkt der Grundwasserspiegel dramatisch. „Für solche Zusammenhänge möchten wir sensibilisieren und bei unseren geführten Radtouren gemeinsam darüber diskutieren.“ Wasserressourcen sind durch die Klimakrise aber nicht nur im globalen Süden, sondern weltweit zunehmend bedroht – auch in Bielefeld. „Die Frage, wie wir mit der Ressource Wasser umgehen“, unterstreicht Lara Bartels, „wird in Zukunft immer zentraler.“