Wir geben Stoff

Denn es gibt wieder jede Menge Lesestoff. Spannend, lustig, traurig, berührend. Immer wieder erstaunlich, wie viele Emotionen zwischen zwei Buchdeckel passen. Gehen Sie mit uns auf Entdeckungsreise.

Simon Beckett: Die Verlorenen

Wunderlich, 24 €

„Die Verlorenen“ bildet den Auftakt zu einer neuen Reihe aus der Feder von Bestsellerautor Simon Beckett. Protagonist ist Jonah Colley, Mitglied einer bewaffneten Spezialeinheit der Londoner Polizei. Colley trägt an einem schweren Rucksack. Sein Sohn Theo verstarb vor zehn Jahren bei einem tragischen Unfall und Jonah gibt sich die Schuld daran. In der Folge geht seine Ehe in die Brüche. Nun holen ihn die Schatten der Vergangenheit wieder ein. Sein ehemals bester Freund Gavin, auch zu ihm riss der Kontakt ab, bittet ihn um Hilfe. Treffpunkt mitten in der Nacht in einem verlassenen Lagerhaus an der Themse. Als Jonah dort eintrifft, ist Gavin tot – und mit ihm drei weitere Menschen. Zumindest fast, denn ein  Opfer ist noch am Leben. Und für Jonah beginnt ein Albtraum. Bei seinen Ermittlungen gibt es immer wieder Hinweise auf seinen verstorbenen Sohn. War der Unfall vielleicht keiner? Für Jonah geht es bei seinem ersten Fall um mehr als Leben und Tod. In bewährter Thriller-Manier kreiert Beckett hochspannende Momente, so dass dem Leser manchmal der Atem stockt. Doch zuweilen sind Jonahs Handlungsweisen nicht hunderprozentig nachvollziehbar. (E.B.)

John von Düffel: Die Wütenden und die Schuldigen

Dumont, 22 €

März 2020: Deutschland befindet sich im Lockdown – und je länger er dauert, desto enger wird es für Familien, die ohnehin schon zerrissen sind. Selma ist mit der besten Freundin ihrer Mutter – einer anerkannten Palliativmedizinerin – auf dem Weg in die Uckermark zu ihrem Großvater, einem protestantischen Pfarrer, der im Sterben liegt. Selmas Mutter Anna kann nicht weg aus Berlin, weil sie in Quarantäne ist und trotz des Social Distancings in sehr nahem Kontakt zu einem Rabbi. Während ihr Sohn Jakob, Kunststudent und heillos in seine Professorin verliebt, immer weiter in eine Drogensucht abdriftet, in eine Betäubung, um sich und die Welt nicht mehr spüren zu müssen. Viel unterschiedlicher könnten die vier Familienmitglieder kaum sein. Verbunden werden sie durch eine gemeinsame Leerstelle: Holger, Pfarrerssohn, Ex-Mann und Vater der Protagonisten befindet sich nach einem Suizidversuch in einer Klinik und ist nunmehr so gut wie unerreichbar. Und während die tapfere Selma, die immer Vernünftige, versucht, den Laden für alle zusammenzuhalten, zerbricht etwas in ihr. John von Düffel hat die Familiengeschichte und -konstellation genauestens beobachtet, seziert und die Corona-Pandemie fungierte dabei als Brandbeschleuniger. Beklemmend, befreiend und sehr lesenswert. (E.B.)

Eric Sander: Die letzte Wahl

Lübbe, 15,90 €

Die aktuelle AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel checkte unter falschem Namen in ein Luxushotel in den Alpen ein – für ein Geheimtreffen mit dem Geschäftsmann und rechten Strippenzieher Tom Rohrböck aus Österreich. Das deckten kürzlich JournalistInnen von NDR, WDR und Zeit auf. Solche und andere Fakten dreht Eric Sander, hinter dem Pseudonym verbirgt sich der Journalist Fabrice Braun, in seinem Thriller noch ein gutes Stück weiter: Bei Spielereien mit einer Drohne im Urlaub in den Alpen filmt Journalist Nicholas Moor zufällig ein Geheimtreffen der rechtspopulistischen Volkspartei. Die hat gute Chancen nach der nächsten Bundestagswahl mit ihrem Spitzenkandidaten den Kanzler zu stellen. Doch der plant bereits den Staatsstreich und will dafür mit einem Trick das Bundesverfassungsgericht aushebeln! Ein knalliger Thriller, der tief in die Klischeekiste greift und trotzdem bis zum Ende fesselt – und die Sinne schärft. (K.M.)

