„Das Ehrenamt bewegt die Welt.“ Elena Eremeeva formuliert diesen Satz nachdrücklich und aus voller Überzeugung. Die 28-Jährige studiert seit 2019 Soziale Arbeit am Fachbereich Sozialwesen der FH Bielefeld, arbeitet neben ihrem Studium als Tutorin, engagiert sich bei der Arbeiterwohl fahrt und gibt dort unter anderem Deutschkurse für geflüchtete Frauen. In diesem Jahr erhielt sie – wie Luis Fernando Alpuche Amezcua, der InterAmerican Studies an der Universität Bielefeld studiert – den Preis des Vereins zur Förderung internationaler Studierender in Bielefeld (ViSiB).

Sich in einer und für eine Gesellschaft zu engagieren, ist für den Masterstudenten Luis Fernando Alpuche Amezcua eine Selbstverständlichkeit. „Es ist das Einfachste, was ich tun kann“, sagt der gebürtige Mexikaner, der bereits in seinem Heimatland freiwillige Arbeit geleistet hat und durch einen Freund 2018 nach Bielefeld kam. Hier unterstützt er seitdem Mitstudierende fachlich und kreativ im Deutschlernzentrum „PunktUm“ der Universität. Darüber hinaus engagiert er sich sozial bei einer Organisation für Gefl üchtete und MigrantInnen. „Migration ist nichts Fremdes, sondern Teil meines Lebens“, macht der 34-Jährige deutlich und stellt fest. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich für sie nicht so viel tun kann und sie mir mehr helfen als ich ihnen.“ Elena Eremeeva sieht es ähnlich. „Man lernt immer voneinander. Es ist ein Austausch, der einem den Zugang zu verschiedenen Kulturen ermöglicht“, unterstreicht sie. Kommunikation ist für sie dabei ein wesentlicher Schlüssel. „Ich weiß, wie es ist, in einem fremden Land anzukommen, dessen Sprache man kaum beherrscht.“ Elena Eremeeva kam als Aupair nach Deutschland, besuchte zunächst Deutschkurse und schloss dann ein FSJJahr in Hude bei Bremen an bevor sie ihr Studium an der FH in Bielefeld aufnahm. „Wirklichen Zugang zur deutschen Sprache ermöglichte mir in der ersten Zeit eine
engagierte Deutschlehrerin, mit der ich mich intensiv ausgetauscht habe. Dadurch konnte ich mich erheblich verbessern“, erzählt die Bielefelder Studentin, die in der Ukraine Linguistik studierte. Ihr Bachelor, der nach der Unabhängigkeit der Ukraine nicht in Deutschland anerkannt wurde, veranlasste sie, das Studienfach zu wechseln. Sie entschied sich für den Fachbereich Soziale Arbeit an der FH Bielefeld. „Das war immer mein Traum und ich bin dankbar, dass ich hier studieren kann“, sagt Elena Eremeeva, die aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Jekaterinenburg in Russland stammt. „Dort gibt es nur wenige Perspektiven.“ Das Wissen, dass Sprache der Schlüssel zur Verständigung und zu Menschen ist, nutzt sie heute gezielt für ihr ehrenamtliches Engagement. „Ich sehe, dass Bedarf besteht und überlege, wo ich helfen kann. Oft braucht es einfach nur Zeit.“ Und so hilft sie Frauen und alleinstehenden Müttern, Sprachbarrieren zu überwinden.

