„Die Digitalisierung wälzt viel um, deshalb nehmen wir die Menschen in den Blick. Sie stehen im Mittelpunkt der Digitalisierung. Wir wollen den gesellschaftlichen Wandel hin zu einer Smart City gemeinsam gestalten“, erklärt Jens Edler.
Der 44-Jährige leitet das Bielefelder Digitalisierungsbüro. Gemeinsam mit seinem 8-köpfigen Team treibt er die Digitalisierung der Stadtgesellschaft voran. Doch was steckt dahinter? „Wir wollen gemeinsam mit der Stadtgesellschaft, also den Bielefelder*innen, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Vereinen und Verbänden, aber auch mit der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Verwaltung, zentrale Bausteine für eine smarte Stadt entwickeln“, betont Jens Edler. Das Digitalisierungsbüro ist dabei die Schnittstelle zwischen Verwaltung und Stadtgesellschaft. Für ihn ist der Weg hin zur Smart City allerdings kein technologisches Wettrennen, sondern ein Prozess, bei dem es um eine gemeinsame Zukunftsgestaltung und die Förderung von Lebensqualität geht. Die Aufgabe des Digitalisierungsbüros sieht er darin, zu netzwerken, Impulse zu geben, Experimentierräume zum Ausprobieren von Technologien und Prozessen anzubieten und fachliches Know-how zu Trendthemen einzubringen. Und da Ideen zentrale Treiber sind, gibt es die Kommunale Innovationsentwicklung (KIE) mit den Gremien „Dialoge. Ideen. Visionen“ und den „Innovationszirkel“, wo genau dies stattfindet.
„In diesen Gremien treten unterschiedliche Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Organisationen aus der Zivilgesellschaft in den Dialog, um akute Bedarfe zu identifizieren und zu priorisieren. Anhand von Zukunftsvisionen werden konkrete Aufgaben abgeleitet und gemeinsam Lösungen erarbeitet“, erklärt Jens Edler. Aktuell geht es beispielsweise um die Schaffung von mehr Transparenz im Digital-Dschungel, um bestehende Unterstützungsangebote für die Stadtgesellschaft sichtbarer zu machen, durch die der Alltag in Bielefeld einfacher wird. Ein Ergebnis eines bereits abgeschlossenen Innovationszirkels ist die Leitlinie Datensouveränität zum kollaborativen Umgang mit urbanen Daten in Bielefeld. Für das Ziel einer Smart City sind offene Daten ein wahrer Schatz. Denn aus den offenen – nicht personenbezogenen – Daten lassen sich digitale Tools schaffen. „Wenn man an die Bäume denkt, könnte man durch die Messung der Bodenfeuchtigkeit ableiten, wie durstig diese zu welchem Zeitpunkt sind. Durch die Erfassung von Umweltdaten, wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Sonneneinstrahlung ließe sich herausfinden, welches der kühlste Weg durch die Stadt ist“, skizziert Jens Edler mögliche Szenarien.
Wieder andere offene Daten sind interessant für die Lehre und Forschung. Auf dem Open-Data-Portal der Stadt sind viele dieser offenen Daten bereits abrufbar. „In den letzten zwei Jahren verzeichnen wir einen Nutzungsanstieg von über 300 Prozent. Das heißt, die Daten werden genutzt und gewollt“, so Jens Edler. Doch erst die sinnvolle Verknüpfung dieser Daten bietet die Chance, zukunftsgerichtete Projekte auf den Weg zu bringen und Bielefeld zur Smart City zu machen. „Die Digitalisierung muss allerdings immer mit einem Mehrwert für die Menschen in Bielefeld verbunden sein und die Stadt lebenswerter machen“, formuliert Jens Edler das Ziel.
Ein konkretes Projekt – involviert sind die Umweltbetriebe und die Stadtwerke – nimmt zurzeit die städtischen Mülltonnen bzw. deren Entleerungsturnus in den Blick. „Wir haben 60 öffentliche Mülltonnen mit Sensoren ausgestattet, die übermitteln, wie voll die Tonnen sind“, erklärt Jens Edler. Das Ergebnis des Projekts „Smart Waste“ könnte sein, den Entleerungs-Rhythmus künftig bedarfsgerecht anzupassen. „Wenn schon jetzt alles einwandfrei funktioniert, braucht es vielleicht auch gar keine Digitalisierung. Auch das ist ein denkbares Ergebnis.“ Ergebnisoffen an Themen heranzugehen, ist für den 44-Jährigen wesentlich. Denn alle Maßnahmen für eine Digitalisierung sollen nachhaltig und sinnvoll sein. Dafür, dass die Smart City Bielefeld nicht abstrakt bleibt, tut das Digitalisierungsbüro einiges. „Wir halten Vorträge in der VHS, gehen in die Hochschulen und sind ab dem ersten Halbjahr 2024 in den Quartieren unterwegs“, so Jens Edler, der wissen will, was sich die Menschen unter einer Smart City vorstellen und was sie sich wünschen. „Am allerwichtigsten ist es, die Menschen mitzunehmen. Alleine können wir nichts bewegen, und wir können auch nicht für alles Expert*in sein.“
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