Luft & Liebe sind ein zutiefst menschliches Bedürfnis, wobei die Luft uns eher unterschwellig beschäftigt; denn: sie ist immer da – außer natürlich im Weltraum. Die Luft umgibt uns, ist unsichtbar und dabei absolut lebensnotwendig. Bereits nach einigen Sekunden macht sich ein Sauerstoffmangel im Gehirn bemerkbar, es drohen Bewusstlosigkeit, Hirnschäden und allerspätestens nach 10 Minuten sogar der Tod. Und unser Körper reagiert auf die Psyche. In Schreckmomenten bleibt uns buchstäblich die Luft weg. Sind wir nervös, atmen wir schneller und flacher. Denn in Stresssituationen schüttet der Körper Botenstoffe aus, die unter anderem die Atemfrequenz und die Spannung der gesamten Skelettmuskulatur erhöhen. Und jeder langjährige Fan von Arminia Bielefeld wird im Stadion gewiss schon das eine oder andere Mal Schnappatmung erlebt haben.

Die meiste Zeit unseres Lebens atmen wir, ohne darüber nachzudenken. Es sei denn wir haben gerade die Ziellinie nach dem Hermannslauf passiert, dann wird uns das tiefe Luftholen sehr bewusst. Und nach der langen Zeit des Masketragens während der Pandemie wissen wir leider auch, wie das, was wir ausatmen, unter Umständen riechen kann. Nach einem Tag im stickigen Büro sehnen wir uns nach frischer Luft, genießen die Auszeit im Bielefelder Stadtwald. Pflanzen und Bäume nutzen Licht, Wasser und Kohlendioxid, um daraus unseren lebenswichtigen Sauerstoff zu produzieren. Im Urlaub erfreuen wir uns an klarer Bergluft oder einer steifen Brise am Meer. Luft ist nicht überall gleich.

Wie aber steht es um die Liebe? Sie ist hoffentlich genauso allgegenwärtig wie die Luft, nur leider noch weniger fassbar. Filme, Bücher, Songs – sie alle erzählen ganz unterschiedliche Geschichten der Liebe oder zeugen eben von der Abwesenheit dieses existenziellen Gefühls. Für Wissenschaftler hingegen ist die Anziehung zwischen zwei Menschen reine Chemie. Aber wer will die Liebe schon auf einen rein bio-chemischen Prozess reduzieren? Es gibt sie – diese tiefe Verbundenheit, die sich eklatant von einer flüchtigen Liebe unterscheidet. Das, was gern als Strohfeuer bezeichnet wird, vergeht. Und man weiß nie, ob der Blitz aus heiterem Himmel nur eine Luftnummer ist oder ob man auch Jahrzehnte später genau diesen Menschen noch genau so braucht, wie die Luft zum Atmen. Luft & Liebe – untrennbar verbunden und doch höchst unterschiedlich. Man muss kein Luftikuss sein, um darauf einen Luftballon steigen zu lassen, der im Luftwirbel fröhlich bunt vom Himmel winkt. Es müssen ja nicht gleich 99 sein. ✔