Mit viel Harmonie hat es der passionierte Orchestermusiker in seinem Berufsleben grundsätzlich zu tun. Jetzt freut sich Maximilian Randlinger auf die „vielHarmonie“-Konzerte im Bürgerpark. Eine Premiere für den gebürtigen Traunsteiner, der seit der Spielzeit 2022/2023 als Soloflötist bei den Bielefelder Philharmonikern tätig ist.

Die etwas anderen Bedingungen von Konzerten unter freiem Himmel sind ihm allerdings nicht fremd. „Ich bin ein Mensch, der immer erst auf das Positive eingeht“, lacht der 35-Jährige, und fährt fort: „Draußen zu spielen, hat etwas Besonderes, Naturverbundenes.“ Er schätzt das ungezwungene Konzerterlebnis und das schöne Ambiente. „Wenn ich auf dem Weg zur Arbeit in der großartigen Rudolf Oetker-Halle am Bürgerpark vorbeikomme, habe ich selbst oft Lust, mich dort aufzuhalten.“ Dem gegenüber steht die Unwägbarkeit des Wetters – immerhin schützt die Konzertmuschel die Musiker*innen und ihre Instrumente vor Regen. „Aber ohne die reflektierenden Wände hört man sich selbst und die anderen Instrumentengruppen anders als im Saal, das ist eine akustische Herausforderung. Und wenn der eigene Klang verstärkt wird, hat man weniger Einfluss darauf und ist abhängiger von der Technik.“ Neben dem Auftritt mit Web Web und Max Herre freut sich der Flötist besonders auf das Filmmusikprogramm. „Gerade Filmmusik eignet sich gut für Open Airs, weil sie so mitreißend ist. Und ich finde es gut, dass dabei der Gesamtorchesterklang zählt.“ Grundsätzlich reizt ihn die gemeinschaftliche Aufgabe als Orchestermusiker. Bevor er zu den Bielefelder Philharmonikern kam, war der Flötist in den Spielzeiten 2018-2020 im Bayerischen Staatsorchester der Staatsoper München engagiert und hat Erfahrungen mit zahlreichen weiteren Orchestern gesammelt. Allerdings: „Üben muss man allein“, unterstreicht Maximilian Randlinger. „Dabei ist man gezwungen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und lernt sich gut kennen.“ Ebenso wie das eigene Instrument, dessen warme Klangfarbe ihn früh fasziniert hat. „Meine elf Jahre ältere Schwester hat Harfe gelernt. Als ich sie im Duo mit einer Flöte gehört habe, wollte ich auch Querflöte lernen“, erinnert sich der Musiker. Der Plan ging auf, er gewann mehrere 1. Bundespreise im Wettbewerb Jugend musiziert und studierte an den Musikhochschulen in Hannover und München. Der besondere Klang der Querflöte wird übrigens anders erzeugt als etwa bei einer Klarinette, wo die gesamte Luft in Klang verwandelt wird. Der Ton entsteht dadurch, dass die Atemluft sich an der Kante des Anblaslochs bricht, es entstehen Wirbel und die Luft wird in Schwingungen versetzt. „Es geht viel Luft über die Kante und man muss lernen, sich die Luft einzuteilen und Phrasen zu formen. Was Streicher mit dem Bogen machen, machen wir mit dem Atem und dem Ansatz, also den Lippen. So wie ein gesprochener Satz durch unterschiedliche Betonung zur Frage oder zum Ausruf werden kann, so kann eine Phrase beim Musizieren durch mehr oder weniger Luft ganz unterschiedlich klingen.“

Überhaupt die Luft: Das viele Ein- und Ausatmen trainiert das Lungenvolumen und die Bauchdeckenmuskulatur. „Werke wie zuletzt der mehrstündige ‚Parsifal‘ setzen eine wahnsinnige körperliche Kondition voraus“, betont der Orchestermusiker. Eine weitere Herausforderung ist die seitliche Haltung des Instruments. „Das ist ein bisschen so, als würde man einseitig Sport machen“, erklärt Maximilian Randlinger. Kein Wunder, dass er ebenso wie viele seiner Kolleg*innen zum Ausgleich Sport treibt. „Joggen ist außerdem gut, um den Kopf freizubekommen.“ Und die ideale Gelegenheit, um Bielefeld, das er „sehr attraktiv“ findet, noch besser kennenzulernen.

VIELHARMONIE
SOMMERLICHE OPEN-AIR-KONZERTE IM BÜRGERPARK
Alle zwei Jahre wird der stimmungsvoll beleuchtete Bielefelder Bürgerpark neben der Rudolf-Oetker-Halle zum offenen Konzertsaal. An fünf Tagen gibt es jeweils ein Konzert am Abend – vor mehreren tausend Menschen, die auf Picknickdecken und Campingstühlen nicht nur das erstklassige Musikprogramm genießen, sondern auch mitgebrachte Snacks und Getränke. Neben Orchesterklängen darf sich das Publikum auf Singer-Songwriter, Hip-Hop, Soul und Funk freuen.
www.bielefeld.jetzt/vielharmonie

Fotos: Daniel Häker, Sarah Jonek