Stefan Mielke – Fahrräder bewegen Bielefeld

Die ersten 20 Fahrräder hat er zuhause überreicht. „Damals habe ich nicht gedacht, dass die Idee, Fahrräder für Flüchtlinge zu sammeln, zur Gründung eines Vereins führt. Wir wollten ihnen einfach den Zugang zu Mobilität ermöglichen“, sagt Stefan Mielke. Das war 2016. Inzwischen zählt „Fahrräder bewegen Bielefeld“ (FBB) 40 Mitglieder und 25 ehrenamtliche Helfer, die jedes Jahr mit rund 400 Rädern BielefelderInnen mobil machen. Als die Flüchtlingswelle abebbte, rückte der FBB auch andere Bedürftige ins Blickfeld. „Vier bis fünf Räder gehen hier täglich raus. Menschen mit Bielefeld Pass kommen ebenso zu uns wie Schüler und Studierende“, erklärt Zweiradmechaniker und Vorstandsmitglied Kasimir Kohlhage, der die Fahrrad-Werkstatt leitet.


Die ersten eineinhalb Jahre nach Vereinsgründung war der Verein in den Böllhoff-Hallen in Brackwede ansässig, heute schrauben in der Schillerstraße 73a viele fleißige Helfer an gebrauchten und reparaturbedürftigen Rädern, um sie wieder fit zu machen und sinnvoll weiter zu verwerten. Hier teilt sich der Verein die Räumlichkeiten mit dem Café Welcome und ART at WORK. „Es ist ein Ort, an dem früher Geflüchtete gelebt haben. So wie Hamza Allal Cherif, unser stellvertretender Vorsitzender, der inzwischen als Alten- und Krankenpfleger arbeitet“, erzählt der Vorsitzende Stefan Mielke. Der FBB ist für ihn ein Ort der Begegnung. „Das ist eine sehr positive Erfahrung, ich könnte viele Geschichten erzählen. Man kommt beim Schrauben einfach mit den unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch“, so Stefan Mielke, der auch eine Lehrwerkstatt initiierte.

Das Spektrum und der Aktionsradius des Vereins haben sich erheblich weiterentwickelt. Seit zwei Jahren beschäftigt der FBB zum Beispiel sozialversicherungspflichtig Mitarbeitende, um sie aus der Langzeitarbeitslosigkeit zu holen. Hinzugekommen sind Kooperationen, wie mit der AWO und der Freien Scholle, aber auch neue Projekte. Bei dem Projekt „Miteinander Bielefeld erfahren“ steht der Betrieb eines speziellen E-Bike-Tandems „Fun2Go“ im Mittelpunkt. „Mit dem kippsicheren E-Dreiradtandem können auch beeinträchtigte Menschen Mobilität erleben“, betont Stefan Mielke, der konsequent Netzwerke knüpft. Auch die sozialen Medien bespielt der Verein. Eine junge Sportwissenschaftlerin kümmert sich um die Instagram-Aktivitäten des Vereins, eine Jurastudentin unterstützt wiederum bei Arbeitsverträgen und Co. „Das Fahrradfahrer-Gen macht Spaß und zeigt Wirkung“, freut sich Stefan Mielke. „Wir hören nicht auf zu strampeln!“ Ein Engagement, das dem Verein bereits diverse Preise beschert hat. So, wie den Deutschen Fahrradpreis 2021.
Keine Frage, bei so viel ehrenamtlichem Rad-Engagement ist Stefan Mielke auch privat auf Zweirädern unterwegs. „Es hat einfach nicht nur eine soziale, sondern eben auch eine nachhaltige ökologische Komponente.“ Beim diesjährigen Stadtradeln ist er deshalb wieder einmal in die Pedale gestiegen. Täglich von der Sieker Schweiz bis nach Stukenbrock.

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