Hunter

Seit seiner Gründung 1980 hat sich das traditionelle Familienunternehmen auf die Herstellung von hochwertigem Zubehör für Hund und Katz spezialisiert. Das Gesamtsortiment der HUNTER International GmbH umfasst aktuell 5.500 verschiedene Artikel – von Halsbändern und Leinen über funktionale Hundebekleidung bis hin zu innovativem Spielzeug. Kein Wunder, dass Vierbeiner hier allgegenwärtig sind. Im Katalog, auf der Website und am Arbeitsplatz. Auch Geschäftsführerin Nadine Trautwein ist selten ohne Vizsla-Hündin Iken anzutreffen.

Wie sind Sie persönlich auf den Hund gekommen?

Nadine Trautwein: Die Frage hat sich tatsächlich nie gestellt. Meine Eltern hatten immer einen Hund und dementsprechend bin ich mit Hunden groß geworden. Als ich geboren wurde, war es ein Zwergpudel, der mich vom Säuglingsalter an begleitet und nie aus den Augen gelassen hat. Bei meinen ersten Gehversuchen ist er mit mir durch die Wohnung getapert, und meine Mutter erzählt immer, dass er mich im Kinderwagen beschützt hat. So war immer klar, dass auch in meiner eigenen Familie ein Hund dazugehört. Ich empfinde das wirklich als Bereicherung. Ich sehe, wie unsere beiden Kinder mit dem Hund leben und umgehen und wie schön es ist, Verantwortung zu übernehmen. Gleichzeitig bringt der Hund Ruhe in stressige Phasen, unsere Tochter legt sich dann auch schon mal ins Körbchen, und mich zwingt sie auch an den turbulentesten Tagen dazu, Pause zu machen, an die frische Luft zu gehen und durchzuatmen.

Warum haben Sie sich für einen ungarischen Jagdhund entschieden?

Nadine Trautwein: Iken ist schon unser zweiter Vizsla. Beim Ersten war es eher Zufall, weil eine gute Freundin diese Rasse hatte und der Berührungspunkt schon da war. Wir waren einfach glücklich mit dem Wesen und dem Charakter dieser Rasse. Iken ist sehr agil, wenn wir draußen sind, aber auch sehr anpassungsfähig. Ich habe sie jeden Tag mit im Büro. Sie ist sehr auf mich fixiert, einfach immer mit dabei.

Ist Ihr Büro generell hundefreundlich?

Nadine Trautwein: Ja, die Mitarbeiter dürfen ihre Hunde mitbringen. Aktuell gibt es bei uns ca. 13 Bürohunde, die regelmäßig mit an den Arbeitsplatz kommen. Vorne am Shop haben wir eine gesicherte Freilaufwiese, da können die Hunde sich auch mal ohne Leine austoben, das wird sehr gerne genutzt. Auch von den Shopkunden und als Treffpunkt von Bielefeldern, die ihre Hunde dort spielen lassen. Das ist ja aufgrund der Leinenpflicht längst nicht überall möglich.

Auf der HUNTER-Website begegnen einem ganz verschiedene Hundepersönlichkeiten. Wie casten Sie die tierischen Models?

Nadine Trautwein: Oft müssen wir gar nicht casten, sondern bekommen ganz viele Anfragen von Leuten, die sagen: Wenn ihr mal ein schönes Model braucht, hier ist unsere Adresse. Es kommen viele Initiativbewerbungen (lacht). Aber wir starten auch Aufrufe über soziale Medien, wenn wir zum Beispiel ein großes Katalogprojekt haben. Das wird sehr gut angenommen. Die Tierbesitzer bekommen die Fotos und einen Gutschein für den HUNTER-Shop. Und immer wenn es knapp wird und die Deadline näherrückt, muss Iken ran (lacht).

Mit der Besonderheit „Manufaktur made in Germany“ heben wir uns ab.
Dass Sie ein Hundemensch sind, wurde Ihnen in die Wiege gelegt. War Ihnen auch immer klar, dass Sie einmal ins Unternehmen einsteigen würden?

Nadine Trautwein: Ja, tatsächlich ist das so. Schon zu Schulzeiten, wenn andere Krankenschwester oder Polizist werden wollten, habe ich gesagt: Ich werde mal HUNTER übernehmen. In den Schulferien habe ich oft in der Manufaktur gearbeitet, alle möglichen Maschinen kennengelernt und zum Beispiel Halsbänder genietet. Auch während des Auslandsstudiums bin ich immer zu den Messen und bei wichtigen Terminen nach Hause geflogen. Schon bevor ich 2000 in das Unternehmen eingestiegen bin, war ich nah an der Thematik. Das ist wahrscheinlich normal in einem Familienunternehmen.

Es war immer klar, dass auch in meiner eigenen Familie ein Hund dazugehört. Ich empfinde das wirklich als Bereicherung.

Nadine Trautwein
Seit 2007 führen Sie das Unternehmen. Wie ist der Generationswechsel gelungen?

Nadine Trautwein: Mein Vater hat mir von Anfang an große Freiräume gelassen, mir sehr viel Vertrauen entgegengebracht und das Gefühl gegeben, dass ruhig mal etwas schieflaufen darf. Das hat mich sehr gestützt. Dadurch war das ein sehr angenehmer Einstieg und durch meine Mitarbeit wurden die Verantwortungsbereiche automatisch größer. Es war ein smoother, wohlwollender Übergang. Die Grundstimmung war von vornherein positiv, weil mein Vater sich gefreut hat, dass das Unternehmen in der nächsten Generation weitergeführt wird.

