Rechtzeitig reagieren

Laut der Deutschen Herzstiftung erleiden jedes Jahr rund 300.000 Menschen hierzulande einen Herzinfarkt. Bei Frauen wird der Infarkt nicht immer rechtzeitig erkannt.

Der Herzinfarkt gehört in den Industrieländern mittlerweile auch bei Frauen zur Haupttodesursache. Das Problem: Bei Frauen wird ein Infarkt nicht immer rechtzeitig erkannt und behandelt. Die Folge: Es sterben mehr Frauen daran als Männer. „Frauen haben oftmals keine typischen Herzinfarkt-Symptome wie Druckschmerz im Brustraum, der in linken Arm und Hals ausstrahlt“, erklärt Privatdozent Dr. Carsten Israel, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Kardiologie, Nephrologie und Diabetologie am Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) in Bielefeld. „Frauen haben eher unspezifische Beschwerden wie Unwohlsein, Atemnot, Rücken- oder Bauchschmerzen – Warnzeichen, die von den Betroffenen oft falsch eingeschätzt werden. Auch für Ärzte ist es mitunter schwer, sie richtig zu deuten, vor allem bei jüngeren Frauen. In Kontrolluntersuchungen wie dem Belastungs-EKG haben Frauen manchmal keine Hinweise auf eine Minderdurchblutung des Herzens. Hinzu kommt, dass Frauen leicht ihre Verpflichtungen über ihr eigenes Wohl stellen und die Gefahr unterschätzen. Faktoren, die zu lebensbedrohlichen Verzögerungen führen können, zumal die erste Stunde nach dem Infarkt („Goldene Stunde“) über Leben und Tod sowie den weiteren Verlauf der Erkrankung entscheidet. Durch eine rechtzeitige medikamentöse Behandlung zur Blutverdünnung oder durch eine Herzkatheter-Therapie kann Schlimmeres abgewendet werden. Ein Herzinfarkt ist meist die Folge einer durch Arteriosklerose entstandenen Koronaren Herzkrankheit (KHK), die bei Frauen durch den Östrogen-Schutz bis zu den Wechseljahren später entsteht. „Frauen sind im Schnitt zehn Jahre älter – 75 Jahre – bei einem Herzinfarkt als Männer und weisen dann altersbedingt mehr Risikofaktoren auf. Das sind weitere Gründe für schlechtere Überlebenschancen im Vergleich zu Männern“, so Dr. Carsten Israel.
www.evkb.de/kardiologie

PD Dr. Carsten Israel
Chefarzt am EvangelischenKlinikum Bethel (EvKB)in Bielefeld

Wie kann „Frau“ ihr Herz gesund halten?

  • Hände weg von Zigaretten (besonders gefährlich in Kombination mit der Pille).
  • Übergewicht vermeiden und regelmäßig Blutdruck und Blutzucker kontrollieren bzw. einstellen lassen. Diabetes erhöht gerade bei Frauen das Risiko um ein Vielfaches.
  • Blutfette senken, denn ein hoher Cholesterinspiegel fördert Arteriosklerose.
  • Gesunder Lebensstil, z. B. mit mediterraner Kost und regelmäßiger Bewegung.
  • Stress reduzieren, da Stresshormone das Herz-Kreislauf-System besonders belasten. Der Einfluss der Psyche auf das Herz ist gerade bei Frauen nicht zu unterschätzen.
  • Ganz wichtig: Bei Alarmzeichen (siehe Link) sofort den Rettungswagen rufen

www.herzstiftung.de/Anzeichen-Herzinfarkt