Kazuo Ishiguro: Klara und die Sonne

Blessing, 24 €

Eigentlich eine brillante Idee. Aus Sicht von Klara, einer künstlichen Intelligenz, blickt der Autor auf die Welt der Menschen. Und stellt auf diese Art ziemlich viele spannende Fragen: Was macht eigentlich einen Menschen aus, lässt sich seine Essenz quasi kondensieren und was bedeutet es zu lieben?

Vom Schaufenster eines Spielzeuggeschäfts aus beobachtet Klara genau, was draußen vor sich geht, studiert das Verhalten der Kundinnen und Kunden und hofft, bald von einem jungen Menschen als neue Freundin ausgewählt zu werden. Tatsächlich wird sie als künstliche Freundin für die schwer kranke Josie gekauft. Soll sie fortan rund um die Uhr beobachten und begleiten. Doch erst als der perfide Plan dahinter klar wird, nimmt der Roman des Nobelpreisträgers („Was vom Tage übrig blieb“) an Fahrt auf. (S.G.)

Garry Disher: Barrier Highway

Unionsverlag, 22 €

Es ist ein kalter Winter in Australien. Ja, Sie haben richtig gelesen: kalt. Drei bis vier Autostunden nördlich von Adelaide zieht Constable Hirschhausen seine festgelegten Runden, um nach dem rechten zu schauen. Doch dieses Mal wird die Routine, die die Kleinstadt Tiverton so mit sich bringt, brutal unterbrochen. Auf einer Farm findet er ein total vernachlässigtes Mädchen, das in einem abgewrackten Wohnwagen hausen muss. Keiner weiß, wie das passieren konnte. Hirsch ermittelt und muss sich aber zugleich um einen  Unterwäschedieb, einen an der Grundschule randalierenden Vater und vieles mehr kümmern. Der sympathische Constable hat alle Hände voll zu tun und findet sich plötzlich mittendrin in einer gewaltsamen Tragödie. Disher versteht es meisterhaft, den Geist australischer Kleinstädte einzufangen, wie die Menschen ticken und was sich hinter den Heile-Weilt-Fassaden verbirgt. Mit Hirsch hat er eine Figur geschaffen, die glaubhaft, einfühlsam und ungeheuer sympathisch ist. Von ihm möchte man definitiv mehr lesen. (E.B.)

Jessica Kremser: Frau Maier macht Dampf

Pendragon, 13,90 €

Viel ist passiert, seit Frau Maier 2012 die Krimi-Bühne betrat. Seinerzeit fand Frau Maier, die allein mit ihrer Katze am See wohnt, eine Leiche am Ufer. Und jetzt ermittelt sie schon in ihrem 5. Fall. Etwas widerwillig nimmt Frau Maier das Angebot ihrer erkrankten Freundin Elfriede an, für sie in einem richtig schicken Wellness-Hotel in der Steiermark Urlaub zu machen. Dort angekommen, muss sich Frau Maier erst einmal mit Bademänteln, Beautybehandlungen und Barhockern vertraut machen. Und natürlich kommt es, wie es kommen muss: Wo Frau Maier ist, ist auch eine Leiche nicht weit. Oder zwei? Ehe sie ihren ersten Aufguss genießen kann, ist Frau Maier schon wieder mittendrin in einem Strudel aus Verbrechen, Geheimnissen und Gefahren. Aber man müsste schon lügen, wenn dies nicht genau die Zutaten wären, die für Frau Maier einen guten Urlaub ausmachen. Wer auf der Suche nach einem Krimi ist, mit dem man sich wohl- und gut unterhalten fühlt, der liegt mit der Frau-Maier-Serie goldrichtig. Denn: Man muss Frau Maier einfach mögen. (E.B.)

