Zwei Männer – zwei Visionen. Lukas Tenge startet gerade mit CollarCare durch und Tay Schmedtmann geht mit seiner sensationellen Stimme auf der Bühne richtig ab. Wir haben den Jung-Unternehmer und den Sänger zusammengebracht.

Lukas Tenge und  Tay Schmedtmann

Wir besuchen Lukas an seinem Arbeitsplatz in der Founders Foundation. Tay ist beeindruckt: „Der Bau ist mega. Das offene Konzept ist super für die Kreativität. Mehrere Tische für die einzelnen Start-ups stehen in einem großzügigen Raum mit bodentiefen Fenstern, so kann man sich jederzeit connecten. Hier würde ich auch gern arbeiten“, lacht der sympathische Sänger.

Die inspirierende Atmosphäre hat es auch Lukas angetan. Schon klar, man muss sich wohlfühlen, wenn man hier zwischen zehn und zwölf Stunden täglich verbringt – Wochenenden inklusive. Was macht CollarCare eigentlich? „Unser Team mit Ursula Moos, Mike Langendorf, Martin Fenkl und mir entwickelt eine Smartphone-App, die mit einem intelligenten Hundehalsband verbunden wird. Zwar gibt es schon GPS-Tracker für die vierbeinigen Gefährten, aber wir konzentrieren uns nicht in erster Linie auf die Hardware, sondern auf die Software. Wir nutzen die heutigen technologischen Möglichkeiten, um Hunden durch Data Science eine Stimme zu geben und liefern Hundebesitzern ein intelligentes Tool an die Hand, das ihnen in ihrem anspruchsvollen Alltag als Hundebesitzer die Sicherheit gibt, sich immer bestmöglich um ihren Vierbeiner kümmern zu können. Mit unserer App können sich Hunde vernetzen, denn alles findet aus der Sicht des Tieres statt. Man kann sich zum Gassi gehen verabreden, die zurückgelegte Strecke nachhalten und die Gassirunde als virtuelle Alpenüberquerung von München nach Venedig angehen, damit die ewig gleichen Spaziergänge ein bisschen mehr von Abenteuer bekommen. Auf der Gassirunde können so virtuelle Items und Produkte der Firma Hunter erspielt werden“, erklärt Lukas das Konzept. Das hat drei Effekte. „Wir sorgen erstens dafür, dass der Hund artgerecht ausgelastet wird, was für ein langes und glückliches Hundeleben elementar wichtig ist. Wir helfen zweitens Herrchen oder Frauen, Kontakte zu knüpfen und Routinen zu entwickeln. Und wir wollen drittens, auf Basis einer Datenbank, die wir aufbauen, in Zukunft auch Bewegungs- und Ernährungstipps für Hunde geben.“ Eine Idee, die ankommt.

„Ich wurde in ein Wasser geworfen, das ich nicht kannte und tauchte in einem Land wieder auf, das ich auch nicht kannte.“

Tay Schmedtmann

Mehr als 10.000 Nutzer sind aktuell registriert und weit mehr als 50.000 Gassirunden wurden mittels der App schon getrackt. Investoren wurden gewonnen und eine Kooperation mit einem Unternehmen, das die Hundehalsbänder produziert, ist schon auf dem Weg. „Unser Ziel ist es, dass die Halsbänder zum Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr auf den Markt kommen.“ Viel Arbeit für den Marketing-Experten, der zusammen mit Modedesignerin Ursula, dem Wirtschaftsinformatiker Mike und Betriebswirt Martin die Idee immer weiterentwickelt. „Wir wollen in Richtung Health Care gehen“, berichtet Lukas. „Mit dem digitalen Halsband können wir individuelle Echtzeitdaten des Tieres erheben. Momentan bauen wir mit der Unterstützung von Tierärzten eine Datenbank auf, in der die Echtzeitdaten ausgelesen und die Veterinäre oder Hundetrainer automatisch intelligente und auf den individuellen Hund zugeschnittene Empfehlungen aussprechen können. Die Tierärzte finden unser Thema extrem spannend, da gerade die Tiermedizin noch kaum digitalisiert ist.“ Die Arbeitstage sind nur bedingt planbar. „Es ist immer was in Bewegung. Mal führt man mit einem Investor ein Gespräch, das vielversprechend ist, findet beim Background-Check aber heraus, dass der nicht so gut zu uns passt, wird dafür jedoch von dem Experten, der den Check durchgeführt hat, wieder an jemand anders weiterempfohlen. Außerdem arbeiten wir kundenorientiert. Das heißt, wir werten die Feedbacks aus, um zu sehen, was unsere Kunden wollen. Sie sagen uns, wo es langgeht“, so der Marketing-Experte.

