DSC Arminia Bielefeld – Fußballfibel

33. Spieltag der Bundesliga-Saison. Für Arminia ging es in Bochum um nichts weniger, als den Hauch einer Chance auf den Klassenerhalt zu bewahren. Es passte zu der verkorksten Saison der Blauen, dass beim Stand von 1:1 der Ball in der 89. Minuten Neuzugang George Bello so unglücklich traf, dass die Kugel im eigenen Tor landete.
Dass danach kaum jemand nicht schon am 6. Mai von einem besiegelten Abstieg sprach, mag überraschen. Aber vielleicht auch nicht – wenn man die 117-jährige Vereinsgeschichte betrachtet, wie es Jan-Hendrik Grotevent in seiner Fußballfibel getan hat.

KURZ GEFRAGT:

Jan-Hendrik, wie kam es dazu, dass du die Fußballfibel geschrieben hast?

Ich habe die Reihe bei Band 11 kennengelernt, da ging es um den 1. FC Köln. „Fans schreiben für Fans“, das hat mir gleich gefallen. Denn jeder Fan stellt sich wahrscheinlich die Frage, was an seinem Verein so besonders ist. Als die Anfrage vom Fan-Projekt Bielefeld e. V. kam, war ich sofort dabei. Das Telefonat mit Herausgeber Frank Willmann, der ist übrigens Jena-Fan, war auch gleich sehr witzig.

Wie lange hast du daran gearbeitet?

Insgesamt habe ich mir ein Jahr dafür gegönnt. Das eigentliche Schreiben hat den geringsten Teil beansprucht. Vorher wollte ich einen roten Faden finden, um das Auf und Nieder, das Fröhliche und das Traurige gut miteinander zu verbinden.
Für die Homepage des Arminia Supporters Club habe ich das neue Präsidium mit Rainer Schütte, Dr. Maurice Eschweiler und Dr. Olaf Köster vorgestellt. Da ging es um die Frage, wofür Arminia eigentlich steht. Maurice Eschweiler sprach von einem kollektiven Lagerfeuer, um das sich alle versammeln könnten, für Rainer Schütte ist es der emotionale Leuchtturm und Dr. Olaf Köster sprach von Hidden Champions. Das Bild des Lagerfeuers als Sinnbild für Arminia hat mich nicht mehr losgelassen. An ihm bzw. an ihr, der Arminia, versammeln sich stellvertretend der Bierbudensteher, die Daueropimistin, die Statistikerin, die Kultfigur und viele mehr. Jeder tut etwas dafür, um das Feuer auflodern zu lassen, es fast zu ersticken oder einfach am Laufen zu halten. Feuer brennt übrigens auch, wenn man Pech hineingießt.

Wie hast du deine Auswahl der Geschichten getroffen?

Klar, ein paar Standards wollte ich schon machen. Dazu zählen sicherlich die Aufstiege, das 6:0 gegen Braunschweig, die Erfolge im Pokal als Drittligist 2016, aber auch das Relegationstrauma gegen Darmstadt. Daran zeigt sich sehr schön, wie die Fans und das ganze Arminia-Umfeld ticken. Ein Tag war Schockstarre und danach kam diese „Jetzt erst recht“-Haltung. Da hat OWL kollektiv die Fäuste geballt und gesagt: 3. Liga, das sind wir nicht. Außerdem gibt es Betrachtungen und Anekdoten zu Heimspielen, Auswärtsfahrten, Oberliga-Spielen, Derbys, das Recht zu meckern, Kultspieler, Power-Ernst und vieles mehr, was das Fan-Sein ausmacht – nicht nur für die Männer, sondern auch für das Frauenteam. Die Fibel ist vielleicht das ausführlichste Psychogramm der DSC-Fans auf diesem Planeten (lacht).