Kreativ und vielfältig trotz herausfordernder Zeiten

Vielerorts sind die Kassen leer und auch die Sparschweine bleiben beim Schütteln stumm. Keine leichten Zeiten für die stets um finanzielle Mittel kämpfenden Kulturakteur*innen. Da ist ein hohes Maß an Kreativität gefragt, bewährte Denkmuster müssen auf den Kopf gestellt werden. „Das Programm Kulturwinter 2025/26 des Kulturamts und seiner Partner*innen zeigt auf eindrucksvolle Weise die unerschöpfliche Kreativität der Kulturschaffenden, die unsere Stadt so lebenswert macht“, so Kulturdezernentin Birgit Beckermann. „In einer Zeit, in der Austausch und Miteinander über kulturelle Grenzen hinweg von entscheidender Bedeutung sind, wird das Programm zu einem echten Spiegelbild des kreativen Potenzials und der Dynamik unserer Gemeinschaft“, ergänzt Kulturamtsleiterin Brigitte Brand.

Die gute Nachricht: Der „Kulturwinter“ ist gesichert. Nicht zuletzt dank der Kultur Extra-Sponsoren, wie Brigitte Brand ausdrücklich betont. Vom 2. Oktober 2025 bis zum 26. April 2026 laden über 60 Veranstaltungen dazu ein, sich gemeinsam für eine lebendige und nachhaltige Kulturlandschaft in Bielefeld einzusetzen – gerade dann, wenn Kultur am meisten Unterstützung braucht.

Mit einem „besonders spannenden Programm“, so Brigitte Brand, locken die Mittwochskonzerte Musikkulturen. Hier überzeugen internationale Musiker*innen und Ensembles an sechs Terminen mit authentischen Klangerlebnissen und herausragender Qualität. Der Saisonauftakt findet am 22.10. mit SYRIAB (Bild links) statt. Ursprünglich ein syrisches Orchester mit 40 Mitgliedern, hat sich im Laufe des Krieges eine kleinere Gruppe in Deutschland zusammengefunden. „Ein Konzerterlebnis, das überzeugend zeigt, dass Migration unser Kulturleben bereichert“, unterstreicht Brigitte Brand. Das fünfköpfige Ensemble von FL!M (19.11.) wirkt auf den ersten Blick wie ein klassisches Ensemble, entpuppt sich jedoch durch raffinierte Spielweisen und gewitzte Kompositionen als moderne Fusion-Band. Mit Balkan-Klängen und überraschenden Filmsoundtrack-Arrangements entführt The Royal Street Orchestra (10.12.) das Publikum zum Jahresende auf eine Reise durch Zeit und Raum. The Sephardics und Biensüre richten ihren Fokus am 14.1. auf den zeitgenössischen Umgang mit sephardischen Musiktraditionen. Das Ensemble Gidiki (18.2.) wurde 2015 in Thessaloniki gegründet und experimentiert seitdem spielerisch mit traditioneller griechischer Musik. Zum Abschluss der Saison freut sich die Kulturamtsleiterin auf den Bielefelder Musiker Eren Akşahin, der gemeinsam mit weiteren Musiker*innen am 18.3. die Reihe „Cemal Cemale“ fortsetzt. „Dem Kulturamt ist es ein Anliegen, herausragende Akteur*innen in der Bielefelder Kulturszene aufzuspüren.“ Alle Mittwochskonzerte finden im kleinen Saal der Rudolf-Oetker-Halle statt.

Auch bei der „Weltnacht im SO2“ steht internationaler Musikgenuss im Fokus. An drei Abenden erwarten Musikliebhaber*innen Konzerte, die mit vielfältigen musikalischen Einflüssen und kreativen Kompositionen überzeugen. Am 21.11. präsentieren Elsa Johanna Mohr und Flávio Nunes brasilianische Klassiker sowie eigene Kompositionen und bieten einen Einblick in die Vielfalt brasilianischer Musik. Das Trio FAYA (23.1., Bild rechts)) sorgt mit originellen Arrangements, die von südamerikanischen Musikstilen aber auch klassischer indischer Musik und italienischer Tarantella inspiriert sind, für ein musikalisches Erlebnis. Außerdem begeistert die deutsch-französisch-polnische Marion & Sobo Band mit Leidenschaft, neuen Songs und einem einzigartigen Stil, der akustische Weltmusik mit vokalem Jazz vereint. „Eine sehr interessante Kombination“, wie Programmplanerin Laura Baß unterstreicht.

