Lesung/Gespräch mit dem Autor Jürgen Gückel

Das Einschulungsfoto zeigt 43 Kinder und einen Lehrer. Ein halbes Jahrhundert hat sich der Autor Zeit gelassen, der Frage ernsthaft nachzugehen, warum sein erster Lehrer so plötzlich weg war – aus dem Unterricht abgeholt, offenbar von der Polizei, für ein Jahrzehnt verschwunden und vom ganzen Dorf verschwiegen. Entstanden ist so sein Buch über „Das Doppelleben des Artur Wilke.“ Jürgen Gückel, mehrfach ausgezeichneter Gerichtsreporter, geht einer Spur nach und stößt auf eine fast unglaubliche Geschichte. Sein ehemaliger Klassenlehrer führte ein Doppelleben. Unter der Identität seines gefallenen Bruders lebte der frühere Theologe und Archäologe im Dorf – und verbarg seine Vergangenheit als SS-Mitglied, Partisanenjäger und Massenmörder. Das Buch zeichnet nicht nur eine spektakuläre deutsche Biografie im 20. Jahrhundert nach, es zeigt auch auf, wie schwierig das Erinnern ist, wie unterschiedlich Erlebtes bewertet wird und wie schwer die Erarbeitung historischer Wahrheit letztlich ist. Eine wahre Geschichte über Verbrechen und Vertuschung, über die deutsche Nachkriegsgesellschaft und über eine familiäre Tragödie.

  • 25. August 2021
  • Stadtbibliothek
  • 19:30 Uhr