JÜRGEN DRECKSCHMIDT?

„Eigentlich hätte ich gern noch ein paar Jahre weitergemacht“, sagt Jürgen Dreckschmidt mit Blick auf den Sommer 2018. Im Juni ging es für den engagierten Kulturmanager, der „viel Spaß an seiner Arbeit hatte“ in den Ruhestand. „Ich hatte mir vorgenommen, ganz viele Festivals zu besuchen“, erinnert er sich. „Vorher war ich auch schon beruflich viel unterwegs, hatte dabei aber stets im Kopf, welche Künstler wir für unsere Veranstaltungen in Bielefeld verpflichten könnten.“
Doch aus dem privaten Kulturerleben wurde wegen der Corona-Pandemie zunächst nichts.

Über 40 Jahre war Jürgen Dreckschmidt bei der Stadt Bielefeld tätig: als Sozialarbeiter in der Jugendarbeit, als Mitglied des Personalrates und knapp 18 Jahre als Kulturmanager im Kulturamt. Dort hat er u. a. das bekannte Kinderkultur-Fest „Wackelpeter“ mit aus der Taufe gehoben, das sich zu einem Besuchermagneten mit bis zu 30.000 Gästen entwickelte. Auf dem Leinweber Markt verantwortete der engagierte Kulturmanager das „Streetlife-Programm“ und baute nach dem Umzug des Kulturamtes ins AmerikaHaus die “Kommunale Galerie“ weiter auf und kuratierte etwa 75 Fotoausstellungen.

Auch gereist ist Jürgen Dreckschmidt gern, nach Frankreich oder an die Nordsee. „In meinem Berufsleben war ich immer nur mal zwei bis drei Wochen am Stück unterwegs und habe es immer bedauert, dass ich dann, wenn es richtig Spaß machte, wieder nach Hause musste.“ Auf Langeoog ergab sich 2019 die Möglichkeit, eine sinnvolle Tätigkeit mit einem längeren Urlaub zu kombinieren: als Ehrenamtlicher im Nationalpark Wattenmeer. Hier hat der 69-Jährige im Westen der Insel einen fest zugewiesenen Bereich.
Jeden Tag geht er in den Monaten von Januar bis Ende März/Anfang April sein Gebiet ab. „Im Winter hat die Insel einen besonderen Charakter. Es ist nicht so voll und die Insulaner haben mehr Zeit.“
In diesem Jahr waren es die extremen Stürme, die den Ehrenamtlichen auf Trab hielten. Schäden mussten beseitigt und Wanderwege wieder hergerichtet werden. Jürgen Dreckschmidt leistet auch pädagogische Arbeit, erklärt den Besucher*innen, warum die Schutzzone nicht betreten werden darf oder erzählt, welche Vögel dort im Frühjahr brüten.
Und er hilft dem Nationalpark-Ranger Jochen Runar dabei, die Nonnen- und Graugänse zu zählen, die Info-Schilder im Nationalpark zu erneuern und vieles mehr. Die Chemie zwischen ihm und dem Ranger passte auf Anhieb. „Wir fahren beide gern Motorrad und gehen so in Richtung Altfreaks“, lacht Jürgen Dreckschmidt – und natürlich verbindet die zwei die Liebe zur Natur. Und wenn der ehemalige Kulturmanager nicht auf Langeoog „durchlüftet“, wie er es nennt, dann schraubt er mit Leidenschaft bei „Fahrräder bewegen Bielefeld“ mit. Der Verein möbelt alte Räder wieder auf und gibt sie an Geflüchtete und Schulkinder ab.