BESSER ALS GEDACHT

Nein, hier geht es nicht um das das beliebte Getränk namens „Bielefelder Luft“, sondern um die Luftqualität in unserer Stadt. Diese wird regelmäßig gemessen und ausgewertet, um die Gesundheit der Bielefelder*innen zu schützen. Die gute Nachricht vorab: „In den letzten Jahren hat sich die Luftqualität verbessert“, weiß Moritz Bannert, Technischer Angestellter und im Umweltamt seit 2015 für Luftqualität und Energieeffi zienz in räumlicher Planung zuständig.

„Die letzte Überschreitung der gesetzlich zulässigen Grenzwerte gab es 2017. Die Schadstoffbelastung in Bielefeld ist im Vergleich zu ähnlich großen Städten in NRW als moderat einzustufen. Anders als das Ruhrgebiet oder Münster kommen wir ohne Umweltzone aus“, so der 38-Jährige. Nichtsdestotrotz gilt es, die Luftqualität im Blick zu behalten, denn Bielefeld ist eine Großstadt mit viel Pendelverkehr, was sich zu den Stoßzeiten deutlich bemerkbar macht.

Für die Belastungen in der Luft sind drei Faktoren maßgeblich. Das sind die Emittenten, also die Verursacher wie in erster Linie der Straßenverkehr, sowie der Grad der Durchlüftung und auch die allgemeine durchschnittliche Belastung im Stadtgebiet, die sogenannte Hintergrundbelastung, ist relevant. Letztere wird durch Hintergrundmessstationen ermittelt. „In Straßenschluchten ist die Durchlüftung eher ungünstig. Das sehen wir zum Beispiel an der Detmolder Straße mit der engen Randbebauung. Bei baulichen Neuplanungen achten wir deshalb darauf, dass die Durchlüftung und somit der Abtransport der Schadstoffe durch den übergeordneten Wind möglichst wenig beeinträchtigt wird“, so Moritz Bannert, der u. a. Stellungnahmen zu Bauplänen oder Bauanträgen verfasst.
Die Messungen selbst werden vom Land NRW durchgeführt. Mit Ausnahme der Hintergrundmessstation, die seit März 1989 auf einer Grünfläche im Ravensberger Park Daten zur allgemeinen Belastung, also ohne Gewerbe oder Industrie, der Stadt sammelt, wird an Orten gemessen, an denen eine Belastung zu erwarten ist. „Im Ravensberger Park werden auch Daten zu anderen Schadstoffen, wie Ozon, Benzol, Schwermetalle und viele andere gemessen. Auf der Seite des Landes NRW können die stündlich aktualisierten Ergebnisse eingesehen werden“, berichtet der Stadt- und Regionalentwicklungsmanager.

MASSNAHMEN FÜR EINE BESSERE LUFT

Die Verkehrsmessstation an der Detmolder Straße ermittelt seit Dezember 2014 die verkehrsnahe Stickstoffdioxid- und Feinstaubbelastung, während sogenannte Passivsammler, das sind die kleinen Plastikgehäuse, die an der Herforder, der Stapenhorst-, der Kreuz- und der August-Bebel-Straße montiert sind, die Stickstoffdioxidbelastung messen. Die Proben werden im Monatstakt von einem externen Labor ausgewertet.

Als 2017 letztmalig Grenzwerte überschritten wurden, wurden Maßnahmen in einem zweiten Luftreinhalteplan gebündelt, der im August 2020 in Kraft trat. „Dazu gehörten zum Beispiel die Ausweitung des Öffentlichen Nahverkehrs, die Erstellung eines Radverkehrskonzeptes, die Ausweitung der Angebote für Elektromobilität oder der Umbau des Jahnplatzes“, so Moritz Bannert. Zu den vielen weiteren Schritten zählte zudem das Durchfahrtsverbot von 20-Tonnern auf der Stapenhorststraße. Auch andere Faktoren sorgten für eine Verbesserung der Bielefelder Luft, wie die Erneuerung der Fahrzeugflotte, ein höherer Anteil an Elektromobilität, das 9-Euro Ticket, aber auch das coronabedingt durch Lockdown und Homeoffice reduzierte Verkehrsaufkommen. „Die Zunahme des Radverkehrs tut der Luft gut. Durch die Vorteile, die E-Bikes bieten, trauen sich die Menschen nun auch etwas längere Strecken zu.“

Moritz Bannert

Der Teutoburger Wald – die grüne Lunge der Stadt – und die vielen Parks begünstigen zudem die Luftqualität. „Pflanzen filtern Kohlenstoffdioxid, also CO2, aus der Luft und lagern es als Kohlenstoff ein. Anschließend geben sie Sauerstoff ab. Deshalb ist jeder Baum in der Stadt wichtig, auch zur Verschattung und für die Versickerung. Die Folgen des Klimawandels mit extremer Hitze und Starkregen sind bereits ja bereits heute deutlich sichtbar“, betont Moritz Bannert.

Der Straßenverkehr beeinträchtigt die Luftqualität am stärksten, aber auch kleinere Emittenten schaden der Luft. Laubbläser beispielsweise wirbeln jede Menge Feinstaub auf, der sich erst allmählich wieder am Boden setzt. Insgesamt ist Bielefeld in puncto Luftqualität im Soll. Nur neulich wurde ein alarmierend hoher Belastungswert festgestellt – bedingt durch eine eingesogene Fliege im Messgerät. ✔