Dass Armut selbst im reichen Deutschland ein Thema ist, war Ute Wattenberg schon lange klar. Dass davon auch viele Tierhalter betroffen sind, ebenso. Als sich vor zehn Jahren der TierTisch Bielefeld e. V. gründete, war die Bielefelderin daher sofort überzeugt, hier ein sinnvolles Ehrenamt gefunden zu haben. Seitdem engagiert sich die 1. Vorsitzende des Vereins gemeinsam mit 16 weiteren Ehrenamtlichen für Mensch und Tier.

Eine unerwartet kleine Rente oder eine chronische Krankheit — in die Armut abzurutschen geht schnell. Und oft führt die finanzielle Notlage dazu, dass die Menschen ihre Haustiere nicht mehr richtig versorgen können oder gar abgeben müssen. Hier kommt der TierTisch ins Spiel. Gegen ein geringes Entgelt verteilt er Futter und Haustierzubehör. Kann fast alles versorgen, was Fell oder Federn hat. „Nur bei Hühnern und Pferden musste ich leider schon mal nein sagen, aber wir konnten auch schon Bartagamen verpflegen“, verrät Ute Wattenberg.
Rund 1.000 Menschen, deren Bedürftigkeit überprüft wird, sind in der Kartei des Vereins. „Es gibt Leute, die meinen, dass wir ‚Schmarotzern‘ auch noch helfen, dass sie Tiere halten können“, empört sich die Vorsitzende. „Aber das ist Unsinn. Überwiegend kommen ältere Leute, die eine ganz kleine Rente haben. Aber auch viele, die körperlich und psychisch beeinträchtigt sind.“ Manche Schicksale berühren sie besonders. Etwa ein Kunde mit Alkoholproblem, der für seine alte Schäferhündin wirklich alles tut und noch den letzten Cent für den Tierarzt zusammenkratzt.

Öffnungszeiten: samstags von 13-16 Uhr, Heeperstraße 121a
www.tiertisch-bielefeld.de

Engagiert für Mensch und Tier

Die Tierfreundin, die seit ihrer Kindheit immer Hunde hatte, weiß, dass sie mit ihrem Einsatz nicht nur Hunden, Katzen, Nagern oder Vögeln hilft. Wenn sie Futter ausgibt, ist sie zugleich immer auch ein wenig Therapeutin. „Gerade für Menschen in einer Notlage ist ihr Tier oft der letzte und einzige Halt“, unterstreicht die 60-Jährige. „Sich um ein Tier zu kümmern, hilft besonders Menschen mit psychischen Einschränkungen, weiter aktiv am Leben teilzunehmen. Außerdem haben sich hier auch Freundschaften gebildet, die sozialen Kontakte sind wichtig.“
Kontakte muss auch Ute Wattenberg pflegen, um regelmäßig Futter- und Geldspenden zu akquirieren. Etwa zwei Tonnen Futter benötigt der TierTisch im Monat. Rund 60 Kunden kommen an einem Wochenende und können Futter für vier Wochen mitnehmen. Die Geld- und Futterspenden stammen unter anderem von der Lions Hilfe Bielefeld, Futterfirmen sowie Privatpersonen. So nimmt der Verein auch gerne Futter sowie gut erhaltene Körbchen, Leinen und Halsbänder aus privaten Spenden an. Was in Bielefeld nicht gebraucht wird, geht weiter an die Smeura, Rumäniens großes Tierheim für Straßenhunde.
Neben Futter bietet der TierTisch Impfungen und Kastrationen zu günstigen Konditionen an. Einmal im Monat kommt zudem eine Tierheilpraktikerin. Auch sie arbeitet, wie alle anderen Mitstreiter, rein ehrenamtlich. Sämtliche Spenden werden ausschließlich für Tierfutter sowie die angemieteten Räume ausgegeben. Damit sie auch zukünftig für Mensch und Tier in Not sorgen kann, freut sich Ute Wattenberg jederzeit über weitere Ehrenamtliche und (Futter-)Spenden.