Für eine zukunftsfähige Stadt

Bielefeld ist die erste Open Innovation City Deutschlands. Das Pilotprojekt wird mit 5,4 Millionen Euro vom NRW-Wirtschaftsministerium gefördert. Partner sind die Fachhochschule des Mittelstands (FHM), die die wissenschaftliche Leitung inne hat, die Founders Foundation, der Pioneers Club und OWL Maschinenbau. Aber was genau steckt hinter „Open Innovation City Bielefeld“? Wer kann sich beteiligen und warum gibt es das Projekt? Der BIELEFELDER sprach mit Henning Duderstadt, Head of Innovation Office.

„Wer aktiver Mitgestalter – Co-Creator – werden möchte: Alle sind eingeladen!“

Herr Duderstadt, wofür steht der „Open Innovation“-Ansatz?

Open Innovation steht einfach übersetzt für eine offene Innovationskultur. Es geht um Austausch, Vernetzung und darum, Menschen aus unterschiedlichen Bereichen in Innovationsprozesse einzubeziehen. Die Idee ist entstanden, weil Unternehmen vor großen Herausforderungen standen: schnelle technologische Entwicklungen, demografischer Wandel, soziale Veränderungen. Wir glauben, dass Städte vor den gleichen Herausforderungen stehen. Innovationen bedeuten daher Zukunftsfähigkeit. Und Open Innovation City geht davon aus, dass Innovationen in einer Stadt nicht nur in Unternehmen oder in Hochschulen entwickelt werden, sondern von Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft. Unser Ziel ist es daher, die Einwohner Bielefelds an der Innovationsentwicklung zu beteiligen und in den Vordergrund zu stellen. Das ist schon eine Innovation an sich, denn das passiert für eine Stadt so zum ersten Mal und wir sind mindestens genauso gespannt auf die kommenden Jahre und das, was wir gemeinsam bewegen können.

In welchen Bereichen sehen Sie Bedarf an Innovationen?

In allen Bereichen des Zusammenlebens und -wirkens in einer Stadt gibt es Bedarf für Innovationen. Open Innovation City soll an den großen Themenfeldern ansetzen. Dazu gehören sicherlich die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit, die Nachhaltigkeit oder auch Innovationen im sozialen Bereich. Aktuell sprechen wir mit den Stadtwerken, um gemeinsam Innovationen im Bereich der Mobilität voranzubringen. Kennen Sie zum Beispiel Jelbi aus Berlin? Im Rahmen eines Hackathons, also einer Kreativveranstaltung, an der zahlreiche Personen und Organisationen teilgenommen haben, entstand dort die Idee einer Mobilitäts-App, die alles kann – von der Fahrauskunft bis hin zu Bezahlung. Sie vergleicht in Echtzeit die Dauer und den Preis von Bus, Bahn, Taxis, Rollern, Fahrrädern usw. Ein tolles Beispiel für Open Innovation. Doch vom bloßen Kopieren hat keiner was. Anforderungen, die in einer Metropole von Bedeutung sind, können in Bielefeld ganz anders aussehen. Daher ist es wichtig, die Einwohner mit einzubeziehen, denn unser Ziel ist es, die Stadt und die Region noch attraktiver zu machen.

Sie sind der Leiter des Innovation Office. Was macht das Office denn genau?

Das Office ist der für jeden erlebbare Ort der Open Innovation City Bielefeld. Mein Team und ich werden dort einen Raum schaffen, damit Bielefelderinnen und Bielefelder zusammenkommen können, um innovative Projekte zu starten, die sonst vielleicht nicht entstanden wären. Dabei wollen wir unterstützen. Mit unterschiedlichen Formaten sprechen wir ein breitgefächertes Publikum an und möchten so alle Teile unserer Gesellschaft erreichen. Insbesondere auch Menschen, die heute noch denken, dass ihr Tun keinen Einfluss auf Innovationen haben kann. Manche wissen gar nicht, wie viel sie bewegen können. Hier auch passend der Aufruf: Wer aktiver Mitgestalter – Co-Creator – werden möchte: Alle sind eingeladen!

Warum haben Sie sich dafür entschieden, Teil der Open Innovation City Bielefeld zu werden?

Die Frage ist, wie hätte man sich dagegen entscheiden können? Ich bin Kind dieser Stadt, gegen meine Bielefeld-DNA anzukommen ist da ausweglos (lacht). Nein, ernsthaft – ich komme aus dem Bankgeschäft, habe da viele innovative Projekte vorangetrieben und war in der glücklichen Lage, immer wieder mit inspirierenden und innovativen Menschen zu arbeiten. Insbesondere in den letzten Jahren war ich in der Innovations- und Gründerszene aktiv und empfand dies als sehr inspirierend. In meinem eigenen Forschungsprojekt, meiner Dissertation, beschäftige ich mich auch mit gesellschaftsrelevanten Fragen im Bereich der Umsetzung von Nachhaltigkeit. Hier die Brücke zu einem praktischen Projekt zu schlagen, welches auf einem wissenschaftlichen Fundament beruht, reizt mich da natürlich sehr. Was aber der größte Motivationsfaktor ist, ist die Zukunft aktiv mitgestalten zu können. Auch für meine Kinder! Für wen wäre das keine Motivation?

Das OperationsTeam (v. l.: Pia Schwalbe, Sophie Kewitz,
Sebastian Fischer und Kevin Pamann) arbeitete die letzten
Monate intensiv daran, neue Formate zu entwickeln oder bereits bestehende mit auszubauen.