Hape Kerkeling: Pfoten vom Tisch – Meine Katzen, andere Katzen und ich

Piper, 22 €

Als Hape acht Jahre alt war, schlich sich Peterle auf samtenen Pfoten in sein Leben. Seither sind Katzen und Kater ständige Begleiter im Leben des Entertainers und Autors. Er erzählt kurzweilige Geschichten von Eskapaden und gemütlichen Stunden mit den Fellnasen. Gibt Umgangstipps und erläutert, wie stressig eine Flugreise für Katzen und natürlich auch den Katzenvater selbst ist. Denn er weiß: Die Zuwendung, die man seinem Vierbeiner schenkt, bekommt man hundertfach zurück. Stubentiger haben magische Fähigkeiten, sie verstehen uns Menschen und erweitern unsere Sensorik. Eine sehr persönliche Liebeserklärung an das Leben mit Katzen, das beglückend, bereichernd und ganz bestimmt nie langweilig ist. (E.B.)

Catherine Ryan Howard: The Nothing Man

rororo, 12 €

Eve Black ist das Mädchen, das. Und zwar dass den Überfall auf ihre Familie in den eigenen vier Wänden überlebte. Da war sie 12. Jetzt – knapp 20 Jahre später ist sie erwachsen und bereit, sich dem Trauma, das ihr Leben zertsört hat zu stellen . Und noch mehr: Sie will den Täter fassen. Denn Evas Familie zählte nicht zu den alleinigen Opfern. Es gab noch mehr und der Mann, der das getan hat, wurde nie gefasst. Deshalb schrieb Eve ein Buch über das Monster, das die Presse den Nothing Man nannte. Gekonnt verwebt die Autorin die zwei Seiten der Geschichte. Lässt Eve Black anhand ihres True-Crime-Buchs erzählen, und schildert, wie Jim, der Täter, es liest. Und mit jeder Seite wächst seine Angst vor Entdeckung und seine Wut auf Eve. Warum hat er sie damals eigentlich am Leben gelassen? Ein sehr spannender Thriller, interessante Perspektiven, und einige gekonnt eingesetzten Twists. Nach der Lektüre wird man sicherlich abends zwei Mal prüfen, ob man die Haustür auch richtig abgeschlossen hat. (E.B.)

C. J. Tudor: Schneewittchen schläft

Goldmann, 15 €

Gabe steht auf dem Rückweg von der Arbeit im Stau. Als sich dieser allmählich auflöst, sieht er im Wagen vor sich seine Tochter. Aber das kann nicht sein. Sie ist doch zu Hause bei seiner Frau. Dann ist der Wagen verschwunden. Als Gabe seine Frau anruft und ein Polizist ans Telefon geht, nimmt der schlimmste Alptraum seinen Lauf. Jessica und seine fünfjährige Tochter Izzy wurden ermordet. Aber wen hat Gabe in dem Auto gesehen? Drei Jahre später verbringt Gabe seine Tage und Nächte noch immer damit, die Autobahn abzufahren, besessen von der Hoffnung, sie zu finden. Auch Fran und ihre Tochter Alice sind unterwegs auf den Straßen Englands. Aber sie sind nicht auf der Suche, sie sind auf der Flucht. Denn Fran kennt die Wahrheit. Sie weiß, was damals mit Izzy geschah. Und was ihre Verfolger tun werden, wenn Alice und sie ihnen in die Hände fallen.

Henri Faber: Ausweglos

dtv, 11,95 €

Vor Jahren hielt eine Mordserie Hamburg in Atem. Jetzt gibt es erneut eine Tote: Wieder fehlt der Ringfinger, wieder trägt die Tat die blutige Handschrift des Killers. Doch diesmal gibt es einen Zeugen, er wohnt Tür an Tür mit dem Opfer. Kommissar Blom ist fest entschlossen, den Mörder endlich zu fassen. Aber je tiefer er sich in den Fall verstrickt, desto mehr verschwimmen die Grenzen. Was ist Wahrheit, was Lüge? Wer ist Freund und wer Feind? Und vor allem: Wer ist Opfer und wer Täter? Ein guter Pageturner, der zwischendurch leicht den Faden verliert, aber am Ende doch noch alle Strippen verknüpft bekommt. (E.B.)

