ANDRÉ GEORGI … IN BIELEFELD

Es war die Liebe, die ihn nach Bielefeld verschlug. „Das klingt doch besser als ,der Beruf meiner Frau‘“, lacht André Georgi, der rund 50 Drehbücher für Fernsehproduktionen geschrieben hat, u. a. Tatort, Bella Block und Marie Brand. Für das Drehbuch zu „Volksfest“, nach einer Erzählung von Ferdinand von Schirach, wurde André Georgi zusammen mit dem renommierten Autor 2015 mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet.

Geboren in Kopenhagen – seine Mutter ist Dänin – und aufgewachsen in Berlin führte der studierte Philosoph das typische Wanderleben einer Akademikerfamilie: Freiburg, Wien, Hamburg und noch einige Stationen mehr. Bis seine Frau 2008 den Ruf der Uni Bielefeld annahm. Die Historikerin Prof.‘in Dr. Angelika Epple wird übrigens zum 1. Oktober neue Rektorin. „Für unsere Kinder war das toll, dass es nun einen festen Ort gibt, aber ich habe offen gestanden lange gebraucht, um mich an die Stadt zu gewöhnen“, erzählt der renommierte Drehbuch-Autor. Erst als ich merkte, dass es mich nervt, dass es auf den Satz: ,Ich komme aus Bielefeld‘ eigentlich nur zwei Reaktionen gibt – entweder ,Bielefeld gibt’s nicht‘ oder es wird einfach nur gelacht –, war klar, dass ich angekommen bin. Bielefeld hat etwas sehr Ehrliches und ist im Vergleich zu ähnlich großen Städten sehr liberal und offen. Die Westfalen haben eine angenehme Betriebstemperatur von 7 Grad.“

Schon zu Schulzeiten hat André Georgi Theaterstücke geschrieben, aber dann ruhte das Schreiben, bis er mit Mitte 30 eine Fortbildung zum Drehbuchschreiber in Hamburg absolvierte. „Ich habe Glück gehabt, dass ich schnell für beliebte Fernsehformate arbeiten durfte“, erinnert er sich. Er schrieb Folgen für Lena Odenthal, die dienstälteste Tatort-Kommissarin, für die Kölner mit Ballauf und Schenk sowie für das Leipziger Duo, verkörpert von Martin Wuttke und Simone Thomalla. Am Anfang steht ein kurzes Exposé. Der Plot, also das dramaturgisch wirkungsvoll dargelegte Handlungsgerüst, ist entscheidend. Gefällt die Idee der Produktionsfirma, wird ein erstes Treatment geschrieben, das meist mehrfach überarbeitet wird. Erst dann kommt das eigentliche Drehbuch mit Dialogen. Das ist extrem
27 schlank und sprachlich eigentlich schlampig“, so der 58-Jährige, „denn es enthält nur, was visuell zählt. Jeder Satz muss eine Information enthalten.“ Ist die Arbeit getan, übernimmt der Regisseur. Gegebenenfalls werden nach Leseproben mit den Schauspieler*innen Dialoge umgeschrieben.

Trotz der vielen Erfolge mit seinen Drehbüchern fühlt sich der sympathische Kreative eigentlich eher in der Prosa
zuhause. Bei Suhrkamp hat er zwei Thriller veröffentlicht: „Tribunal“ und „Die letzte Terroristin“. Letzterer wurde unter dem Titel „Der Mordanschlag“ mit Ulrich Tukur und Petra Schmidt-Schaller verfilmt. Drehbuch: André Georgi. „Das war schon sehr besonders, der Roman war noch nicht fertig, als ich das Drehbuch schrieb. Ich habe parallel gearbeitet und so kam es zu einer Wechselwirkung zwischen Film und Buch.“ Zwei Erzählungen stammen außerdem aus seiner Feder. Im vergangenen Jahr kam „Trump“ auf den Buchmarkt – ein Roman über Donalds Großvater. Ein neues Projekt liegt bereits auf seinem Schreibtisch in Bielefeld. ✔

Foto: Eike Birk