Tierische Untermieter – ZUHAUSE GEFUNDEN

Knapper Wohnraum – dieses Thema betrifft auch Vögel, Fledermäuse und Insekten. Ein Dach über dem Kopf finden sie im und vor allem am Nabu-Vereinshaus in Altenhagen. Hier zeigt der Stadtverband Bielefeld des Naturschutzbundes Deutschland anschaulich, was alles möglich ist, um die tierische Wohnungsnot zu lindern.

Jürgen Albrecht

Besonders vielfältig ist das Angebot für die gefiederten Mitbewohner. „Früher waren wir der Bund für Vogelschutz, das ist unser Leib- und Magenthema“, lacht Dr. Jürgen Albrecht, der gemeinsam mit Dr. Wiebke Homann Vorsitzender des Vereins ist. Auch sein eigenes Herz schlägt seit seiner Kindheit besonders für die Vogelwelt. „Bei der Sanierung des Vereinshauses haben wir hier – zu Demonstrationszwecken – sehr viele Quartiere geschaffen. Und jeder kann zuhause Ähnliches machen“, unterstreicht der Naturschützer. Sein Rat: Ein Überangebot ist besser als zu wenige Quartiere. Schließlich gibt es neben Mehlschwalben, Schleiereulen oder Turmfalken zahlreiche weitere Gebäudebrüter, die auf Höhlen und Nischen in Häusern angewiesen sind. Dazu zählen Mauersegler, Haussperlinge, Hausrotschwänze, Bachstelzen oder Dohlen, aber auch mehrere Fledermausarten in Bielefeld. Während sie bei älteren Häusern oft versteckte Winkel und Hohlräume finden, bieten moderne, rundum gedämmte Häuser keine natürlichen Schlupfwinkel mehr. „Aber auch wer dämmt, kann Nisthilfen einbauen“, unterstreicht Dr. Jürgen Albrecht. „Dafür gibt es im Fachhandel Einbaukästen, die kaum sichtbar sind und bündig mit der Gebäudedämmung abschließen. Unser Appell: Wenn eh ein Gerüst am Haus steht, gleich etwas für die Vögel tun. Und möglichst nicht gerade in der Brutzeit sanieren und Nester zerstören.

100…

von rund 370 Wildbienen-Arten in NRW sind bereits ausgestorben bzw. unmittelbar davon bedroht.

Wenn eine Generation ausfällt, ist das etwa für die Schwalbenpopulation ein echter Aderlass.“ Viele Quartiere lassen sich auch einfach vor die Fassade hängen. Ob klassische Nistkästen mit runden Einfluglöchern oder solche für Halbhöhlenbrüter, Spatzenkoloniehaus oder Kunstnester für Mehlschwalben – der Fachhandel bietet eine große Auswahl. Fehlt nur noch der richtige Platz. „Spatzen brüten zum Beispiel gerne unter der Dachrinne“, weiß Dr. Jürgen Albrecht. „Überhaupt sind Dachkanten gut für Quartiere, weil Tiere da von sich aus suchen.“ Aber auch ein wenig Geduld ist gefragt und nicht jedes Angebot kommt an. „Neben vielen Meisen, Haus- und Feldspatzen freuen wir uns hier besonders über die Stare, denn die sind selten geworden“, so der Bielefelder. „Schwalben haben wir dagegen leider nicht, das ist nicht der Bautyp, auf den sie abfliegen.“ Rege angenommen wird dagegen das große Insektenhotel im Garten des Vereinshauses. Wer dafür keinen Platz hat: Bei ungedämmten Dächern einfach mal die Siebe aus den Lüftungsziegeln entfernen, dann können zum Beispiel Schmetterlinge und Florfliegen einfliegen und dort ihr Winterquartier beziehen. „Aber auch Fassadenbegrünung oder großflächige Rankgitter sind eine gute Sache“, weiß der Nabu-Vorsitzende. Dort bauen etwa Amsel und Zilpzalp ihre Nester. „Neben Nist- und Rückzugsmöglichkeiten ist außerdem ein Nahrungsrevier wichtig. Wo kein Futter ist, brütet kein Vogel“, unterstreicht Dr. Jürgen Albrecht. „Ein blütenreicher Garten mit Früchten nützt Insekten und dann auch den Insektenfressern.“ Sein Tipp: „Wir werben für einen naturnahen Garten mit wilden Ecken. Und es versteht sich von selbst, dass man etwa Blattläuse nicht mit Gift wegspritzt, denn damit füttern Blaumeisen gerne ihre Jungen.“

1998-2009…

In diesem Zeitraum betrug der Rückgang der Vogelarten 15 Prozent, das sind 12 Mio. Brutpaare.

Insect Aid

Die Aktion ist hervorgegangen aus dem ersten runden Tisch für Artenvielfalt Bielefeld, einer Zusammenkunft von Bielefelder Bürgern und Unternehmern, die schnell und unkonventionell etwas gegen den dramatischen Insektenschwund unternehmen möchten. Auf der Webseite gibt’s Infos, Fakten und vor allem konkrete Tipps, was jeder dazu beitragen kann, um Refugien für Insekten zu schaffen. Denn sie sind überlebenswichtig für uns! Sie versorgen uns mit Kleidung, Nahrung, und in Zahlen ausgedrückt: bis zu 465.000.000.000 Euro Bestäubungsleistung im Jahr.
www.insect-aid.de

Lebensraum Friedhof

Letzter Ruheort, aber auch grüne Oase. Dass Friedhöfe Lebensraum für viele Wildtiere sind, wissen auch die städtischen Umweltbetriebe. Und damit sich dort noch mehr Tiere wohlfühlen, wurden auf dem Waldfriedhof in Sennestadt unter anderem Quartiere für Vögel, Fledermäuse, Zauneidechsen, Erdkröten, und Wildbienen errichtet. Nachahmung im eigenen Garten empfohlen.
www.umweltbetrieb-bielefeld.de

Stunde der Wintervögel

Vom 10. bis 12. Januar ruft der NABU wieder dazu auf, im eigenen Garten oder Parks Vögel zu beobachten und zu melden. Je mehr Naturfreunde an der „Stunde der Wintervögel“ teilnehmen, desto wertvoller werden die Ergebnisse, denn so lassen sich schleichende Veränderungen in der Vogelwelt feststellen. Nähere Infos zu der Aktion und zu typischen Wintervögeln finden sich im Internet.
www.nabu.de

Von 100…

Rebhühnern vor 25 Jahren sind heute noch vier übrig, nicht besser sieht es bei Kiebitz oder Bekassine aus.

Zahlreiche Infos und Tipps sowie Termine und Aktionen für große und kleine Naturschützer finden sich im Internet:
www.nabu-bielefeld.de