Ann-Christin Meermeier & Rebecca Schirge: 52 kleine & große Eskapaden in Ostwestfalen-Lippe

Dumont Reise, 16,95 €

Nun sind die Ferien fast vorüber, aber Zit für Tagesausflüge wird es immer mal geben. Die Bielefelderinnen Ann-Christin Meermeier & Rebecca Schirge haben 52 tolle Tipps für Abstecher und auch Miniurlaube zwischen Bielefeld, Paderborn und Gütersloh. Ob wandern, radeln, paddeln oder in aller Ruhe die Natur genießen: 52 kleine und große Eskapaden machen Lust, die schönsten Ecken in Ostwestfalen-Lippe zu entdecken. Für wenige Stunden, einen Tag oder ein Wochenende – unwiderstehliche Ausflüge ins Grüne warten. Farben sammeln, einen Urwald bezwingen oder mystische Moore entdecken – es ist so einfach, mehr zu erleben als das Bekannte. Also ab nach draußen!

Geraint Thomas: Radsportberge und wie ich sie sah

Covadonga, 14,80 €

Sie sind die heimlichen – und doch meist ziemlich imposanten – Stars des Radsports: die legendären Anstiege, die bei den großen Rennen über Wohl und Wehe entscheiden. Alpe d’Huez, Stelvio und Tourmalet. Oude Kwaremont und Poggio di Sanremo. Es gab schon einige sehr lesenswerte Bücher über die berühmten Berge der Tour und des Giro, aber noch keines aus der Sicht eines absoluten Topfahrers, der bei den großen Landesrundfahrten vorne mitfährt. Ein Buch, das Radsportfreunde mit hinein ins Rennen nimmt und ihnen zeigt, wie sich diese Kletterpartien im Eifer des Gefechts wirklich anfühlen, wo die Attacken kommen und wo der Schmerz einsetzt. Geraint Thomas, der Tour-de-France-Sieger von 2018, hat es nun geschrieben. In „Radsportberge und wie ich sie sah“ porträtiert er 25 Anstiege, die in seiner Laufbahn eine besondere Rolle gespielt haben. Steile Straßen, die er liebt, und solche, die er nicht vergisst. Pässe, die er zu fürchten gelernt hat, und solche, die er aus vollem Herzen verabscheut. „G“, wie er von Kollegen und Fans genannt wird, kommentiert sie mit viel Humor, Mut zur Meinung und der Bereitschaft, Insiderwissen preiszugeben – samt der Wattzahlen seines Powermeters.

Jan Heine: Ein Rad für alles – Die Allroad-Bike-Revolution So machst du dein Fahrrad schnell, komfortabel und zuverlässig

Covadonga, 22 €

Moderne Gravel- und Allroad-Bikes vereinen Leistungsmerkmale, die noch vor wenigen Jahren exklusiv Rennrädern, Tourenrädern oder Mountainbikes vorbehalten schienen, in einem „Rad für alles“: Komfort und Leistung. Tempo auf glattem Asphalt und auf rauen Schotterwegen. Gute Beschleunigung und die Möglichkeit, Reisegepäck zu transportieren. Ein Fahrverhalten, das sich durch Spurtreue auszeichnet, wenn der Fahrer erschöpft ist, und sich gleichzeitig als reaktionsfreudig erweist, wenn verwinkelte Bergab-Passagen zu meistern sind. Kurzum: Ein richtig gutes Rad kombiniert heute das Beste ganz unterschiedlicher Fahrradgattungen in einer einzigen Maschine.

Dieses Buch erläutert anschaulich und praxisnah, wie und warum diese neuen Räder funktionieren und worauf bei der Auswahl von Rahmen und Komponenten zu achten ist. Autor Jan Heine hatte selbst maßgeblichen Anteil daran, die Allroad-Bike-Revolution auf den Weg zu bringen. Als Herausgeber des einflussreichen »Bicycle Quarterly«-Magazins entlarvte er in den vergangenen Jahren zahlreiche vermeintliche Weisheiten aus der Welt der Fahrradtechnik als populäre Irrtümer. In diesem Buch teilt er nun seine gesammelten Erkenntnisse. Das macht „Ein Rad für alles“ zur Pflichtlektüre für alle, die sich auch nur ein wenig für Fahrradtechnik interessieren, und zur wertvollen Entscheidungshilfe für alle, die den nächsten Rad- oder Komponentenkauf in Erwägung ziehen.