Volles Programm

Mit gleich fünf neuen Ausstellungsprojekten läutet die Kunsthalle Bielefeld den Herbst ein. Dabei könnte die Themenvielfalt – von Nicole Eisenman bis zum Beuys-Jahr – kaum größer sein.

Ketchup VS Mustard_2004(c)Courtesy Sammlung Gaby und Wilhelm Schürmann Herzogenrath

„Köpfe Küsse Kämpfe“ heißt die Ausstellung, die Nicole Eisenman gewidmet ist. In ihren figurativen Gemälden, Zeichnungen und skulpturalen Arbeiten bezieht sich die amerikanische Malerin und Bildhauerin auf Elemente der Medien- und Popkultur, wie Comics, TV und Werbung, aber auch Pornografie und politische Satire. Gleichzeitig schöpft sie aus ihrem reichen Wissen über die Praxis und Tradition der Malerei seit dem 15. Jahrhundert. Die Kunsthalle Bielefeld zeigt anhand von 80 Werken einen Querschnitt durch ihr Oeuvre, insbesondere Gemälde und Zeichnungen aus den frühen 1990er Jahren bis in die Gegenwart. Einige der grundlegenden Fragen, die Nicole Eisenman aufwirft, sind seit der Neuzeit unverändert geblieben. Nach wie vor geht es um die Rolle des Individuums in einer anonymen Massengesellschaft, gefangen zwischen scheinbar unbegrenzten persönlichen Freiheiten und der drohenden staatlichen Regulierung. Inmitten dieser beunruhigenden Verschiebungen, die sich seit dem frühen 20. Jahrhundert vollzogen haben, findet die heutige Gesellschaft neue Wege, mit diesen Strömungen umzugehen.

Joseph Beuys | Andreas Greiner

Von Bäumen und Wäldern

Die Reihe «miteinander gegenüber» stellt Kunstwerke verschiedener Epochen, Formate, Stile und Inhalte unter einer thematischen Fragestellung einander gegenüber. Im Herbst 2021 treffen Joseph Beuys‘ «7000 Eichen» (1982-1987) auf die Video- und Sound-Arbeiten «Abschied (Harz)» (2020) und «Vom Walde» (2020) von Andreas Greiner (*1979). Aus dieser Konstellation ergeben sich zentrale Fragen zu dem Verhältnis von Mensch, Natur und Technik. Die Ausstellungsreihe entsteht in Kooperation mit dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Sonderforschungsbereich (SFB) 1288 «Praktiken des Vergleichens. Die Welt ordnen und verändern» der Universität Bielefeld.

Eine Stadt wird grüner

“7000 Eichen” in Bielefeld

Im Beuys-Jubiläumsjahr (*1921 – †1986) legt die Kunsthalle Bielefeld einen Fokus auf die Bäume, die seit 1985 direkt vor dem Eingang des Museums auf dem Mittelstreifen der Artur-Ladebeck-Straße stehen. Die 16 Linden wurden samt Basaltsteinen im Rahmen der legendären Aktion von Joseph Beuys, die den Titel «7000 Eichen» trägt (1982–87), gepflanzt. Damals war die Pflanzung ein künstlerischer, gleichsam politisch-ökologischer Akt und Auftakt für die Begrünung der Stadt Bielefeld. Diese künstlerische Installation ist Ausgangspunkt der dokumentarischen Ausstellung.

Max Dudler: Geschichte weiterbauen

Die Kunsthalle Bielefeld präsentiert gemeinsam mit dem Forum Baukultur OWL eine Ausstellung mit Modellen und Fotografien ausgewählter Projekte Max Dudlers. Der Architekt beschäftigt sich in seinem Werk intensiv mit dem Weiterbauen von Kulturdenkmälern. Zwei seiner preisgekrönten Bauten stehen seit 2014 in Bielefeld. Als ungleiche Zwillinge sind sie Teil eines architektonischen Projekts: Das Besucherzentrum für die Sparrenburg und der Informationspunkt für die Parklandschaft Johannisberg setzen ein Kulturdenkmal mit einem Landschaftsdenkmal in Beziehung.

Dem Wasser folgen (Prolog)

Die Kunsthalle Bielefeld zeigt im Sommer 2022 eine Ausstellung, die sich dem Wasser widmet. Ausgehend von ihrer Sammlung der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts folgt sie den Fragen: Was sehen wir, wenn wir auf das Wasser blicken? Welche Themen, Objekte und Zusammenhänge kommen zum Vorschein, wenn wir unseren Blick auf das Wasser in der Kunst richten? In der Ausstellung verbinden sich Darstellungen vom Meer, von Seen, Flüssen und Häfen mit Werken, die das Wasser als künstlerisches Material nutzen und mit Arbeiten jüngeren Datums, die um aktuelle Debatten kreisen. Bereits im Jahr 2021 bereiten einige ausgewählte künstlerische Interventionen die Ausstellung vor. Katinka Bocks (*1976) Skulpturen «Toxic Fountain» (2019) und «Sonar International» (2021) – installiert auf dem Dach und unter dem Keller der Kunsthalle Bielefeld – lenken die Aufmerksamkeit an die Ränder des Museums. Den Blicken der Besucher*innen gänzlich oder teilweise entzogen, markieren sie die Kontaktzonen der Kunsthalle mit ihrer Umgebung, konkret mit dem Bielefelder Wasser. Dieses Wasser wird die Kupferskulpturen im Laufe der Zeit verändern, seine Spuren auf ihnen hinterlassen, sie mitgestalten, bis sie ab Juni 2022 im Rahmen der Ausstellung DEM WASSER FOLGEN zu sehen sein werden.

www.kunsthalle-bielefeld.de