„Ein theoretischer Spracherwerb aus Büchern reicht nicht aus. Sprache muss man leben, um den Zugang zu finden. Und, man lernt am besten kontextbezogen“, erklärt sie überzeugt. Erfahrungen mit Menschen anderer Kulturen zu machen und internationale Vernetzung und Zusammenarbeit voranzutreiben, spiegeln sich immer wieder im ehrenamtlichen Tun der beiden Studierenden, deren Engagement innerhalb der Hochschulen und darüber hinaus breit gefächert ist. Etwas zurückzugeben, ist Fernando Alpuche, der in seiner Freizeit Musik macht und sich während der Pandemie ein kleines Tonstudio eingerichtet hat, besonders wichtig. „Es ist ein Geben und Nehmen und dafür bin ich sehr dankbar“, sagt der gebürtige Mexikaner. Seine Eltern lebten ihm ehrenamtliches Engagement vor. „Meine Mutter hat oft für bedürftige Menschen gekocht“, erzählt er. Sich den Blick für soziale Missstände zu bewahren, nicht darüber hinwegzugehen, sondern zu handeln, zeichnet beide aus. Auch grenzüberschreitend. So absolvierte Elena Eremeeva im Oktober 2021 mit Hilfe eines PROMOS-Stipendiums einen Praktikumsaufenthalt bei einer Non-Profit-Organisation in Tansania. Sechs Monate vor ihrem Abflug lernte sie selbstverständlich Suaheli. Unter Einsatz ihres eigenen im Rahmen des PROMOS-Stipendiums zur Verfügung gestellten Geldes organisierte und finanzierte sie dort verschiedene Projekte.
„Vor Ort habe ich dann erlebt, dass es den Kindern in der Schule an fließendem Wasser mangelte. Infektionen waren eine häufige Folge, da sie sich mit dem schmutzigen Wasser wuschen. Dadurch konnten sie die Schule oft nicht besuchen“, erzählt Elena Eremeeva von ihren Erlebnissen. Zurück in Deutschland sammelte sie Spenden, organisierte Hilfe und sorgte dafür, dass das Wasser heute gefiltert und damit nutzbar ist. „Davon profitiert jetzt nicht nur die Schule, sondern auch das dortige Krankenhaus“, freut sie sich. Immer wieder bringt sie sich in neue Projekte ein oder beteiligt sich an Aktionen. Von der Essensund Getränkeausgabe für Obdachlose bis hin zur Sammlung von Spendengeldern für Kinder in Afghanistan. Elena Eremeeva und Fernando Alpuche schmieden bereits Pläne für die Zukunft. Beide würden gern weiterhin in Deutschland leben und arbeiten. „Ich möchte nach dem Master eine sinnvolle Beschäftigung finden“, erzählt Fernando Alpuche. Die Möglichkeit in einer Gesellschaft zu helfen, empfindet er als Bereicherung. „Das liegt an den zwischenmenschlichen Beziehungen, die man aufbaut“, betont er. „Deutschland hat viel in mich investiert. Was ich tun und wo ich mich einsetzen kann, beschäftigt mich daher sehr“, unterstreicht Elena Eremeeva, die sich gut vorstellen kann, auch künftig Projekte im Ausland zu organisieren und durchzuführen. Demnächst zieht es sie wieder in die Ferne. Für ein weiteres soziales Projekt. Sie reist nach Indien, um an einer Schule zu unterrichten. „Darauf werde ich mich natürlich auch sprachlich etwas vorbereiten“, betont die 28-Jährige.

ViSiB fördert internationale Studierende Ob finanzieller Unterstützer in Notsituationen oder Ansprechpartner beim Einleben in Bielefeld – seit 1985 unterstützt der ViSiB internationale Studierende sowie GastwissenschaftlerInnen in Bielefeld. Der Verein zur Förderung internationaler Studierender in Bielefeld e.V vergibt in Kooperation mit den International Offices der FH und der Universität Bielefeld Stipendien. Diese finanziert der Verein über eigene Mittel, aufgestockt durch Gelder des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) aus dem Matching Funds Programm.

ViSiB unterstützt die internationalen Studierenden aber nicht nur finanziell, sondern vermittelt auch Kontakte, organisiert interkulturelle Veranstaltungen und vergibt regelmäßig

Preise für besondere Studienleistungen und Engagement. www.visib.de