Die Bielefelder Songnächte überzeugen mit starken Stimmen. Die von der BITel unterstützte Reihe zeigt in der kommenden Saison herausragende Künstlerinnen, deren Songs berührende Geschichten erzählen und faszinierende Klangwelten erschaffen. Eröffnet wird die Saison von Sterre Weldring (20.11.) und ihrem melancholischen Folk-Pop in der Stadtwerke Lounge. Am 31.1. spielt CATT (Bild links) im kleinen Saal der Rudolf-Oetker-Halle. Durch Feingefühl und Spielfreude verwandelt sie scheinbar kleine Geschichten in universelle Erzählungen über das Jetzt, das Hier, das Sein. In einem Doppelkonzert (21.2.) im JZ Kamp treffen die beiden außergewöhnliche Hamburger Künstlerinnen weesby und WIM aufeinander. Lina Maly gehört zu den aufregendsten Künstlerinnen der neuen deutschsprachigen Popmusik. Sie tritt am 14.3. um Duo mit Sophia Wanschaffe in der Johanniskirche auf. Zum Saisonabschluss präsentiert die US-amerikanische Musikerin Hayley Reardon (26.3.) Folk-Pop-Songs, die tiefe Einblicke in ihre Seele bieten. Das Konzert findet im TOR6 Theaterhaus statt.

Beeindruckende Einblicke in die Bielefelder Kulturszene liefert die achte Kulturgala, die am 1.3. die kreative Vielfalt Bielefelds auf der Bühne des Stadttheaters feiert. Musik, Tanz, Schauspiel, Literatur und mehr verschmelzen an diesem besonderen Abend zu einem faszinierenden Querschnitt der Bielefelder Kulturszene. Künstler*innen verschiedener Sparten zeigen Auszüge aus ihren aktuellen Projekten und ermöglichen dem Publikum einen besonderen Einblick in ihr kreatives Schaffen. „Die Kulturgala 2026 verspricht überraschende Darbietungen, emotionale Momente und einen inspirierenden Abend voller kultureller Highlights“, freut sich Merlin Ledabil, Veranstaltungsorganisatorin seitens des Kulturamtes. Brigitte Brand ergänzt: „Das Programm entsteht gerade noch, aber wir haben wieder interessante Protagonist*innen und auch für uns selbst bislang Unbekanntes entdeckt.“

Besonders beachtenswert sind im Kulturwinter die Veranstaltungen der freien Bielefelder Kulturakteur*innen, die das Kulturamt unterstützt und fördert. Respekt zollt Brigitte Brand der freien Szene gleich in zweierlei Hinsicht: Für den kreativen Umgang mit der ausgesprochen schwierigen finanziellen Situation, aber auch für die Auseinandersetzung mit brisanten gesellschaftspolitischen Themen. Am 24.10. beschäftigt sich das Forum für Kreativität und Kommunikation in dem Stück „My Game“ mit der Eigenverantwortlichkeit eines jeden Menschen und fragt, inwieweit es möglich ist, dem Schicksal auf Augenhöhe zu begegnen. Im Rahmen des Doppelfeatures Queeres Leben zeigt das Theaterlabor an zwei aufeinanderfolgenden Abenden (28. + 29.10.) mit „Schlachter-Tango“ (Bild rechts) und „Herbert“ biografische Stücke zum Thema Demokratie und Diversität – schwules Leben während der NS-Zeit. Mit ihrer Performance „Die gute Stube“ (10. + 11.12.) bespielt Alina Tinnefeld eine flexible Schrankwandskulptur und erforscht, was bleiben darf, was gehen muss und was sich zu etwas Neuem entwickeln kann. Am 12.12. widmet sich Laura Parker mit „Missed Abortion: Dinner is served“ dem Thema des ungewollten Schwangerschaftsverlusts und lädt nach der Performance zum gemeinsamen Austausch ein.

Das gesamte Kulturwinter-Programm findet sich unter www.kulturamt-bielefeld.de oder im kostenlos ausliegenden Kulturwinter-Programmheft