Gab es keine Konflikte?

Nadine Trautwein: Natürlich gibt es Diskussionen. Wir sind in der Sache auch schon mal unterschiedlicher Meinung und dann wird durchaus kontrovers diskutiert, aber im Grunde genommen haben wir das gleiche Ziel vor Augen.

Ist es eine besondere Herausforderung als Frau ein großes Unternehmen zu leiten?

Nadine Trautwein: Persönlich habe ich das nicht so erlebt. Als ich direkt nach dem Studium die ersten Gespräche in Verhandlungen alleine geführt habe, da hieß es dann schon mal: Kommt Ihr Vater gleich noch? Oder ähnliche Spitzen. Aber mittlerweile ist es selbstverständlich und wird nicht hinterfragt. Ich denke nicht, dass ich als Frau Nachteile habe. Natürlich ist es vielleicht schwieriger, Familie und Beruf zu vereinbaren. Das ist eine Herausforderung. Aber ich habe das große Glück, dass mein Partner mich sehr unterstützt.

Seit vier Jahren sind Sie jetzt im Gewerbegebiet Niedermeyers Hof ansässig. Wie kam es zu dem Wechsel nach Bielefeld?

Nadine Trautwein: Aus Kapazitätsgründen sind wir schon mehrere Male umgezogen. Dieser Standort war ideal, weil wir alle Mitarbeiter übernehmen wollten, sie sollten mitziehen können, und da hat sich der Schritt von Lippe nach Bielefeld angeboten. Das Gewerbegebiet war damals in der Entwicklung und wir hatten gute Gespräche mit der WEGE. Die Infrastruktur und die Anbindung an die Autobahn haben uns überzeugt. Auch in dieser Größenordnung etwas zu finden, war nicht einfach. Wir haben alle möglichen Gemeinden im Umkreis abgeklappert, aber es gab überall Hürden. Letztlich sind wir hier gelandet und haben es nicht einen Tag bereut. Vorher waren wir doch eher ein lippisches Unternehmen, jetzt fühlen wir uns als Bielefelder und spüren, wie gut sich die Stadt entwickelt.

Warum ist es Ihnen wichtig, in Deutschland zu produzieren?

Nadine Trautwein: Das geht zurück auf den Qualitätsanspruch meines Vaters, der von Anfang an hochwertige Produkte nachhaltig fertigen wollte. Das macht die Marke HUNTER aus und ist der Grund, warum wir heute diese Reputation am Markt haben. Mit der Besonderheit „Manufaktur made in Germany“ heben wir uns ab. So ein Halsband ist nicht einfach ein Stück Leder. Es sind ganz viele Einzelschritte notwendig, bis ein Produkt entsteht, das Komfort und beste Funktionalität für Tier und Halter bietet. Das können kleinste Details sein, die etwa dafür sorgen , dass der Hund keine Druckstellen oder Haarbruch bekommt . Dazu kommt noch die Innovation. Wir sind ständig bemüht, neue Produkte auf den Markt zu bringen, die in der Passform, in der Qualität und den Materialien besonders freundlich sind für den Hund. Etwa in der Art, wie ich ein Halsband oder Geschirr verstellen kann. Da machen wir uns viele Gedanken. Einerseits sind wir ein innovationsgetriebenes Unternehmen, andererseits legen wir großen Wert auf Handwerkskunst. Das ist eine Kombination, die sich gegenseitig befruchtet. Wir kaufen nichts von der Stange ein, sondern haben viele Patente, Gebrauchs- und Geschmacksmuster. Unsere Produkte sollen eine Besonderheit haben, einen Mehrwert für die Kunden. Gerade im Lederbereich sind wir Vorreiter, was die Produktentwicklung angeht. Hier kommt auch die Nachhaltigkeit ins Spiel. Wir beziehen unser Leder vorwiegend aus Europa – größtenteils aus Deutschland – und einen kleinen Teil aus Kanada. Das ist wichtig, weil etwa in China anders gegerbt wird als in der EU. Es gibt große Unterschiede in der Qualität. Zudem werden in der EU höhere Umweltauflagen eingehalten.

Früher erfuhr man beim Gassi gehen von HUNTER, ist Facebook heute die digitale Hundewiese?

Nadine Trautwein: Wir sehen ganz klar die Veränderungen im Einkaufsverhalten der Kunden, wie sie sich heutzutage informieren und mit den sozialen Medien umgehen. Diese Zielgruppen zu erreichen, ist wichtig. Da haben wir tolle Möglichkeiten, die wir auf allen Ebenen nutzen, von Facebook bis Instagram, nicht zuletzt auch in der Zusammenarbeit mit Influencern. Wir können da sehr viel lernen, weil wir enger dran sind am Endkunden und seinen Bedürfnissen. Auch können wir so viel schneller reagieren und erfahren im direkten Austausch, was Hunde- und Katzenbesitzer umtreibt. So entsteht Produktentwicklung sehr nah am Kunden, wir können Wünsche und Anregungen viel schneller aufnehmen und umsetzen. Aber auch live vor Ort im Shop zu sein, ist sehr wertvoll. Man kommt mit den Endkunden in Kontakt und muss einfach nur zuhören. Schließlich wollen wir Problemlöser unserer Kunden sein, damit sie sich ganz auf den Spaß mit ihrem vierbeinigen Freund konzentrieren können.