Diverse Pitches – hierbei müssen Gründer in kürzester Zeit ihre Idee auf den Punkt bringen – hat CollarCare schon absolviert und erfolgreich abgeräumt. So dürfen sich die Gründer als „bestes Accelerate Start-up in NRW 2018“ bezeichnen. Und es gab schon einige interessante Einladungen, wie zum Beispiel nach Berlin. Die Zeitschrift „Business Punk“ widmete den Bielefeldern gleich eine ganze Doppelseite und stellte sie vor eine eher ungewöhnliche Challenge: „Mit einem Redakteur und einem Fotografen ging es durch die Berliner Nacht. In Szene-Läden in Kreuzberg und Friedrichshain galt es, möglichst viel Alkohol zu trinken und zufälligen Kneipenbesuchern die eigene Start-up-Idee ungefragt zu erklären. Das war nach einigen Stunden schon eine echte Herausforderung“, lacht Lukas. Vor zwei Wochen wurde CollarCare außerdem vom Wirtschaftsmagazin Wirtschaftswoche als „Gründer der Woche“ ausgezeichnet. Gerade wurde CollarCare ausgewählt, OWL beim NRW-Hub-Battle in Duisburg zu vertreten. Hier kämpfen 14 Start-ups aus sieben Regionen um den Titel. Der Gewinner stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Bei aller Euphorie bleiben Lukas und das gesamte CollarCare-Team geerdet, denn sie wissen: Neun von zehn Start-ups scheitern. „In Deutschland wird das Scheitern als Katastrophe begriffen, das ist beispielsweise in den USA ganz anders. Scheitern ist wichtig für den Erfolg. Man lernt unheimlich viel dabei und kann es das nächste Mal besser machen“, sagt Lukas. „Stimmt“, ergänzt Tay, der die Idee des Gründens klasse findet. „Man wird schief angeguckt, wenn man die Erwartungen, die an einen gestellt werden, nicht erfüllen möchte und etwas anderes machen will.“ Der 22-Jährige spricht aus Erfahrung. „Nachdem ich bei The Voice of Germany gewonnen habe, wollte ich erst mal eine Event- und Musikagentur gründen. Dann kamen die ersten Bedenken: Wie willst du das machen? Wovon willst du leben?“

Denn Musik ist mein Traum, mein Leben.

Natürlich will Lukas wissen, wie Tay zur Musik gekommen ist und wie das denn so war bei „The Voice“. „Es klingt vielleicht blöd, aber ich wusste immer, dass ich singen kann“, lacht Tay. „Ich habe schon immer zu Hause gesungen, morgens, mittags und abends. Das Singen hat immer zu meinem Leben gehört.“ Und dann bewarb er sich 2016 bei der Casting-Show, überzeugte die Jury und ließ zigtausend andere talentierte Sänger hinter sich und gewann. Als Coach wählte er Andreas Bourani. „Vom Typ und vom Künstlerischen war er mir vom Gefühl her nah“, erinnert sich Tay. Etwa ein Jahr lang dauerte die Produktion der Sendungen. Am 18.12.2016 wurde das Finale ausgestrahlt, am nächsten Morgen war Tay im Frühstücksfernsehen zu Gast. „Danach ging es sofort zum Timmendorfer Strand, wo wir die Tour geplant haben. Weihnachten war ich noch ein paar Tage zu Hause und dann ging es los.“ 21 Gigs in großen Hallen der Republik standen auf dem Programm. Anderthalb Monate war Tay zusammen mit den drei anderen Finalisten und den zwei vom Publikum gewählten Sängern unterwegs. „Das war schon mega. Vor der Show haben wir uns von einem Raum hinter der Bühne das Publikum angeschaut. Wie die Leute sich auf unseren Auftritt gefreut haben, das war krass.“ In der Zeit jagte ein Termin den nächsten, keine Atempause. Und dann war die Tour vorbei und Tay war wieder zu Hause. „Das war nicht leicht. Ich wurde in ein Wasser geworfen, das ich nicht kannte und tauchte in einem Land wieder auf, das ich auch nicht kannte.“ Aber es sollte weitergehen mit der Musik. „Mit der ersten Produktion war ich nicht zufrieden, das wurde nichts. Vielleicht habe ich mir selbst auch zu viel Druck gemacht. Während der zweiten Produktion verstarb leider mein Produzent.“ Jetzt lässt Tay es ruhiger angehen. „Ich denke Schritt für Schritt und es wird noch ein Album von mir geben. Da bin ich sicher. Denn Musik ist mein Traum, mein Leben.“

„Musik und Start-up sind sich eigentlich ziemlich ähnlich“, bringt es Lukas auf den Punkt. „Man geht ein maximales Risiko ein und nicht immer ist am Ende das beste Unternehmen oder der beste Sänger erfolgreich. Glück spielt dabei eine ganz große Rolle und man muss hartnäckig sein. Außerdem muss ich bei den Pitches auch ein bisschen Rampensau sei, um Investoren oder eine Jury zu überzeugen.“

Ein bisschen Bühnenerfahrung bringt Lukas als ehemaliger Gitarrist mit. Das lässt Tay aufhorchen, denn er sucht gerade Musiker zum Jammen und stellt zudem eine Band zusammen, die ihn bei seinen Auftritten begleitet. Lukas sucht für einen Videoclip für CollarCare Synchronsprecher und ist von Tays Stimme begeistert. „Das könnte ich mir richtig gut vorstellen. Lass uns telefonieren.“ Die beiden bleiben in Kontakt – wir halten Euch auf dem Laufenden