Bielefeld? Gibt’s doch gar nicht. Wer die Bielefeld-Verschwörung für einen alten Hut hält, wird sich wundern, wie Alex Strömer alias Ali-Safari sie in einen hippen „Hoodie“ verwandelt. In seinem aktuellen Song „Eine Stadt, die es nicht gibt, und die trotzdem jeder liebt“ rapt und reimt sich der Bielefelder Musiker mit Wortwitz und ansteckendem Groove durch seine Heimatstadt. Das dazugehörige Video ist natürlich ebenfalls dort entstanden, wo auf der Landkarte angeblich ein weißer Fleck ist. Einfach mal reinschauen!
www.ali-safari.de

Stray Cats / 40

Auch im 40. Jahr ihres Bestehens hat sich am Sound dieser Band eigentlich nichts geändert. Nach wie vor wird die Fahne des Rockabilly hochgehalten. Da ist nicht so ganz viel Überraschendes dabei, doch Fans werden sich über ein Lebenszeichen freuen, zumal sich auf ihrem neuesten Werk ausschließlich Eigenkompositionen befinden – dem ersten gemeinsamen Werk seit 26 Jahren. Mit „Cat Fight“ startet das Album auch gleich voll durch, als wären die drei Herren nie weg gewesen. Dabei widmeten sich Brian Setzer, Slim Jim Phantom und Lee Rocker bereits 1992 eigenen Solo-Projekten. Nach einem ersten Reunion-Konzert 2003 trat die Band dann immer häufiger wieder in Originalbesetzung auf. Es folgen einige bluesige Midtempo-Nummern, das großartige rein instrumentale „Desperado“, was sich auch hervorragend als Soundtrack für einen Western eignen würde, und bis mit „Devil Train“, einem wahren Gitarren-Feuerwerk, dieses sehr gelungene Comeback seinen Abschluss findet. Nun aber los, schnell noch eine Handvoll Pomade in die Haare schmieren, das pinke Oldsmobile mit Heckflossen besteigen und ab geht’s. (R.R.)

Joshua Redman Quartet / Come What May

Das seit Jahren zusammen spielende Quartett veröffentlicht sieben Kompositionen Redmans, die sich während der gemeinsamen Tourneen als die Besten herausgestellt haben. Das perfekte und vertraute Zusammenspiel der Musiker, die sich in unterschiedlichen Stilen auszudrücken verstehen, begeistert: Relaxed, aufeinander hörend, wahrlich zusammen improvisierend. (S.L.)

New Order / Σ(No,12k,Lg,17Mif)

Man kann diesen alten Helden ja vieles vorwerfen, aber sicherlich nicht, dass ihre Alben einfallslose Titel hätten (siehe oben). Ich wäre so gerne einmal Ohrenzeuge, wenn jemand dieses Werk am Telefon bestellt. Nun ja, nicht ganz so kompliziert geht es dann aber bei diesem Live-Album zur Sache. Die 18 Tracks auf diesem Album umspannen fast die komplette Geschichte von New Order, eigenartigerweise fehlt ausgerechnet „Blue Monday“. Das tut diesem Konzerterlebnis aber keinen Abbruch, Fans können sich beispielsweise über Titel wie „Disorder“ von Joy Divisions „Unknown Pleasures“-Album, 30 Jahre lang nicht live gespielt, freuen. Und natürlich finden wir auch alte Tanzflächen-Kracher wie „Shellshock“, „Sub-Culture“ oder „Love Bizarre Triangle“ auf diesem Tonträger. (R.R.)

The Violent Years / Via Antarctica

Mandal ist laut Wikipedia die südlichste Stadt Norwegens. Doch hinter der sonnigen Fassade der Küstenstadt gibt es mehr zu entdecken: Zum Beispiel „The Violent Years“. Schwer zu beschreiben ist die Musik dieser Band, sie selbst bezeichnen sie als eine Mischung aus Americana, 80s Pop und Post-Punk, und das alles mariniert in Akkorde und Harmonien der Beatles. Der Gesang ist oft düster, sehnsüchtig. Leidende oder singende Gitarren treffen auf perlende Klavierklänge, untermalt von Streichern. Doch es sind gerade die hellen Momente, die dieses Album auszeichnen, so wie Sonnenstrahlen einen trüben Tag erhellen. Das ist ganz große Musik aus Skandinavien zum Mitleiden und Trost finden. (R.R.)

Emotional

P!NK / Hurts 2B Human
So frech wie früher ist sie nichtmehr. Und auch die ganz großen Überraschungen bleiben aus. Schade, schade! Aber Alecia Beth Moore alias P!NK lässt sich trotz allem (hoffentlich) immer noch in keine Schublade stecken. Thematisch bleibt sie sich auf ihrem achten Album treu– mit Tracks, die von den Ups and Downs der Liebe und Selbstzweifeln erzählen. Zu glatt gebügelt ist allerdings der klassische Mix aus Pop, Rock und Balladen. Auch, wenn sie Künstler wie Khalid und Chris Stapleton als Verstärkung ins Boot geholt hat. Keine Frage, sie kann Dancefloor und große Gefühle. Eindrucksvoll ist ihre rauchige, kratzige und einfühlsame Stimme. Bei Songs wie „We could have it all“ oder „90 Days“ – dafür hat sie sich Wrabel mit ins Studio geholt und das hat sich gelohnt – kommt diese unglaublich stark raus. Selbstbewusst – wie ihr Song „Courage“ – sollte die Grammy-Preisträgerin künftig einfach neue Wege gehen. Wir folgen ihr, ohne sie zu stressen. (C.B.)

Calexico / Iron & Wine
Years to Burn

Doppelte Anzahl der Bands = doppelte Spielzeit? Von wegen! Nach nur 32 Minuten müssen wir schon wieder auf Repeat drücken, was sehr schade ist. Calexico haben hier zusammen mit dem amerikanischen Singer/Songwriter Sam Beam – besser bekannt als Iron & Wine – ein wunderschönes Album geschaffen. Der Wüstensound von Calexico und der Folk von Iron & Wine schmiegen sich sehr harmonisch ineinander. Beide Bands sind nicht gerade für ihre große Hektik und Aggressivität bekannt und so sucht man solcherlei auch vergeblich auf dieser musikalischen Zusammenarbeit. Ruhige, manchmal schon fast zu ruhige Töne herrschen in den acht Titeln vor, nur stellenweise unterbrochen von einem Prog-Rock-artigen Gitarrensolo oder von Free-Jazzigen Tönen. Selten klangen sie so sehr nach Crosby, Stills and Nash wie hier, drückten sie ihre Liebe zu Americana so deutlich aus. Eingängig, aber mit Ecken und Kanten. Dennoch, beim nächsten Album dürfen die Jungs von Calexico von mir aus aber wieder gerne etwas mehr in die Saiten schlagen (R.R.).

Very british: Grantchester

Ein smarter, charmanter Vikar (Brit-Hottie James Norton) und ein ruppiger Polizist (Robson Green) sind das Dreamteam dieser überzeugenden Serie. Sie bekommen es im beschaulichen Örtchen Grantchester der Nachkriegszeit nicht nur mit spannenden Fällen zu tun, sondern kämpfen auch mit ihren Erinnerungen an den Krieg und anderen privaten Problemen. Hochkarätig besetzt und perfekt ausgestattet ist dieser Historienkrimi alles andere als behäbig. Und schon die erste Staffel der Serie, die in ihrer Heimat einen sensationellen Start hinlegte, macht Lust auf mehr. (S.G.)